D- a zermartern sich seit Wochen Experten, Einheimische und Auswärtige die Köpfe, wie man denn die künftige Autobahn A 71 für das "Obere Werntal" nutzen könne. Etwas Besonderes müsse es sein, um Aufmerksamkeit auf diese Region zu lenken. Vielleicht auch etwas Aufsehen Erregendes. Auf jeden Fall typisch für die Gegend.
Idealerweise sollten natürlich Investoren angelockt werden, dazu könnten laut Gutachter Netzwerke und, neudeutsch, Cluster im Ernährungsgewerbe gebildet werden. Natürlich wolle man auch noch für die Touristen attraktiv sein.
Was liegt da näher, als sich eines intensiver an zu nehmen, was es schon immer hier gibt: die Schlachtschüssel. Heißt zwar "Schweinfurter", aber damit würde man ja nur auf die extrem guten Beziehungen der Bevölkerung im Oberen Werntal zu ihrer Stadt verweisen.
Eine überdimensionale Schlachtschüssel müsste man an die neue Autobahn bauen, etwa an das vorgeschlagene Zentrum "Schaufenster der Region" bei Poppenhausen. Mit Kesselfleisch, herausquillenden Würsten, einem Riesen-Brotstollen daneben und ein zehn Meter hoher Bierkrug. (Zwar trinkt der Einheimische eher Schoppen, doch Weinbau gibt's im Oberen Werntal nicht. Noch nicht.)
Mit der Riesen-Schlachtschüssel könnte man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Vorbeifahrenden wüssten, dass man hier offenbar gut und deftig essen kann. Erinnerungen ans Elsaß mit Sauerkraut und Blutwürsten würden wach. Die Reisenden würden erfahren: Hier wird noch Landwirtschaft betrieben, hier werden Schweine gezüchtet, deren Fleisch noch so schmeckt, wie das Eisbein verspricht.
Die Schweinehalter könnten Netzwerke aufbauen: Mit Metzgern, Schlachthöfen und Porzellanmanufakturen. Brauereien könnten sich einbringen, Bäckereien wären gefragt. Nicht zuletzt Schnapsbrenner im Oberen Werntal hätten eine Marktlücke entdeckt.
Investoren aus dem Münsterland würden sofort erkennen, was daraus zu machen sei: Schlachtschüssel anbieten nach dem bei ihnen beheimateten Vorbild von "Bauer Ewald", der täglich Busladungen voller Menschen auf seinem Prickingshof empfängt, die seine Hallen mit Schweinen und Rindern bewundern und anschließend seine Würste kaufen. Also: Eine Kaffeefahrt ins schöne Obere Werntal, dort Einkehr beim "Schlachtschüsselessen", vielleicht untermalt von den "Singenden Werntalern", Deutschlands neuen Superstars, erwachsen aus dem Gesangverein 1863 Werneck. Oder gleich eine 3-Tages-Fahrt, mit Übernachtung auf dem Zeltplatz Euerbach, für besser Betuchte im Rütschenhäuser Grand-Hotel. Was für Perspektiven!