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Im Ernstfall Schlangestehen vor den Apotheken

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Im Ernstfall Schlangestehen vor den Apotheken

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    Schweinfurt (kr) Was passiert, wenn was passiert - nämlich im Atomkraftwerk Grafenrheinfeld. Für einen solchen, laut Betreiber und Regierung "höchst unwahrscheinlichen" Fall hatte das Innenministerium vor 25 Jahren geraten, Kalium-Jodtabletten einzunehmen, um damit die Aufnahme von radioaktivem Jod in der Schilddrüse zu verhindern und das Risiko eines Karzinoms zu verringern.

    Die Tabletten wurden seinerzeit großzügig an die Bevölkerung verteilt und an diverse Ausgabezentren, vor allem Schulen und Kindergärten. Weil sie das Verfallsdatum inzwischen längst überschritten haben, gibt es jetzt neue Jodtabletten. Aber nur 27 000 Stück und diese nur noch für Personen bis zum Alter von 45 Jahren.

    Ausschließlich medizinische Begründungen würden dafür angeführt, erklärte Helmut Wehner, der Leiter des Amtes für öffentliche Ordnung und Umweltfragen, im Ferienausschuss des Stadtrats. Ab 45 steige nämlich nach Ärztemeinung die allgemeine Anfälligkeit (Nebenwirkungen) gegen solche Jodblocker. Außerdem nehme die Schilddrüse etwa ab diesem Alter sowieso weniger Jod auf - womit auch die Gefährdung durch radioaktives Jod nicht mehr so hoch sei.

    Wie Wehner im Ausschuss weiter bekannt gab, hat das Innenministerium verfügt, diese 27 000 Tabletten nicht mehr von vornherein großflächig zu verteilen, sondern in der Feuerwache am Hainig einzulagern. Von dort aus soll sie die Feuerwehr im Ernstfall an die 26 Apotheken im Stadtgebiet verteilen. Diese werden Ausgabestellen für die Bevölkerung. Nähere Informationen dazu, vor allem über die richtige Dosierung, habe das Innenministerium in Form einer Broschüre in Aussicht gestellt. Ein Zeitfenster für deren Erscheinen gebe es aber noch nicht.

    Nach der Sitzung erklärte Wehner auf Nachfrage der Redaktion, auch seiner Meinung nach klafften Theorie und Praxis bei dieser Neuregelung "weit auseinander". Er teile die Auffassung, dass damit das Chaos bei einem Ernstfall eher noch erhöht würde. Schlangestehen vor den Apotheken sei durchaus denkbar, wahrscheinlicher aber noch, "dass die allermeisten Leute das Weite suchen werden, statt erst noch zu ihrer Apotheke zu rennen."

    In der Sitzung selbst wurde das Thema nicht weiter diskutiert. Wegen seines Gewichts habe er's nicht unbedingt im Ferienausschuss präsentieren, sich aber auch nicht weiteren Verschleppungsvorwürfen aussetzen wollen, erklärte Wehner. Seine Beschlussvorlage - keine Gegenstimme gestern - stehe seit mehreren Monaten.

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