Mit der Hand und ohne Licht lesen, das kann eigentlich niemand, aber Herr Hennlich macht das jeden Tag, denn er ist seit seinem 42. Lebensjahr vollkommen blind. Wie blinde Menschen ganz ohne ihre Augen ihren Alltag meistern, durften die Kinder der Klassen 3c und 3d aus Oberschwarzach kürzlich ganz hautnah erfahren.
Herr Hennlich erklärte, dass er mit der sogenannten Brailleschrift, eine aus erhöhten Punkten bestehende Schrift, lesen kann, indem seine linke Hand die Punkte ertastet. Das macht er mit links, da hier die Wahrnehmung viel stärker ist. Auch die Kinder durften anschließend ganz praktisch mithilfe eines Blindenschrift-Alphabets einen Satz ertasten. Das erforderte viel Geduld. Schließlich half Herr Hennlich ein bisschen nach und der Satz war bald entziffert.
Um seinen Alltag zu bewältigen, ist Herr Hennlich froh, dass seine Frau ihn unterstützt. Auch heute ist sie wieder an seiner Seite. Deshalb brauche er auch keinen Blindenhund, erzählt er. Herr Hennlich nutzt aber auch viele Hilfsmittel. So teilt ihm eine sprechende Uhr die Uhrzeit mit, ein Farberkenner hilft ihm bei der Auswahl der Kleider oder sagt ihm, ob es gerade hell oder dunkel ist. Ein Scanner, der 3,5 Millionen Artikel gespeichert hat, unterstützt ihn beim Einkaufen. Das Vorlesegerät ist sogar in der Lage, unser HSU-Buch vorzulesen. Beim Essen hilft ihm die Vorstellung einer Uhr. Frau Hennlich beschreibt ihrem Mann, dass das Fleisch auf dem Teller beispielsweise auf 12 Uhr liegt. So ist auch das Essengehen kein Problem. Gerne hätten die Kinder noch viel mehr Fragen gestellt. Leider war aber die Zeit viel zu schnell vorbei.
Von: Anne Guth (Lehrerin, Sportgrundschule Gerolzhofen)