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Interview Ron Spielman: Betriebsausflug in die alte Heimat

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Interview Ron Spielman: Betriebsausflug in die alte Heimat

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    Der Gitarrist und seine Kollegen: Bassist Edward Maclean, Ron Spielman und Schlagzeuger Benny Greb.
    Der Gitarrist und seine Kollegen: Bassist Edward Maclean, Ron Spielman und Schlagzeuger Benny Greb. Foto: Foto: La-La-Land

    Der Name Ron Spielman hat in Schweinfurt immer noch einen sehr guten Klang, obwohl der Deutsch-Amerikaner seit fast 15 Jahren in Berlin lebt und arbeitet. Dort hat der Gitarrist und Sänger, der in Schweinfurt aufgewachsen ist und in Bands wie „Body And The Beat“ gespielt hat, eine neue Heimat gefunden. Mit Schlagzeuger Benny Greb, der als Studiomusiker unter anderem für Fanta-4-Rapper Thomas D tätig war und Bandmitglied bei Deutschrocker Stefan Stoppok ist, und Bassist Edward Maclean, der mit Seeed-Sänger Peter Fox oder Rapper Dendemann gearbeitet hat, bildet er das Ron Spielman Trio. Im Februar kam mit „Electric Tales“ das erste Studioalbum der Formation heraus. Und am Donnerstag, 26. April, stellt er das Album um 20.30 Uhr im Schweinfurter Stattbahnhof vor.

    Frage: Seit wann gibt es das Ron Spielman Trio in der aktuellen Besetzung?

    Ron Spielman: 2007 haben wir uns das erste Mal getroffen. Benny kenne ich schon sehr lange – noch aus der Zeit, als er Musik studierte. Da war er gerade mal 18 Jahre alt. Nachdem wir uns aus den Augen verloren hatten, sind wir uns dann Jahre später wieder begegnet. Und richtig gefunden haben wir uns dann bei den Sessions im Live-Club Quasimodo in Berlin. Und mit Edward habe ich 1999 meine ersten Gigs hier in Berlin gespielt. Dann hat sich herausgestellt, dass die beiden beinahe mal eine Tour gespielt hätten, die aber dann doch nicht zustande kam. Das Trio hat sich also erst kurz vor den Aufnahmen zur Live-CD getroffen.

    Welche Rolle hat die Zeit im Quasimodo für Dich gespielt?

    Spielman: Die Zeit im Quasimodo war sehr intensiv für mich. Als ich nach Berlin kam, kannte mich niemand, und ich musste von Session zu Session ziehen. Und der Chef vom Quasimodo hat mir angeboten, einmal im Monat in seinem Laden zu spielen. Dafür durfte ich mir Mitmusiker aussuchen und die Abende gestalten. Und das war einfach die ideale Plattform für mich. In diesem ehrwürdigen Club haben schon Weltklasseleute gespielt, deshalb herrscht dort eine ganz besondere Atomsphäre. Bis 2011 habe ich dort einmal die Woche eine Session geleitet, aber das habe ich jetzt aufgegeben.

    2008 kam ein Live-Album vom Ron Spielman Trio heraus – aufgenommen im Quasimodo. Warum hat das erste Studioalbum relativ lang auf sich warten lassen?

    Spielman: Benny hat nach dem Live-Album zuerst seine eigene DVD aufgenommen, dann war er unglaublich viel unterwegs. Außerdem ist Edward bei Peter Fox eingestiegen. Also hatten alle sehr viel zu tun. Dann haben wir uns Gedanken über das Konzept vom Ron Spielman Trio gemacht. Zuerst dachten wir, es wäre gut, nur Live-CDs zu veröffentlichen. Aber ich wollte mit diesen hochqualifizierten Jungs auch im Studio arbeiten. Ein Live-Album ist immer wie ein Polaroid-Foto, eine Momentaufnahme. Im Studio kann man an den Songs arbeiten. Dann haben wir einen Termin bei Sven Peks in Gaibach gemacht, haben 15 Songs eingespielt und einen Monat lang liegenlassen. Dann haben wir sie uns angehört und gesagt: Nein, das ist nicht der richtige Weg. Dann haben wir die Hälfte des Materials einfach wieder gelöscht, weil es zu sehr in die Richtung Jazzrock/Fusion ging. Dann hat es wieder ein halbes Jahr gedauert, bis wir einen neuen Termin finden konnten. Und dann haben wir eine Woche lang an den Songs gefeilt. Wir haben die Stücke völlig auseinandergenommen und neu zusammengesetzt. Wir haben die Rhythmen ausgetauscht und neue Akkorde oder Bassläufe ausprobiert, bis wir die Essenz gefunden hatten.

    Mir ist aufgefallen, dass der Sound extrem reduziert ist. Alles Überflüssige wurde entfernt oder gleich weggelassen.

    Spielman: Wenn man zu dritt ins Studio geht, hat man die Tendenz, alles mit Sounds zu erdrücken, damit es fetter klingt. Aber wir wollten diesen Trio-Charakter beibehalten, in Form von Songs, die man auch live umsetzen kann. Dadurch gibt man der Musik mehr Raum, und die Instrumente können klingen und atmen. Das hat Sven Peks in seinem Studio sehr gut gemacht. Jedes Instrument hat seinen Raum, und die druckvolle Transparenz bleibt erhalten.

    Warum habt ihr euch entschieden, in Gaibach aufzunehmen? Gibt es in Berlin keine Studios?

    Spielman: In Berlin gibt es durchaus sehr gute Tonstudios. Aber Benny arbeitet schon sehr lange mit Sven zusammen. Daher kennt Sven Bennys Sound am allerbesten. Und ich habe auch vorher schon Produktionen von Sven gehört, die mich sehr beeindruckt haben.

    Wie war es denn für dich, zurück in die alte Heimat zu kommen?

    Spielman: Wenn du in Gaibach arbeitest, bist Du natürlich voll bei der Sache. Dann ist es eigentlich egal, wo du bist. Aber toll ist es natürlich, wenn du aus dem Forsthaus rausgehst und dich umschaust. Da kann man wunderbar übers Frankenland schauen. Und das ist unglaublich schön, das bringt mir so ein warmes Gefühl. Hier bist du aufgewachsen, du weißt, wie die Luft riecht, du weißt wie die Bäume aussehen. Hier oben in Berlin ist der Boden sehr sandig, und es ist alles ziemlich flach und karstig, was auch sehr gut ist. Trotzdem ist es sehr schön, wenn ich zum Beispiel im Sommer nahe Bayreuth von der A9 auf die A70 fahre. Dann sind alle Farben und die Natur richtig fett. Das ist mir früher, als ich noch in Schweinfurt war, nicht so aufgefallen.

    Kannst Du Dir vorstellen, noch mal nach Franken zurückzukehren?

    Spielman: Ich glaube, wenn wir aus Berlin noch einmal wegziehen sollten, dann würden wir ins Ausland gehen. Für mich gibt es keine interessantere Stadt in Deutschland als Berlin. Dort findet so viel Austausch mit jungen und kreativen Leuten statt. Da wohnt eine gewisse Leichtigkeit in der Stadt. Jedes Viertel hat seinen gewissen Reiz, und das gefällt mir einfach.

    War der Schritt nach Berlin rückblickend die richtige Entscheidung für deine Karriere?

    Spielman: Auf jeden Fall. Es gibt hier sehr viele Gruppen – ob Medien, Filmemacher oder Künstler – die genauso unabhängig arbeiten wie ich. Die auch in einer Dreizimmer-Wohnung in Neukölln wohnen, weil dort die Mieten gerade am billigsten sind. Es gibt viele Leute, die im Austausch sind. Das wäre mir in Schweinfurt oder auch in Würzburg nicht passiert. Dort gibt es nicht das urbane Leben wie in Berlin. Es kommt schon mal vor, dass du in einem Club spielst, und Helge Schneider oder Udo Lindenberg kommen vorbei. Das würde in so einer kleinen Stadt nicht passieren. Ein Redakteur von Sat.1 zum Beispiel hat mich im Quasimodo gesehen, wir sind Freunde geworden, und seitdem besteht zwischen uns ein reger Gedanken- und Arbeitsaustausch.

    Du hast in Berlin ja auch Kontakt bekommen zu den Jungs von Spliff. Warum ist daraus nie etwas Konkretes geworden?

    Spielman: Der Würzburger Trompeter Martin Klingeberg war früher in meiner Bigband und hat mit dem Spliff-Gitarristen Wolfgang Potschka zusammengearbeitet. Und als die Idee aufkam, Spliff-Reloaded zu starten, wurde ein Sänger gesucht. Dann hat Martin mich vorgeschlagen, und wir haben angefangen zu arbeiten. Das ging dann über eineinhalb Jahre. Wir haben zwei Wochen in Spanien im Studio vom Produzenten der Ärzte aufgenommen, dann waren wir beim Spliff-Bassisten Manne Praeker in Portugal und haben dort Aufnahmen gemacht. Da war auch Jim Rakete dabei und hat Fotos gemacht. Letztendlich sind aber die Firmen, die Interesse bekundet hatten, abgesprungen. Die wollten alle nur Spliff mit den Original-Jungs machen. Und der Sound ging in Richtung 80er-Jahre-Hardrock mit krummen Rhythmen und bombastischem Sound. Da haben mir beim Proben die Ohren ganz schön geklingelt.

    Hat Du jemals daran gedacht, für Andere Musik zu komponieren?

    Spielman: Der Gedanke ist natürlich immer interessant. Ich habe auch schon einiges in dieser Richtung ausprobiert. Zum Beispiel habe ich für Pat Appleton von der Band De-Phazz Songs geschrieben. Und im Moment arbeite ich mit einem Produzenten zusammen, der Musik für Tatort-Krimis oder Serien wie Danni Lowinski macht. Aber eigentlich habe ich immer so viel mit mir selbst zu tun, dass ich mich mehr auf meine eigenen Sachen konzentriere. Also, ich biete mich nicht offensiv als Komponist an.

    Wie geht es mit dem Trio weiter?

    Spielman: Das kann ich gar nicht konkret beantworten. Auf jeden Fall werde ich mich erst einmal aufs Trio konzentrieren. Wir haben für das neue Album „Electric Tales“ ein tolles Label namens „Grundsound“ gefunden, mit dem wir sehr gerne und intensiv, gerade in der Vorbereitung der Promo und der Tour zusammenarbeiten. Und mit dem Album passiert gerade unglaublich viel. Es gibt eine Menge Reviews, die Presse ist extrem interessiert, die Musik läuft im Radio. Der Chefredakteur vom Stern ist großer Fan und unterstützt uns. Außerdem war ich bis Mitte Februar einmal die Woche aktiv im Frühstücksfernsehen bei Sat.1. Dort werden die Talente der Pro7-Casting-Show „The Voice Of Germany“ präsentiert, und ich begleite sie mit einer Backing Band. Da sind teilweise wirklich gute Leute dabei, das hat großen Spaß gemacht, obwohl die Arbeitszeiten zwischen 5.30 und 10 Uhr für einen Musiker natürlich mörderisch sind.

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