"Total enttäuscht und verwundert": So haben Angela und Roland Merz die Kritik am Projekt "Bäume für die Zukunft" aufgenommen, die sie aus der Zeitung erfahren haben. Im Bau- und Umweltausschuss hieß es, der Bürgerwald sei "völlig verwildert". Das Ehepaar Merz, das sich für nachhaltige, ökologische Stadtentwicklung einsetzt, war Initiator der Baumpflanzaktionen, bei denen Walnuss-, Elsbeeren- oder Wildobstsetzlinge gepflanzt werden, als Bürger- oder Geburtsbäume. Die Stadt stelle eigene Maßnahmen in Frage, die sie schon seit zehn Jahren praktiziere, "gegen unseren Wunsch".
Als man 2010 auf den Oberbürgermeister zugegangen sei, um klimaresistente Baumarten zu pflanzen, sei es um freie Stadtflächen gegangen: "Wir haben damals konkret Flächen in Oberndorf, in der Hölle oder im Bereich des Tennisclubs am Waldspielplatz vorgeschlagen." Der OB habe dafür Unterstützung zugesagt, Titel "Wald findet Stadt". Mit der Umsetzung sei aber nicht die Abteilung "Bau und Stadtgrün", sondern das Forstamt beauftragt worden, das nicht über die Flächen in der Stadt bestimme. Gepflanzt wird seither im Stadtwald, in engen Abständen und mit Einzäunung gegen Wildverbiss: "Bis heute waren wir bemüht, die Aktion in die Richtung zu lenken, die eigentlich beabsichtigt war."
Neue Landschaft für wenig Geld
Nach dem Abzug der US-Army hätte die Stadt über zahlreiche Konversionsflächen verfügt. Auch auf dem Gelände der Landesgartenschau hätte sie Flächen für außergewöhnliche Baumspenden schaffen können, mit Obstbäumen, Insektenhotels und Bienenvölkern, als kleiner botanischer Garten. Der Servicebetrieb "Bau und Stadtgrün" habe 2019 für seine Ausbildung einen Staatsehrenpreis bekommen. Die Mitarbeiter hätten eine wunderbare neue Landschaft gestalten können, die kaum Geld gekostet hätte. Dies sei immer noch möglich. Im Artikel sei "Bäume für die Zukunft" forstwirtschaftlich beurteilt worden. Darum sei es ihnen aber nie gegangen. Erst der neue Forstamts-Leiter sehe, wie sie, das Prinzip, Bäume in einem bestehenden Wald zu pflanzen, kritisch.
Hoffnung, dass Projekt nicht zum Sterben verurteilt ist
Auch die Aussage, die Pflanzungen wären ein "Familien-Event" geworden, kein Beitrag für Natur und Umwelt, hat die Ideengeber geärgert. Kleinere Gruppen wären möglich gewesen, aber gerade die gemeinsamen Aktionen mit Eltern, Kind, Großvater, Kinderwägen, Trampelpfaden und GPS-Ortung hätten sie sehr berührt: "Die Bäumchen wurden mit Schnullern, Bildern und vielen anderen Gegenständen markiert und alle hatten ihre Freude." Auch wenn der Wald nie das Ziel der Pflanzungen gewesen sei, hoffen Roland und Angela Merz, dass das wichtige Projekt nicht zum Sterben verurteilt wird. Man habe 2000 Bäume gepflanzt, einen Umweltpreis gewonnen, Menschen zum Besuch in der Natur und andere Gemeinden zur Nachahmung angeregt: "Ein Blick nach Dittelbrunn würde genügen."