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SCHWEINFURT: Joachim Haas denkt nicht an Ruhestand

SCHWEINFURT

Joachim Haas denkt nicht an Ruhestand

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    Die Kunst im Blick: Joachim Haas, Vorsitzender des Kunstvereins mit einer kleinen Skulptur von Herbert Mehler.
    Die Kunst im Blick: Joachim Haas, Vorsitzender des Kunstvereins mit einer kleinen Skulptur von Herbert Mehler. Foto: Foto: Katharina Winterhalter

    Ein bisschen müde ist Joachim Haas in diesen Tagen und er spürt seinen Rücken, weil er 60 Waschkörbe voller Künstlerbücher in den dritten Stock geschleppt hat. Aber sonst geht es ihm sehr gut, sagt er. Kurz vor seinem 65. Geburtstag am 29. März hat er eine große Veränderung gewagt. Der Rechtsanwalt und unermüdliche Vorsitzende des Kunstvereins und seine Frau Gabriele sind aus ihrem Haus am Stadtrand, aus Kanzlei und Praxis aus- und mit Sack und Pack in die Spitalstraße mitten in der Stadt gezogen.

    Helle Räume, schwärmt Haas, ein Blick bis zum Zabelstein, und bis zu seinem Schreibtisch sind es nur ein paar Stufen. Was er einen wunderbaren Alterswohnsitz nennt, ist auch ein Alters-Arbeitsplatz. Haas denkt überhaupt nicht ans Aufhören. Einen Ruhestand könne er sich nicht vorstellen – zumindest nicht als Anwalt. Aber was ist mit dem Kunstverein, seinem Kind, das er seit 1986 mit so viel Energie großgezogen hat? Da sei doch kein Nachfolger in Sicht, sagt Haas, das bereite ihm Sorgen. Auch wenn ihm das vielleicht keiner abnehme, er würde den Vorsitz gerne in drei, vier Jahren abgeben und seinen Nachfolger bis dahin anlernen. Aber wen?

    Vor gut einem Jahr ist sein Stellvertreter Gerd Scherbaum gestorben. Er fehlt ihm, sagt Haas. Seitdem arbeitet Gabriele Haas, im Hauptberuf Ärztin, noch mehr im Kunstverein mit, fährt mit ihrem Mann zu den Künstlern, sucht mit ihm Bilder aus, ist beim Aufhängen dabei. Seit der Verein sein Domizil in der Kunsthalle hat und dort große Ausstellungen organisiert, ist die Arbeit noch mehr geworden. „Ein Wahnsinn“, sagt Haas, aber klagen will er nicht. Die Kunst habe sein Leben bereichert. Nicht nur die Bilder und Skulpturen, die im neuen Heim überall hängen und stehen, sondern auch die freundschaftlichen Beziehungen zu den Künstlern, die in Schweinfurt ausgestellt haben.

    Haas könnte viele Geschichten erzählen und er schwärmt von jedem einzelnen Künstler. Auch von Sati Zech, die ab 9. Juni im Kunstsalong ausstellt. Zwei kleinere Papierarbeiten der Künstlerin hat Haas in sein Büro gehängt, in Nachbarschaft zu Holzarbeiten, die er selbst angefertigt hat. Damit sind wir beim kreativen Haas, der sich als Bildhauer betätigt hat, vor allem aber als Sänger und Gitarrist.

    Bliebe noch zu erwähnen, dass der gebürtige Schweinfurter Joachim Haas außerdem noch ein leidenschaftlicher und erfolgreicher Volleyballer war, bei der DJK sogar Bundesliga gespielt hat. Beim Basketball hat er übrigens seine Frau kennengelernt, mit der er seit 1974 verheiratet ist. Damit sind wir bei der Familie, von der Haas sagt, dass sie das wichtigste sei in seinem Leben, auch wenn das manch einer nicht glaube.

    „Ich bin glücklich“, sagt Haas zum Schluss und erzählt noch eine letzte Geschichte: 1999 ist er auf der Treppe zum Gericht in Meiningen einfach umgekippt. Eine schwere Lungenembolie, nur fünf Prozent Überlebenschance. In diesen Minuten habe er gespürt, dass er ein erfülltes Leben gehabt habe.

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