Das Feuer loderte hell bei den Schwebheimer Naturfreunden, die am Johannisfeuer 100 Jahre Ortsgruppe feierten. Unter Aufsicht der Feuerwehr griffen die Jüngsten zur Fackel. Bei der gut besuchten Sonnwendfeier am Naturfreundehaus trugen Gesangs- und Musikverein viel zur guten Laune bei.
Vorsitzender und Bürgermeister a.D. Hans Fischer fasste hundert Jahre Vereinsgeschichte in (etwas mehr als) sieben Minuten zusammen: Im Mai 1922 hatte Malermeister Hans Schneider 44 Naturfreunde zusammengetrommelt, um eine eigene Ortsgruppe zu gründen, im Zeichen der drei Alpenrosen – "in einer Zeit des Aufbruchs, die noch geprägt war vom Schrecken des Ersten Weltkriegs", so Fischer. Die 1895 als Touristenverein in Wien entstandenen Naturfreunde wurzelten in der Arbeiterbewegung. Ihr Streben nach Freiheit, Gleichheit und Demokratie stieß in der Weimarer Republik bald an Grenzen, in Form des politischen Extremismus.
"Freiheit" lautete auch der Ruf, mit dem sich Naturfreund Georg Jakob einem Aufmarsch von SA und NSDAP im Ort entgegengestellt hat. Wäre sein kleiner Sohn, das spätere Ehrenmitglied Heinz Jakob, nicht dabei gewesen, wäre die Tracht Prügel wohl noch heftiger ausgefallen, vermutet der Festredner. 1933 wurden die Naturfreunde von den braunen Machthabern verboten. Die gute Saat sei aber gelegt worden, sagt der Vorsitzende, die zunächst im Stillen weiterwuchs. Nach dem Krieg formierte man sich neu, Bürgermeister Weimer übertrug den Umweltschützern der "Stunde Null" eine aufgelassene Sandgrube. Mit dem Kuhgespann wurde Schweinfurter Kriegsschutt herangeschafft. 1952 stand das Naturfreundehaus, das aus abgeklopften Kugelfischer-Backsteinen gebaut worden war. Es wurden jede Menge Bäume gepflanzt, Nistkästen aufgehängt, Naturlehrpfad und Wanderwege betreut.
Naturfreundehaus seit 1983 "atomwaffenfreie Zone"
Der Verein hat mit Norbert Denzer einen Bezirksvorsitzenden gestellt und ist nach wie vor (gesellschafts-)politisch aktiv. Schon 2001 hat sich ein Arbeitskreis "Energie für die Zukunft" gegründet. Das Naturfreundehaus ist seit 1983 "atomwaffenfreie Zone". Die Gemeinde gilt seit Jahren als gentechnikfrei, bei Solarenergie oder Radwegebau leistete man im Landkreis ebenfalls Pionierarbeit. "Das Wort ist leer und ohne Sinn, wenn ich im Wort nicht selber bin", zitierte Fischer Dichter Hans Huldreich Büttner.
Auch Vizelandrat Thomas Vizl lobte die besondere demokratische Tradition des Vereins, der den Menschen aus der Arbeiterstadt Schweinfurt und Umgebung frühen Zugang zur Natur ermöglicht habe. Schwebheim sei Vorreiter bei der ökologischen Flurbereinigung gewesen, dank Bürgermeister Hans Fischer und seinem Vorgänger Fritz Roßteuscher. "Genießt es, was ihr zustande gebracht habt", sagte Bürgermeister Volker Karb, mit Blick auf viel Natur rund ums Kräuterdorf. Zum runden Geburtstag werden weitere hundert Bäume in den Schwebheimer Wald gepflanzt.
Landesgeschäftsführer Peter Pölloth lobte einen der aktivsten Vereine im Landesverband. Auch eine Ehrenmitgliedschaft gibt es, in diesem Fall für Fritz Träber, der die Ortsgruppe 37 Jahre lang geleitet hat, bevor das Amt 2021 an Hans Fischer weitergereicht wurde. Sechs befreundete Ortsgruppen gaben sich die Ehre, sie erhielten Jubiläumsnistkästen, gebaut von Heinz Jakob, handbemalt von Sandra Seibold. Selbst aus Hessen waren (Natur-)Freunde dabei und durften im Grünen relaxen.