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SCHWEINFURT: Kandidaten im Porträt: Sandra Bernadett Grätsch, Piraten

SCHWEINFURT

Kandidaten im Porträt: Sandra Bernadett Grätsch, Piraten

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    Sandra Bernadett Grätsch: Am Lieblingsplatz Gutermannpromenade.
    Sandra Bernadett Grätsch: Am Lieblingsplatz Gutermannpromenade. Foto: Foto: Hannes Helferich

    Ihr Lieblingsplatz ist die Gutermannpromenade. Auf einer der neuen Bänke sitzen, den Main im Auge, vorbeifahrende Schiffe und die Radler auf dem Mainradweg beobachten. Ein Ort zum Nachdenken. Sandra Bernadett Grätsch ist die Direktkandidatin der Piraten für den Landtag und sie ist wieder zuversichtlich, dass es klappt mit dem Einzug ins Bayern-Parlament. Bei vier Prozent liege ihre Partei, sagt sie beim Gespräch Mitte Juli, den fehlenden Prozentpunkt „schaffen wir“. Der Abhörskandal „hat uns geholfen, die Leute halten uns hier für kompetent und außerdem warnen wir schon seit Jahren“.

    Grätsch, heute 59, trat mit 14 Jahren der SPD bei. Sie habe sich damals schon politisch interessiert, „Willy wählen“, natürlich, Willy Brandt „war mein Sozialdemokrat“. Sie nennt ihn das Idealbild der Sozialdemokratie. Nach 27 Jahren, 1995, kehrt sie den Genossen den Rücken. „Helmut Schmidt war das Gegenteil“, er habe die Basis nicht mehr wahrgenommen, er sei Patriarch gewesen. Die Agenda 21 habe ihr bestätigt, dass der Austritt richtig war.

    Ein politischer Mensch sei sie aber geblieben, die Suche nach einem „anderen Nest“ hat sie zu den Grünen gebracht, aber da sei sie „nicht heimisch“ geworden. Die Piraten erschienen auf der Bildfläche, Grätsch beobachtete sie ein Jahr, trat 2012 bei.

    Die Piraten wollen die Bürgerrechte stärken, mehr Transparenz, das „Wissen der Welt für alle frei zugänglich machen“. All das will sie auch, sie, die „sich schon immer als Bürgerrechtlerin gesehen“ habe. Grätsch glaubt, nun ihre politische Heimat gefunden zu haben.

    Warum die Piraten wählen? Weil sie eine andere Politik wollen. Die Politik müsse sich ändern, sie müsse durchschaubar und vor allem nachvollziehbar sein, sagt Grätsch. „Der Bürger muss die Politik verstehen, aber es wird zu viel über die Köpfe hinweg entschieden“, fordert mehr Öffentlichkeit. In dem Moment landet auf dem Main ein Entenpärchen, dafür hat sie aber keinen Blick.

    „Bei der Überwachung gehen wir auf die Barrikaden“, wettert die Piratin und Direktkandidatin für den Landtag. Grätsch ordnet ihre Partei als linksliberal ein, mit Rot und Grün sei ein Bündnis unproblematisch, aber auch die Freien Wähler werde man akzeptieren, um das Hauptziel zu erreichen: den Politikwechsel im Freistaat, der „dringend nötig ist“. Die Verwandtenaffäre, Mollath, der Umgang mit den Asylbewerbern, über die CSU könne sie nur den Kopf schütteln.

    600 Piraten gibt es laut der Landtagskandidatin in Unterfranken, in Schweinfurt Stadt und Land sind es aktuell 61 Mitglieder. Bald soll es einen Kreisverband geben. An den Infoständen, 15 haben die Piraten bisher veranstaltet, ist die „Meinung der Passanten zu unserer Politik sehr positiv“. Pöbeleien gibt es nicht, aber eine sehr gute Resonanz. Weil die Piraten aller gegenteiliger Aussagen sehr wohl ein Programm haben, sagt Grätsch.

    „Wir kämpfen gegen Alters- und Kinderarmut, gegen Leiharbeit und Werkverträge und hohe Mieten genauso wie für die Freiheit und Rechte der Bürger“. Überwachung und Datenklau seien ein großes Thema, „wir wollen nicht auf Schritt und Tritt überwacht werden, ich möchte meine Freiheit bewahren und nicht in einem Überwachungsstaat leben“. Grätsch fordert einen Mindestlohn von zehn Euro, weil „8,50 Euro nicht reichen“. Das Wichtigste aber sei die „kostenfreie Bildung von der Wiege bis zur Bahre“, sagt sie. Bildung und Kinder seien unserer wichtigstes Gut.

    Dass sie zu Podiumsdiskussionen nicht eingeladen sei, nennt Grätsch diskriminierend. Stolz ist die Kandidatin auf ihre Idee, mit einem dieser knuffigen Piaggio Ape-Fahrzeuge zu werben. Der Bezirksverband der Piraten habe das Gefährt besorgt und den Schweinfurtern zur Verfügung gestellt. „Klarmachen zum Ändern“ ist der Slogan. Klar, „wir wollen ja sehr viel ändern“, sagt Grätsch.


    Sandra Bernadett Grätsch

    Die Familie von Sandra Bernadett Grätsch, 59, stammt aus Gochsheim. Ihr Geburtsort Gelsenkirchen rührt daher, dass Vater Ewald Eck einige Zeit dort seine Brötchen verdiente. Grätsch hat einen illustren Lebenslauf: Sie hat einen Handwerksberuf erlernt, gehörte sechs Jahre der Bundespolizei an, arbeitete im Transportunternehmen des Vaters.

    Nach dem Verkauf gründete und führte Grätsch ein Wachdienst-Unternehmen. Nach dem abermaligen Verkauf arbeitete sie als Betriebsleiterin in einer Würzburger Spedition, es folgte eine Heilpraktiker und Hypnoseausbildung, beides übte Grätsch bis zum Tod ihres Mannes Hartmut 2006 in dessen Praxis aus. Dem Journalismus ist sie schon immer zugetan, war nebenbei immer mal darin tätig, seit Jahren wirkt Grätsch jetzt bei Radio Primaton als Foto- und Videoreporter, außerdem betreibt sie im Internet einen eigene Schweinfurt-Website.

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