Nur Ruinen und wucherndes Gebüsch waren von einem alten Dreiseithof mitten in Geldersheim übrig geblieben. 30 Jahre lang lag Stille über dem Gelände. Bis sich ein junges Paar traute, auf dem verwilderten Grundstück sein neues Wohnhaus zu bauen. Ein helles, gefälliges Haus mit Krüppelwalmdach, das mit dem alten Ziegelstein-Nebengebäude enorm viel Platz bietet.
Mittendrin im Altort von Geldersheim, in der Gasse „Reichsabtei“, lag das ehemalige landwirtschaftliche Gehöft aus dem Jahre 1889. Diese Zahl ist auf dem sandsteinernen Torpfosten eingemeißelt, der jetzt vor dem Rohbau des neuen Hauses liegt. „Der Stein wird wieder aufgestellt“, erklärt der Bauherr Daniel Schwank. Mit dem noch stehenden Pfosten wird er die neue Hofeinfahrt markieren. „Die Einfahrt wollen wir auch wieder mit den alten Pflastersteine legen“, ergänzt seine Verlobte Teresa Bonengel.
Die beiden stammen aus Geldersheim und wollten hier auch bleiben, weil Familie, Freunde und Arbeitsstelle in der Nähe sind. Ein Bauplatz war allerdings schwer zu bekommen, denkt die 34-jährige Lehrerin zurück. Da bot ihnen Bürgermeister Oliver Brust das verwilderte Grundstück im Ortskern an, auf dem nur noch Reste der früheren Gebäude standen. Während die junge Frau noch zögerte, war ihr Freund gleich angetan von dem Gedanken und konnte sich schon vorstellen, wie das Ruinen-Gelände später aussehen würde.
Zentrale Lage neben Bäcker, Metzer und Kindergarten
Der günstige Kaufpreis, die Aussicht auf Fördermittel aus der Dorferneuerung, die zentrale Lage in der Nähe von Bäcker, Metzger, Kindergarten und Schule sowie die beabsichtigte Eigenleistung sowohl beim Abbruch der Ruinen als auch beim Neubau ließen das Paar zugreifen. Im August 2015 kaufte es das 700 Quadratmeter große Gelände und begann mit dem Freiräumen.
„Man hat hier kein Tageslicht mehr gesehen, mindestens 60 Holundersträucher habe ich zur Deponie gefahren“, verweist der 38-jährige Bauherr auf die unzähligen Fuhren voller Gebüsch und Pflanzen. Jede Menge alte Steine sortierte das Paar für die spätere Verwendung als Bruchsteinmauer, für die Terrasse oder den Garten aus. „Den Rest haben wir verschenkt“, sagt Teresa Bonengel. „Die Leute kamen und haben die Steine aus dem Schutt herausgelesen.“
Ende Februar begann der Bau des KfW-70-Hauses, das das Paar gemeinsam mit dem Ettlebener Planer Andreas Klenkert entworfen hat. Überraschungen blieben nicht aus: So war ein eingezeichneter Kanal nicht vorhanden, auch Wasser- und Stromleitungen mussten gelegt werden, „wie im Baugebiet“, so Schwank.
Das alte Nebengebäude aus roten Ziegel- und gelben Sandsteinen mit dem Sichtfachwerk war soweit in Ordnung, dass hier die Technik und das Lager der neuen Pelletsheizung eingebaut wurden. „Wir haben ja keinen Keller“, erklärt Daniel Schwank. Aber das Nebengebäude an der rechten Hofseite bietet genügend Platz, um noch eine Werkstatt und eine Holzlege unterzubringen und später einmal einen Partyraum.
Wohnhaus mit Krüppelwalmdach
Rechtwinklig an das Nebengebäude sind die Garage und ein Carport angebaut. Hier ist auch der Eingang in das Wohnhaus mit dem Krüppelwalmdach und dem Erker zur Gasse hin. „Davon waren sie beim Amt für Ländliche Entwicklung nicht so angetan“, gesteht Daniel Schwank. Aber dem Paar gefallen diese Attribute, „so ein Dach ist doch auch typisch fränkisch“, meint der Bauherr, der Dachdecker gelernt hat. Als eine der wenigen Auflagen des zuschussgebenden Amtes mussten rote Ziegeln aufs Dach, „das hätte ich sowieso gewollt“, so Schwank. Und die weißen Kunststofffenster sollten geteilt sein, ergänzt seine Verlobte.
167 Quadratmeter Wohnfläche bietet das neue Haus, plus 30 im Dachraum über der Garage. Schon das Erdgeschoss mit seinem 50 Quadratmeter großen Zimmer für Kochen, Essen und Wohnen verblüfft angesichts seiner Helligkeit. Weil das Haus von der Sackgasse „Reichsabtei“ zurückgesetzt ist und weil gegenüber ein Gartengrundstück liegt, fällt genügend Tageslicht ins Innere.
„Den Garten haben wir dazu gekauft“, so die Bauherren. Die hauseigene Grünzone hinter dem Neubau kann vom Wohnzimmer aus betreten werden. Dass hier früher die Scheune den Dreiseithof abschloss, lässt sich unschwer an den vielen Steinen erkennen, die hier noch lagern. „Die werde ich noch brauchen“, meint der handwerklich geschickte Bauherr. Wenn alles weiter so gut läuft, will das Paar im Frühjahr einziehen. „Es ist einfach etwas Besonderes, hier zu bauen und zu leben“, meint seine Verlobte.
Hinweis: Am Tag der Innenentwicklung im Oberen Werntal ist das Anwesen von Daniel Schwank und Teresa Bonengel, Reichsabtei 4, in Geldersheim am Samstag, 15. Oktober, von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Neben den Bauherren steht der Bauunternehmer Elmar Hübner für Fragen zur Verfügung. Da die Reichsabtei eine Sackgasse ist, muss auf der Hauptstraße, dem Unterdorf, geparkt werden.