Wanderausstellungen wie die über die Schwangerenberatung in Bayern unter dem Titel „Vom Leben berührt“ machen nur dann Sinn, wenn gleichzeitig auf die Situation vor Ort eingegangen wird. So wurde am Rande der Eröffnung einiger Unmut über die als Festvortrag angekündigte Rede von Robert Höcherl laut, der eine der Schweinfurter Beratungsstellen – die am Landratsamt – völlig unerwähnt ließ und die Beratungsstelle der Diakonie nur in einem Halbsatz erwähnte. Höcherl ist Referatsleiter im Bayerischen Sozialministerium, das die Ausstellung vor fünf Jahren konzipiert hat.
Die Beratungsstelle des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) stellte er zwar ausführlich, aber auch nicht ganz korrekt vor. SkF-Vorsitzende Elisabeth Maskos korrigierte später seine Bemerkung, die katholische Kirche sei 2001 aus dem staatlichen System der Schwangerschaftskonfliktberatung ausgestiegen. Richtig sei, dass keine Beratungsscheine mehr ausgegeben werden.
Deutlich wurde in Gesprächen am Rande auch, dass die Ausstellung zwar grundsätzlich positiv bewertet wird, dass sie aber die Realität in den Beratungsstellen und vor allem im Alltag vieler Frauen nicht ganz abbilde. Nicht für alle Probleme schwangerer Frauen gäbe es so einfach Lösungen.
Die Ausstellung in der Halle Altes Rathaus besteht im Wesentlichen aus Fahnen, auf denen Frauen ihre besondere Situation schildern, wie Katharina J., Studentin, ohne Wohnung, ohne Geld, frisch getrennt, zum zweiten Mal schwanger. Oder die 17-jährige Franziska, die sich nach der Trennung mit ihrem Freund versöhnt hat und schwanger wurde, weil sie die Pille abgesetzt hatte. Auch Männer wie Alexander P. kommen zu Wort, der stinksauer und tagelang erst einmal unfähig war, mit seiner Frau über die ungeplante Schwangerschaft zu reden.
In einer Begleitbroschüre ist aufgeführt, welche Hilfen es im Einzelnen gibt – bei Konflikten mit Eltern oder Arbeitgeber, finanziellen Problemen, bei der Frage nach Schwangerschaftsabbruch oder Adoption oder, wenn das Kind behindert zur Welt kommen wird. Auch Workshops an den Schulen und Kurse zur Stärkung der Erziehungskompetenz von Eltern gehören zum Programm der Beratungsstellen.
„Jede Frau soll sich für ein Kind entscheiden können“, mit diesem Ziel fördert der Freistaat das dichte Netz an Angeboten für Schwangere und hat 2011 Leistungen von über 13 Millionen Euro bewilligt. Oberbürgermeister Sebastian Remelé appellierte in seinem Grußwort an die Mitarbeiterinnen, ihre Beratung „zum Leben hin zu führen“. Diakoniechef Jochen Keßler-Rosa hofft, dass die Ausstellung dazu beiträgt, dass der Wert des Lebens mehr diskutiert wird.
Die Ausstellung ist bis 29. März zu sehen und wird begleitet von drei Vorträgen in der Halle Altes Rathaus zu den Themen: „Erste Hilfe am Kind“ (22. März, 10.30 Uhr), „Was der Familie schmeckt“ (21. März, 16 Uhr), Elterngeld (22. März, 18.30 Uhr).