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SCHWEINFURT: Integration einmal ganz anders

SCHWEINFURT

Integration einmal ganz anders

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    Einmal in der Woche treffen sich die russischen Frauen zum Austausch im Kindergarten. Im Hintergrund: Kindergartenleiterin Ninette Schmitt, Harald Mantel von gerne daheim in Schweinfurt, Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser, Pfarrer Stefan Mai.
    Einmal in der Woche treffen sich die russischen Frauen zum Austausch im Kindergarten. Im Hintergrund: Kindergartenleiterin Ninette Schmitt, Harald Mantel von gerne daheim in Schweinfurt, Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser, Pfarrer Stefan Mai. Foto: FOTO Laszlo Ruppert

    Einmal in der Woche treffen sie sich, um sich auszutauschen, um neue Ziele zu vereinbaren oder das ein oder andere Problem zu lösen: Acht russische Mütter von Kindern, die den Maximilian-Kolbe-Kindergarten besuchen. Ein dicker Ordner liegt vor ihnen mit Aufgaben, die ihre Kleinen gelöst oder bunten Bildern, die sie gemalt haben. Die Frauen unterhalten sich auf Russisch.

    Integration wird bei dem Pilotprojekt, das ursprünglich in den Niederlanden entwickelt wurde, einmal ganz anders aufgezogen. Unwichtig ist die Forderung, die so oft an die Aussiedler gestellt wird, sich möglichst schnell über die deutsche Sprache zu integrieren, so Stefan Mai, Dekan des Dekanats Schweinfurt-Stadt und Pfarrer von St. Maximilian Kolbe. Ziel des Projektes ist es vielmehr die Mütter anzuregen, mit ihren Kindern zu lesen, zu spielen, zu erzählen, zu basteln oder zu singen.

    Über Russisch zu Deutsch

    „Das darf sehr wohl auf Russisch passieren, zumal das ja die Muttersprache der jungen Frauen ist“, sagt die Kindergartenleiterin Ninette Schmitt, die neben Betreuerin Ingrid Seinstra das Projekt tatkräftig unterstützt. Es habe sich in der Folge gezeigt, dass die Kinder dieses Interesse genauso auf die deutsche Sprache übertragen, im Kindergarten plötzlich ein deutsches Buch zur Hand nehmen, ein deutsches Lied singen wollen oder über ihr eben fertig gestelltes Gemälde erzählen.

    Aber nicht nur den Kindern tut der neue Facettenreichtum gut, auch die russischen Mütter lernen jeden Tag dazu und erarbeiten sich dadurch ein neues Selbstbewusstsein. „Für mich ist es schön, nicht nur Mutter und Hausfrau zu sein, sondern mich hier zu engagieren“, sagt eine der jungen Frauen. Unerlässlich für die Gruppe sei besonders das Engagement der so genannten Stadtteilmütter, berichtet Harald Mantel vom Projekt „Gerne daheim in Schweinfurt“, der in Kooperation mit den Kindergärten und der Volkshochschule das Pilotprojekt unterstützt. „Sie leiten die Gruppe an, besprechen Erziehungsfragen, planen gemeinsame Aktivitäten und das Lernmaterial für die Kinder.“ Meist haben die Stadtteilmütter selbst einen Migrationshintergrund und sind so Brückenpersonen zwischen dem Kindergarten und der Familie der Kinder.

    Im Maximilian-Kolbe-Kindergarten ist diese „Brücke“ Regine Engelhardt. Seit 13 Jahren lebt sie in Deutschland, beherrscht die Sprache nahezu perfekt. „Ich habe mich ganz leicht integriert in Deutschland, mir hat die Kultur gefallen und auch die Sprache. Aber ich weiß um die Probleme, die viele Aussiedler haben und verstehe sie.“ Genau das ist der Punkt. Verständnis. „Das „sich Öffnen“ sei leichter unter Gleichgesinnten und in der Muttersprache möglich. Daraus folgt auch das Interesse, die deutsche Sprache besser zu erlenen und somit ein großer Schritt Integration, „ohne seine eigenen Wurzeln aufzugeben“.

    Gemeinsame Kurse und Ausflüge

    So haben die jungen Frau gemeinsam Kurse in der Turngemeinde besucht, auch Ausflüge in die Stadtbibliothek stehen auf dem Plan, berichtet Engelhardt. Integration sei dann erreicht, wenn die russischen Mütter sagen können, „wir tun auch etwas für euch“, sagt Pfarrer Mai. Das hat der Kindergarten St. Maximilian Kolbe bereits gezeigt, ob bei einem Theaterstück zur Weihnachtsfeier oder mit selbst gebackenen Plätzchen. Für das Fest zum 25-jährigen Bestehen des Kindergartens im Juli ist ein Infostand geplant.

    Finanziert wird das Rucksack-Projekt, das derzeit auch an dem Kindergarten Dreieinigkeit im Musikerviertel läuft, aus Spendengeldern, die anlässlich des runden Geburtstages von Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser gesammelt worden waren. „Wenn ich in die Augen dieser jungen Mütter hier sehe, dann spüre ich, dass es sich wirklich gelohnt hat“, sagt die OB.

    „Aufgrund des großen Erfolges in diesem Jahr, so Harald Mantel, soll das Projekt im nächsten Kindergartenjahr fortgeführt werden. Auch alle anderen Schweinfurter Kindergärten sind eingeladen, sich daran zu beteiligen. „Die Mittel dafür haben wir beim Europäischen Integrationsfonds beantragt.“ Am 30. Juni wird es im Rathaus eine Infoveranstaltung für alle Kindergärten in der Stadt geben, die vom Projekt „Gerne daheim in Schweinfurt“ zusammen mit der Lokalen Agenda ausgerichtet wird.

    „Wir sehen, dass der symbolische Rucksack, den die Kinder mit sich tragen, leichter wird und von unnötigem Ballast befreit wird“, erklärt Betreuerin Ingrid Seinstra schlussendlich den Namen des Projekts.

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