Es ist das Schlimmste was man sich vorstellen kann, was jungen Eltern widerfahren kann: wenn ihr Kind schwer, in diesem Fall sogar schwerst geistig und körperlich behindert auf die Welt kommt. Den kleinen Ben Süßmeier hat es gleich doppelt erwischt.
Bei ihm kamen zwei schwere Gen-Defekte zusammen, die in dieser Kombination äußerst selten sind. Zu allem Überfluss hat er auch noch einen sehr schweren unoperablen Herzfehler. Die Transplantation eines Spenderherzens scheidet aufgrund seiner geistigen Behinderung nach der aktuellen Gesetzeslage aus.
Eine brutale Situation für seine Eltern. Und es hat lange gedauert, bis seine Mutter Britta Süßmeier aus Gerolzhofen, so frei wie heute, darüber reden kann, wie sie offen gesteht.
Inklusive Geburt hat Ben inzwischen zwölf stationäre Krankenhausaufenthalte hinter sich. Über ein halbes Jahr lang litt er in seinem ersten Lebensjahr an einer mit Atemstillständen einhergehenden schweren Epilepsie. Niemand wusste, ob er bei einem Anfall überhaupt wieder zu atmen anfängt. Maximal ein Jahr haben die Ärzte dem todkranken Ben gegeben. Doch er ist ein Kämpfer. Selbst schwere Infekte, die jedes Mal tödlich sein können, hat er mit seinem Überlebenswillen überstanden, obwohl er mehrfach „auf der Kippe“ stand.
Im April wird Ben sechs Jahre alt und hat offenbar noch lange nicht genug vom Leben und nicht aufgegeben.
Doch Ben kann aufgrund seiner Behinderungen weder stehen noch laufen. Er kann nicht sprechen, aber wenigstens viel verstehen, wenn er auch bei weitem nicht auf dem geistigen Stand gleichaltriger Kinder ist.
Spontane Hilfe
Umso dankbarer sind seine Eltern, für jede gute Nachricht. Etwa wenn sich jemand wie Günter Götzelmann spontan bereit erklärt, ihnen zu helfen und entgegenzukommen, um ihnen das schwere Leben mit Ben etwas zu erleichtern.
So hat sich jetzt zu den vielen neuen Einkaufswagen bei Rewe-Götzelmann an der Ecke Dreimühlenstraße/Andreas-Hippler-Straße ein ganz besonderes Exemplar dazugesellt, ein „Handicap-Wagen“.
Die Anregung zu der Anschaffung kam von Bens Mutter. Sie ist Kundin im Rewe-Markt. Im November hatte sie Günter Götzelmann bei einem Einkauf auf derartige Einkaufwagen angesprochen. Der Inhaber versprach spontan, sich zu kümmern. Und er hielt Wort. Anhand des Bildes, das ihm Bens Mutter schickte, sah er sich umgehend nach einem Modell um.
„Endlich denkt mal jemand an besondere Kinder.“
Kommentar einer Mutter auf der Facebook-Seite im Internet
Bens Eltern hatten eigentlich damit gerechnet, dass der „Handicap“-Wagen erst mit der Eröffnung des geplanten neuen Rewe-Marktes am Kreisel bei Rügshofen vor der Tür stehen würde, doch dann erfuhren sie von Günter Götzelmann, dass es schon im Januar soweit sein würde. Britta Süßmeier: „Der Wagen hilft uns total weiter. Wir haben uns riesig gefreut, als es hieß, er kommt.“
Das Problem bei Ben ist, dass er in absehbarer Zeit aufgrund von Größe und Gewicht endgültig nicht mehr in die Kindersitzvorrichtung eines normalen Einkaufswagens passt. Dabei stellt es aber schon jetzt jedes Mal eine enorme körperliche Anstrengung für die Eltern dar, ihn in die enge Sitzvorrichtung hineinzuzwängen und wieder herauszuheben, da er nicht aktiv mitmacht, wenn es etwa darum geht, die Füße durch die Öffnungen zu stecken.
Das ist im Handicap-Wagen alles kein großes Problem. Er ist speziell für gehbehinderte Kinder wie Ben ausgelegt und bietet ihm vor allem auch den nötigen Platz. Hier kann Ben jetzt auch die Füße im Sitzen bequem ausstrecken.
Günter Götzelmann: „Die Anregung haben wir sehr gerne aufgegriffen und den Wagen daraufhin zügig beschafft. Wir freuen uns, der Familie damit den Einkauf etwas erleichtern zu können.“
Dass Bens Eltern mit ihrem Problem bei weitem nicht alleine stehen und die Aktion mittlerweile deutschlandweit Beachtung findet und als positives Beispiel und „super Idee“ gewürdigt wird, zeigen die Reaktionen in den sozialen Netzwerken.
Allen voran auf der Seite von Rewe-Götzelmann in Facebook wird der Bericht über die Anschaffung des Handicap-Wagens regelrecht explosionsartig geliked und von den Besuchern der Seite mit ihren Freunden geteilt, seit er dort eingestellt ist. Nicht anders ist die Resonanz auf den Seiten von Behindertengruppen, auf denen Britta Süßmeier den Beitrag zusätzlich eingestellt hat.
Die Reaktionen zeigen, dass viele Eltern mit behinderten Kindern in ganz Deutschland oder auch Österreich vor dem gleichen Problem stehen und es ihnen ähnlich geht wie der Familie aus Gerolzhofen.
Zum anderen wird von betroffenen Vätern und Müttern durchgängig der Wunsch geäußert, „dass alle Geschäfte und Märkte so einen Einkaufwagen haben sollten.“ Eine Mutter hat gepostet: „Endlich denkt mal jemand an besondere Kinder.“
Da dieser Wagen speziell für gehbehinderte Kinder gedacht ist, ist er nicht frei zugänglich. Bei Bedarf kann er aber problemlos beim Personal im Rewe-Markt in Gerolzhofen und demnächst auch in Schwebheim angefordert werden. Ein tolles Beispiel für Inklusion.
Übrigens wartet Günter Götzelmann auf die bereits zusätzlich bestellten speziellen Einkaufswagen für Rollstuhlfahrer und für Zwillinge in beiden Märkten.
+++ Neue Einkaufswagen für ALLE unsere Kunden +++Einige von euch haben es vielleicht schon bemerkt - wir haben neue... Posted by REWE Götzelmann OHG on Montag, 25. Januar 2016