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SCHWEINFURT: Integrierte Leitstelle unter Druck

SCHWEINFURT

Integrierte Leitstelle unter Druck

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    Stresstest für die Integrierte Leitstelle Schweinfurt: Am Übungs- und Ausbildungsplatz dürfen die geladenen Gäste Eindrücke der wirklichen Arbeit in einer integrierten Leitstelle verfolgen, und deren Leiter Thomas Schlereth (hellgraues Jacket) steht ihnen Rede und Antwort.
    Stresstest für die Integrierte Leitstelle Schweinfurt: Am Übungs- und Ausbildungsplatz dürfen die geladenen Gäste Eindrücke der wirklichen Arbeit in einer integrierten Leitstelle verfolgen, und deren Leiter Thomas Schlereth (hellgraues Jacket) steht ihnen Rede und Antwort. Foto: Foto: Guido Chuleck

    Es ist ein sehr schweres Unwetter, das sich im Landkreis Bad Kissingen gebildet und Stück für Stück auch die Kreise Rhön-Grabfeld, Schweinfurt und die Haßberge fest im Griff hat. Ununterbrochen prasselt der Regen auf die Straßen, überflutet Straßen, Keller, Tiefgaragen, und bei der Integrierten Leitstelle Schweinfurt (ILS) laufen die Telefondrähte heiß. Innerhalb von acht Stunden werden tausend Anrufe bei den acht Disponenten der Leitstelle auflaufen, und die acht Mitarbeiter der Ausnahme-Abfrage-Plätze (AAP), die die Notrufe annehmen und über einen Sichter an die Disponenten weiterleiten, kommen aus dem Telefonieren nicht mehr hinaus. Um die AAP-Mitarbeiter herum bildet sich ein Pulk neugieriger Menschen, die dort normalerweise nichts zu suchen haben und den Leuten ungeniert und ungestraft auf die Finger schauen und Fragen stellen – und das Ganze vor den Augen des Leiters der Leitstelle, Thomas Schlereth.

    Was sich liest, als wenn innerhalb weniger Minuten Schlereth und sein gesamtes Team wegen Unfähigkeit abgelöst werden müssten, ist in Wirklichkeit eine generalstabsmäßig ausgetüftelte Übung, um die Leitstelle mal so richtig unter Druck zu setzen. Die „Neugierigen“, das sind viele Entscheidungsträger in puncto Rettungskräfte: zwei Landräte (Bad Kissingen, Haßberge), Kreisbrandräte, Landtagsabgeordnete, Mitarbeiter des Landratsamtes Schweinfurt, Abteilungsleiter der BRK-Landesgeschäftsstelle und der Bezirksgeschäftsführer der BRK Unterfranken. Sie alle sind eingeladen, den Stresstest hautnah mitzuerleben, und das, was sie am Samstag zu sehen bekommen hatten, beeindruckt sie von Minute zu Minute mehr.

    Bayernweit ein einmaliger Stresstest

    Denn acht Stunden lang, mit vormittags 500 und nachmittags 500 Anrufen, zusätzlich zu den normalen Einsätzen, wählen Mitarbeiter des Landratsamtes und Mitglieder der unterschiedlichsten Rettungskräfte (Wasserwacht, Rotes Kreuz, Feuerwehr) über das Haustelefonnetz die 112 (um sie von Echtanrufen zu unterscheiden) und simulieren einen sehr reellen, aber ausgedachten Notruf. Da meldet sich der Polizeiobermeister aus Bad Kissingen und fragt, ob das überflutete Überlaufbecken zwischen Premich und Steinach schon bekannt ist. Oder der Kreisbrandrat aus dem Kreis Rhön-Grabfeld, der zur Unterstützung die Kreiseinsatzzentrale der Feuerwehr Neustadt an der Saale besetzt ist. Und Schwester Sabine aus dem Altenheim in Haßfurt fragt nach, wann denn endlich der vor einer Stunde bestellte Krankentransport für ihre Patientin kommt.

    Und immer wieder die Meldungen von abgesoffenen Kellern und Stromausfällen. „Das ist wie eine Art Stresstest“, sagt Thomas Schlereth, Leiter der ILS „wir sind bayernweit die einzige Leitstelle, die einen solchen Test macht.“

    Das erste Ergebnis: positiv

    Alle „Notrufe“ landen bei den Mitarbeitern der AAP, die in reellen Notfällen auch diese Arbeit übernehmen. Sie müssen alle Anrufe vollständig aufnehmen und dem Sichter melden, der dann entscheidet, welchem Disponenten der Leitstelle er welchen Fall zuteilt. Die Auswertung des Tests, sagt Schlereth, werde einige Wochen in Anspruch nehmen. Sein erster Eindruck: ein rundum gelungener Tag, „das Sichterkonzept, also ein Zwischenschritt zwischen Meldung und Disponent, sorgt für ein deutlich ruhigeres Arbeiten“. Auch unter hoher Belastung, so Schlereth weiter, funktioniere die ILS, und es sei zu merken, dass „acht Stunden Dauerbetrieb“ doch sehr anstrengend sei und in diesem Fall an einer Verbesserung gearbeitet werden müsse.

    Das Problem: die Notrufnummer

    Woran grundlegend gearbeitet werden muss, zeigte sich in der Gesprächsrunde mit den geladenen Gästen. Kernpunkt ist der europaweite Notruf 112, wobei der Anrufer eine akute Kolik eher als Notfall für die Leitstelle denn für den hausärztlichen Bereitschaftsdienst ansehen könnte. Der ist im Flächenstaat Bayern auch nicht überall sehr stark präsent, und Rettungsdienste sind Ländersache. Schon die einzelnen Leitstellen würden jeweils anders arbeiten, sagt Schlereth.

    „Es ist mein großer Traum und ein technisches und politisches Ziel, wenn alle Stränge, die sich mit teilweise großen Grauzonen überlappen, zu einem großen Ganzen zusammen fügen lassen würden. Es geht auch um die Patientenströme, die zu befördern sind. Ein großes Ganzes würde zwar nicht die Lösung aller Probleme sein, aber es wäre ein erster Schritt“, so Schlereth.

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