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Schweinfurt: Im Schrotturm gab es keine Schrottpresse

Schweinfurt

Im Schrotturm gab es keine Schrottpresse

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    Prachtbau am Marktplatz: Die Tour begann vorm Schweinfurter Rathaus.
    Prachtbau am Marktplatz: Die Tour begann vorm Schweinfurter Rathaus. Foto: Uwe Eichler

    Es geht bekanntlich etwas drunter und drüber, im Corona-Jahr. Ursprünglich sollte "Schweinfurt von unten und oben" erkundet werden, beim Ferienspaß mit Gästeführerin Waltraud Warmuth, Betreuerin Tamara Stapf und 18 Kindern (die Audio-Tour gab es auch schon für die Großen). Die enge Treppe des Schrotturms war allerdings tabu, der Keller des Weißen Turms blieb ebenfalls geschlossen, gemäß der Auflagen beim Infektionsschutz.

    Dabei war Tropfenflug sogar mal erwünscht, in der Schrotfabrik am einstigen Rüfferhaus. Im Schrotturm hat Johann Christian Voit ab 1818 nicht etwa Schrott verarbeitet, wie von einem jungen Schweinfurter vermutet wurde. Durch ein Sieb wurde Blei gegossen, in einem kastenähnlichen Anbau. Dank Schwerkraft formte sich das fallende Metall zu superrunden Gewehrkugeln für die Jagd, die in einem Wasserbottich aufgefangen wurden. Im Barock hatte der Turm noch als chices (Flucht-)Treppenhaus am Palazzo von Ratsherr Balthasar Rüffer gedient: "Wegen der Feuergefahr wurde die Treppe gerne außen angebaut", erzählt Warmuth. Später hat man das Wahrzeichen aufgestockt. Die Aussicht hoch über den Dächern soll atemberaubend sein.

    "Schweinfurt ist eine ganz besondere Stadt", hatte Touren-Guide Warmuth schon am Treffpunkt geworben, am alten Rathaus, das einigermaßen heil durch den Krieg gekommen und erst 1959 in Brand geraten war, bei Schweißarbeiten.

    Immer den richtigen Riecher gehabt: Im Zürch steht ein Denkmal für die Namensgeber der Erfinderhochburg Schweinfurt.
    Immer den richtigen Riecher gehabt: Im Zürch steht ein Denkmal für die Namensgeber der Erfinderhochburg Schweinfurt. Foto: Uwe Eichler

    Bewegte Zeiten

    Überhaupt hat die Stadt bewegte Zeiten erlebt, seitdem sie von Ur-Schweinfurt, nahe der Peterstirn, an ihren heutigen Standort gewandert ist: Wo nicht etwa Schweine trockenen Rüssels durch den Main waten konnten, sondern der Fluss zur Furt "geschwunden" war. "Hättest Mainfurt, hättest Weinfurt heißen können", seufzte schon Friedrich Rückert angesichts der Marketing-Sauerei mit dem Borstenvieh im Namen.

    Wieviele Gedichte hat der Poet geschrieben? "Eine Million", schlägt ein Zuhörer vor. Ganz so viele waren es doch nicht: Auf 10 000 Werke und 44 Sprachen hat es der Dichterfürst vom Marktplatz gebracht. Schweinfurterisch war nur die erste.

    Und ein wenig Lokalpatriotismus sei erlaubt: "Es gibt wenige Städte, die so viele tolle Erfindungen haben wie wir." Georg Schäfer hat die Kugellager-Industrie gegründet, Ernst Sachs die Torpedo-Freilaufnabe fürs Fahrrad ausgetüftelt, und schon in den 1970ern gab es lokale Vorläufer der Inline Skates, die "SKF Speedys". Das "Schweinfurter Grün" war als Farbe allerdings ein ziemliches Giftgrün.

    Schweinfurt-Crashkurs

    Der Schweinfurt-Crashkurs führt zum Marktbrünnle und Schäfermuseum, in Richtung Bücherei, Ebracher Hof, Zürch und Stadtmauer mit dem Pulverturm. Fachfrau Warmuth bietet außerdem kulinarische Weinführungen für Erwachsene an. Ob im Dezember ihre berühmte Leckerschmecker-Tour stattfinden kann, im Rahmen von "Schweinfurt 360°", steht aber noch in den Sternen.  

    Im Ebracher Hof stand mal eine Zehntscheune des Klosters Ebrach. Heute sind in der historischen Hofanlage ein Restaurant und die Stadtbücherei untergebracht.
    Im Ebracher Hof stand mal eine Zehntscheune des Klosters Ebrach. Heute sind in der historischen Hofanlage ein Restaurant und die Stadtbücherei untergebracht. Foto: Uwe Eichler
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