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Lülsfeld: Intelligente Steuerung für die Kirchenheizung in Lülsfeld

Lülsfeld

Intelligente Steuerung für die Kirchenheizung in Lülsfeld

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    Martin Ament blickt zurück. Jede Temperaturspitze auf seinem Bildschirm steht für einen Gottesdienst, zu dem die Temperatur angehoben wurde. Im Vordergrund sind die drei Hauptkomponenten seiner "smarten" Kirchen- Heizungssteuerung: eine Sensorbox zur Temperatur- und Feuchtemessung, ein Aktor, der die Befehle "An" oder "Aus" an die Heizung übergibt und ein klassischer WLAN-Repeater, der die Kommunikation sicherstellt.
    Martin Ament blickt zurück. Jede Temperaturspitze auf seinem Bildschirm steht für einen Gottesdienst, zu dem die Temperatur angehoben wurde. Im Vordergrund sind die drei Hauptkomponenten seiner "smarten" Kirchen- Heizungssteuerung: eine Sensorbox zur Temperatur- und Feuchtemessung, ein Aktor, der die Befehle "An" oder "Aus" an die Heizung übergibt und ein klassischer WLAN-Repeater, der die Kommunikation sicherstellt. Foto: Matthias Wiener

    Wann merkt man, dass die Heizung nicht mehr geht? Meistens dann, wenn man sie braucht. An einem kalten Novembersonntag 2019 froren die Gottesdienstbesucher der Lülsfelder Kirche dann doch ein bisschen. Ein Blitzschlag im Sommer hatte die Heizungssteuerung zerstört, vermutete das Kirchenverwaltungsmitglied Martin Ament. Auf jeden Fall war guter Rat teuer.

    Den kleinen Schaltschrank aus den frühen 80er-Jahren durch den Hersteller ersetzen zu lassen, das würde wohl mehrere Hundert Euro kosten. "Vielleicht gibt es ja eine günstigere Lösung?" Der IT-Fachmann zog einen befreundeten Elektro-Meister zu Rate. Gemeinsam analysierte man die Lage. Die alte Platine war definitiv zerstört. Ein für eine Heizungssteuerung nötiger Temperatursensor war offensichtlich an das System angeschlossen, aber seine Spur verlor sich in der Wand, in der das Kabel verschwand. Seine Position ist bis heute unbekannt.

    Also war es naheliegend, die Steuerung für die Kirchenheizung komplett neu aufzusetzen. Was würde benötigt? Lediglich ein neuer Temperatur- und Feuchtesensor und ein sogenannter "Aktor", der die Heizung an- oder abschaltet. Aber Ament wollte mehr. Das alte System hatte zwar schon eine Zeitsteuerung, aber die Zeiten, in denen in Lülsfeld die Gottesdienste immer sonntags um 10 Uhr abgehalten wurden, waren längst vorbei. So saßen mitunter Gläubige am Samstagabend bei der Messe fröstelnd in ihren Bänken. Später startete dann die Heizung, um den Innenraum für den darauffolgenden Sonntagvormittag aufzuheizen, obwohl da kein Gottesdienst anstand.

    "Ein Kirchengebäude ist ein sehr träges System", sagt Ament. Pro Stunde kann man mit der Heizung maximal ein Grad Celsius Temperaturerhöhung erwarten. Deshalb muss das System entsprechend vorausschauend gestartet werden. Dauerhaft sollte zudem eine Temperatur von sechs bis sieben Grad nicht unterschritten werden, um Schäden an der Bausubstanz und dem Interieur zu vermeiden.

    Ament programmierte dies in die "Sensorbox", also dem Temperatur- und Feuchteaufnehmer, ein. Die Box sendet der zweiten Komponente - dem sogenannten "Aktor" - bei Unterschreitung der sieben Grad Raumtemperatur den Befehl "Heizung an." Er ist nichts anderes als ein Schalter, der per W-LAN die Kirchenheizung steuert. Sobald eine Raumtemperatur von acht Grad erreicht ist, folgt der Befehl "Heizung Aus".

    Im Kirchenraum befindet sich die "Sensorbox", die die Temperatur und die Luftfeuchte ständig aufnimmt. Sie schickt per Funk die Befehle "Heizung an" oder "Heizung aus".
    Im Kirchenraum befindet sich die "Sensorbox", die die Temperatur und die Luftfeuchte ständig aufnimmt. Sie schickt per Funk die Befehle "Heizung an" oder "Heizung aus". Foto: Matthias Wiener

    Ament sagt, dass diese Lösung für rund 60 Euro bereits ausreicht, um Bauschäden im Winter zu verhindern und trotzdem Energie zu sparen. Für Gottesdienste hingegen sind mindestens 12 bis 13 Grad nötig, damit die Besucher nicht frieren. Entsprechend "smart" muss das System sein. Zum einen ändern sich die Gottesdienstzeiten fast wöchentlich. Zum anderen kamen Corona-Auflagen dazu. Diese fordern, dass das Umluftsystem, mit dem die Wärme in dem großen Gebäude verteilt wird, wieder abgestellt wird, noch bevor die Besucher eintreten.

    In einem Schrank der Sakristei befindet sich die Kommunikationszentrale, der so genannte "Repeater" (das weiße Gerät). Um sicherzustellen, dass Ament von Zuhause aus Zugriff hat, sind zusätzlich zwei schwarze Richtantennen installiert.
    In einem Schrank der Sakristei befindet sich die Kommunikationszentrale, der so genannte "Repeater" (das weiße Gerät). Um sicherzustellen, dass Ament von Zuhause aus Zugriff hat, sind zusätzlich zwei schwarze Richtantennen installiert. Foto: Matthias Wiener

    Es war also Flexibilität gefragt. Das veranlasste Ament, noch eins drauf zu legen. Das System musste "fernsteuerbar" sein. Eine dritte Komponente, ein WLAN-Verstärker, kam dazu. Ament wohnt in der Nähe der Kirche. Also installierte er zusätzlich einen sogenannten "Repeater", der dafür sorgte, dass er von Zuhause mit dem Aktor und der Sensorbox kommunizierten kann. Ein kleines Programm auf seinem heimischen PC hatte der IT-Spezialist schnell erstellt. Das sorgt jetzt dafür, dass die Heizung rechtzeitig startet, um "Wohlfühltemperatur" für die Gottessdienstbesucher einzustellen. Vor den ersten Besuchern geht die Umluft wieder aus.

    Dies sind alles Funktionen, die früher noch einen händischen Eingriff in der Sakristei,  nötig machten. Ament muss heute einmalig die Gottesdienstzeiten aus dem Pfarrbrief in seinen PC übertragen. Auf die Frage, wie viele Euro durch die "smarte" Lösung eingespart wurden, zuckt er nur mit den Schultern. Ein guter dreistelliger Betrag dürfte es wohl sein. Vor allem aber ist es wesentlich bequemer, von Zuhause aus zu regeln, als bei Wind und Wetter in die Kirche gehen zu müssen und an einem veraltetem Panel Zeiten zu programmieren.

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