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Interview Eric Greulich: Offen für viele Arten von Musik

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Interview Eric Greulich: Offen für viele Arten von Musik

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    So viel spielen wie möglich: Die Ghost Rockets mit Sänger Eric Greulich (Zweiter von rechts).
    So viel spielen wie möglich: Die Ghost Rockets mit Sänger Eric Greulich (Zweiter von rechts). Foto: Foto: Bastian Wegner

    Goodbye Utopia“ – das zweite Album der Schweinfurter Alternative-Rocker Ghost Rockets beginnt erwartungsgemäß mit einem harten Gitarrenriff. Und dann kommen die Überraschungen: Die kurzen, schnellen Songs klingen, als hätte Danny Elfman (Oingo Boingo) mitproduziert – vielschichtige Sounds, komplexe Rhythmen, polyfone Passagen, ein bisschen Glamrock, ein bisschen Blues, ein bisschen Singer/Songwriter. Das alles ergibt eine stimmige, spannende, vitale Mischung, die großes Ohrwurmpotenzial entfaltet. Am Freitag, 16. Januar, spielten die Ghost Rockets eine Akustik-Show im Café Bernstein. Im Interview gibt Sänger Eric Greulich Einblick in Alltag und Projekte der Band.

    Frage: Diese zweite CD ist im Vergleich zur ersten aufwändiger produziert und musikalisch deutlich komplexer. Ich empfinde das als richtigen Sprung vorwärts – gibt's einen Anlass, eine künstlerische Neuausrichtung?

    Eric Greulich: Für mich ist es schwierig zu beurteilen, ob wir uns weiterentwickelt haben, weil man die eigene Musik nicht so differenziert sieht. Aber es ist tatsächlich einiges passiert, obwohl der Produzent derselbe ist. Das Ding bei Ghost Rockets ist, dass wir fünf Personen sind, die völlig unterschiedliche Backgrounds haben und für sehr viele Sachen offen sind. Wir hören auch Klassik, einer hört viel 70er-Psychedelic-Sachen, einer ist im Bluesrock zu Hause, einer beim Hardcore. Deshalb wird eben auch viel ausprobiert. Wir haben uns aber nicht vorher hingesetzt und beschlossen, wir machen jetzt dies und das, sondern das ist einfach dabei herausgekommen.

    Ihr kommt ja eher aus der harten Punkrock-Ecke. Aber Eure Musik ist erheblich interessanter geworden. Es gibt Singer/Songwriter-Anklänge, ein bisschen Country, sogar Klassik – wie entstehen denn so komplexe Songs?

    Greulich: Songwirter ist bei uns Gitarrist Marc Hanson. Der hat – anders als beim ersten Album, wo die Songs gemeinsam entstanden sind – im Vorfeld vieles in Eigenregie entworfen, ohne dass wir was davon wussten. Hat in seinem kleinen Homestudio ein paar Sachen gebastelt und zusammengeschraubt und kam dann damit in den Proberaum. Und dann ist es die Aufgabe von allen Fünf, weiterzumachen. Ich setze die Gesangsmelodien um und schreibe die Texte. Jeder bringt seine eigene Note mit rein. Aber die Gerüste bringt meistens Marc.

    An manchen Stellen klingt Ihr wie eine Wiedergeburt von „Oingo Boingo“ – kann das sein, oder habt Ihr die gar nicht auf der Liste?

    Greulich: (lacht) Doch, doch, wir kennen die. Aber okay, interessant. . .

    Ihr wart auf Tour mit Bad Religion – was macht Ihr derzeit sonst so?

    Greulich: Am 16. Januar machen wir eine Akustik-Show im Bernstein in Schweinfurt. Wir versuchen ansonsten so viel zu spielen wie möglich. Was momentan ein bisschen schwierig ist, weil unser Schlagzeuger nach Nürnberg gezogen ist, der ist Lehrer. Das heißt, wir müssen uns eben noch besser organisieren und jetzt schon schauen, welche Festivals wir nächstes Jahr spielen.

    Das heißt, Ihr habt noch Brotberufe?

    Greulich: Oh ja! Auch diese Bad-Religion-Sachen, das sind reine Name-Dropping-Projekte. Da spielst du auch unter der Woche vor 3000 bis 4000 Leuten, was wirklich cool ist. Du kannst deine Sachen präsentieren und hast es in der Bio stehen. Allerdings muss man um solche Gigs richtig betteln. Ich arbeite nebenher noch im Musikmanagement und bin quasi über Marek Lieberberg da reingerutscht. Dieses Jahr wurden wir sogar gefragt, ob wir mitspielen wollen, da mussten wir gar nicht mehr betteln. Da kriegst du dann halt nur einen Obolus, aber das ist okay.

    Der Laie denkt ja, wow, mit Bad Religion unterwegs, das muss richtig Geld bringen.

    Greulich: Die Veranstalter wissen genau, dass da jeder mitspielen will. Bei Bad Religion ist es so, dass Lieberberg Bands vorschlägt und dann der Bassist entscheidet. Die kommen ja eher vom Punk/Hardcore. Der Bassist hat unser Zeug gehört und dann gesagt, die sind cool, die können wir mal einladen.

    Gibt es noch den Traum vom großen Durchbruch, oder richtet Ihr Euch allmählich da ein, wo Ihr seid?

    Greulich: Das ist tatsächlich ein schwieriges Ding – wir haben schon ein paar kleine Angebote von Plattenfirmen bekommen, ein relativ gutes von einer kleinen und ein recht beschissenes von einer großen. Letztendlich war aber noch nichts dabei, bei dem wir gesagt haben, damit können wir leben, das ist cool. Wir hätten schon Bock, unsere Fanbase zu vergrößern und mehr zu spielen. Und wenn man irgendwann davon leben könnte, wäre das ein super Ding. Aber das ist nicht Hauptaugenmerk. Nicht mehr, jedenfalls. Es gibt so irre viele Bands da draußen, und keine Plattenfirma will ein Risiko eingehen. Wir hatten von Warner Brothers gehört, dass sie uns cool finden – aber die haben eben schon die Beatsteaks. Und zwei Zugpferde aus derselben Richtung, das läuft in Deutschland nicht.

    Macht jemand für Euch die Termine oder die Promotion?

    Greulich: Tja – wir sind alle gute Musiker und alle leider total beschissene Geschäftsleute. Wir sind rein selbstverwaltet und haben keinen Booker. Und ohne Booker ist es mittlerweile schwer, sogar in die kleinsten Jugendhäuser zu kommen. Weil die Auflagen für die Veranstalter so hoch sind. Dann nehmen sie am liebsten Bands, hinter denen schon eine Plattenfirma steht, und sei es auch nur eine ganz kleine. Und Promotion ist bei uns nur in sehr kleinem Rahmen möglich, weil sie gleich auf den Geldbeutel geht. Wir versuchen halt, Reviews bei „Visions“ oder „Spex“ zu bekommen. Da waren auch schon ein paar ganz gute dabei.

    Akustik-Show: Fr., 16. Januar, 20 Uhr, Café Bernstein.

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