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SCHWEINFURT: Jugendbanden: Die Rückkehr der Bloods?

SCHWEINFURT

Jugendbanden: Die Rückkehr der Bloods?

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    (ac) Vor wenigen Wochen hat das Amtsgericht zwei Jugendliche verurteilt: Ein Jahr lang dürfen sie keine roten Kleidungsstücke tragen, sonst droht Arrest. Die Jugendlichen sollen sich so von den „Bloods“ distanzieren, einer Jugendgang, die Ende der 1990er Jahre in Schweinfurt von sich reden machte. Ist sie nun wieder zurück?

    Als Wellenbewegung beschreibt Thilo Korn das Auftreten von Jugendbanden in der Stadt. Der Polizeioberkommissar und Sachbearbeiter Jugendgruppen bei der Polizei spricht nicht gern von Gangs. „Eine Gang bedeutet für mich eine Gruppe, die ernsthaft darauf aus ist, Straftaten zu begehen“, sagt er. Und eine solche gebe es unter Schweinfurts Jugendlichen nicht – zumindest derzeit nicht.

    „Es flackert immer mal wieder auf“, erklärt der Leiter der Polizeiinspektion, Olaf Schreiner. Eine strukturierte Bande von „Bloods“ oder anderen Gruppen gebe es momentan nicht. Vor Jahren habe es die „Crips“ gegeben, von einer Gruppe mit dem Namen „La Familia“ war die Rede und eben von den „Bloods“. „Sie hatten in Schweinfurt immer den meisten Zulauf“, sagt Schreiner. In drei Wellen seien sie aufgetreten und der Staatsanwaltschaft aufgefallen: Ende der 1990er Jahre, um das Jahr 2004 und noch einmal 2009, so Korn, der sich seit zehn Jahren mit Jugendgruppen beschäftigt.

    Zu Spitzenzeiten hatte die Gruppe nach eigenen Angaben zwischen 70 und 100 Mitglieder. Korn hält das für übertrieben. Wirklich beschäftigt habe die Polizei nur eine recht überschaubare Zahl von „Bloods“.

    Rote und blaue Tücher

    Damals habe die Clique vor allem Delikte begangen wie Raub, Sachbeschädigung, Körperverletzung und Erpressung. Erkennungszeichen der Mitglieder damals wie heute: ein rotes Tuch, zum Teil rote Klamotten und zu Anfangszeiten noch ein hochgekrempeltes rechtes Hosenbein. Die Crips trugen blaue Tücher und krempelten das linke Hosenbein hoch.

    Die Gruppen an sich wollen aber weder Schreiner noch Korn für die Taten verantwortlich machen. Es seien vielmehr einzelne Jugendliche, die auffallen und die vermutlich auch ohne „Gang“ straffällig geworden wären. „Kriminelle eben“, sagt Schreiner. Einige von ihnen seien im Gefängnis gelandet, einer der Anführer sogar für mehrere Jahre. Nach seiner Entlassung sei er nicht mehr in Verbindung mit Jugendcliquen aufgetreten, so Korn.

    Die Nationalität spielt in den Banden übrigens keine Rolle. Prägend sei vielmehr der Wohnort, der Stadtteil. „Schweinfurts Jugendcliquen sind eher multikulturell“, sagt Schreiner. Dass Jugendliche Cliquen bilden sei völlig normal, sagt er.

    „Und solange sie keine Straftaten begehen, können sie sich auch nennen, wie sie wollen – meinetwegen auch Bloods.“ Es sind wohl die Geschichten durch die ein Name wie „Bloods“ Faszination auf Jugendliche ausübt. Erzählungen über Aufnahmerituale, den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe und natürlich auch die Legenden aus den USA (siehe Infokasten). „Manche wollen damit aber wohl vor allem Eindruck schinden“, sagt Korn.

    Derzeit keine gezielten Aktionen

    Schwierig wird es für sie, wenn sie Straftaten begehen. Fallen sie mehrfach auf, landen sie in einer bestimmten Polizeikartei: die der jugendlichen Intensivtäter. Dann bekommt der Jugendliche einen eigenen Sachbearbeiter, einen Beamten, der jeden seiner Fälle bearbeitet, ihn kennt und auch mit Jugendamt und Staatsanwaltschaft in Verbindung steht, so Korn.

    Die Intensivtäter gebe es nach wie vor, wegen Jugendgangs bestehe aber kein Grund zur Sorge, sagen Schreiner und Korn. Zumindest könne von gezielten Aktivitäten, einem Anführer, Aufnahmeritualen oder einer Gebietsaufteilung zwischen den Gruppen keine Rede sein. „Sobald wir aber etwas im Ansatz erfahren werden wir tätig“, sagt Korn. „Dazu müssen wir aber auch erst etwas erfahren.“

    Bloods & Crips

    Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien gilt als Ursprungsort der beiden großen amerikanischen Jugendbanden „Crips“ und „Bloods“. Entstanden sind sie Ende der 1960er beziehungsweise Anfang der 1970er Jahre. Zwischen den beiden Gruppen soll es bis heute zu blutigen Zusammenstößen gekommen sein. Später haben sich auch in Deutschland Gruppen die Namen „Crips“ und „Bloods“ gegeben. Erkennungszeichen der „Crips“ sind hauptsächlich blaue Tücher, die „Bloods“ tragen die Farbe Rot.

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