Sie sind die wohl prominentesten Söhne von Kirchaich, einem Ortsteil der Gemeinde Oberaurach im nördlichen Steigerwald: die Brüder Tobias, Philipp und Markus Thomann, besser bekannt als die Dorfrocker. Mit ihrer Partymusik waren sie schon in allen bekannten TV-Shows für volkstümliche Musik zu Gast. Und nun dürften sie ein noch breiteres Publikum erreichen. Denn die Band liefert den Titelsong zur ProSieben-Sendung „Die Alm“, die am heutigen Samstag im TV startet.
Mit ihrem Lied „Auf der Alm“ haben sich die drei in der internen Vorauswahl gegen namhafte Künstler durchgesetzt. Unter den 30 verschiedenen Auswahlsongs sei unter anderem ein Werk von Mallorca-König Jürgen Drews gewesen, erzählt Sänger Tobias. „Das ging alles ziemlich kurzfristig“, erzählt er, „die Ausschreibung kam erst vor zwei Monaten“. Der Song musste umgehend produziert werden, die erste Version entstand im eigenen Studio im Keller des Elternhauses.
„Wir sind aber zeitlich recht flexibel“, sagt Akkordeon-Spieler Markus. Denn seit die Band so erfolgreich ist, lassen die drei jungen Männer ihre erlernten Berufe ruhen. Tobias war auf dem Weg zum Grundschullehrer, Philipp ist Steuerfachangestellter und Markus Steuerberater. Doch wer von Freitag bis Sonntag meist irgendein Festzelt in Deutschland, Österreich oder der Schweiz unterhält, kann damit seine Brötchen verdienen. Allein in diesem Jahr haben die Dorfrocker 140 Live-Auftritte.
„Bei unserer Musik sollen die Leute vom Alltagsstress abschalten können“, beschreibt Markus den Anspruch der Band. Sozialkritische Texte kämen bei den Dorfrockern nicht in die Tüte. Und so heißen ihre Hits „Vogelbeerbaum“, „Schwarzwaldmarie“ oder „Und ab geht die Lutzzzi“. Die simplen Texte und Melodien kann man sich auch nach einigen Weizen noch gut merken.
Doch bei aller Einfachheit der Musik – bei ihren Live-Auftritten hängen sich die Dorfrocker ziemlich rein. „Wir sind immer mit Band unterwegs und spielen alles live“, sagt Markus. Andere Bands verließen sich da auch schon mal auf Musik aus der Dose. Wenn sie bei einem TV-Auftritt doch mal mit Playback spielen müssen, gefällt ihnen das gar nicht. „Ich denke, das ist auch ein Schlüssel zu unserem Erfolg“, meint der 32-Jährige.
Die Single „Vogelbeerbaum“, die gemeinsam mit den WM-Song „Schwarz-Rot-Gold“ vertrieben wurde, war der bisher größte kommerzielle Erfolg der Band. Bis auf Platz 59 der Charts stiegen die Dorfrocker. „Für einen Song aus dem Bereich der Stimmungsmusik ein großer Erfolg“, meint Markus. Immerhin müsse man sich gegen internationale Popstars behaupten. Seit 2005 sind sie bei der Plattenfirma Ariola unter Vertrag.
Ihren größten Auftritt hatten die Brüder als Vorband beim Abschiedskonzert der Schürzenjäger – vor 60 000 Leuten. Das sind mehr, als Schweinfurt Einwohner hat. Da steht der Auftritt in einem kleinen Festzelt oder die Werbeveranstaltung im CD-Laden ganz schön im Kontrast.
Im Fernsehen sind sie das nächste Mal im Rahmen der „Alm“ zu sehen. Da wird sich dann auch entscheiden, ob „Auf der Alm“ der nächste Hit wird. Denn ein TV-Auftritt ist laut Markus „schon wichtig für eine Chartplatzierung“. Wann der Auftritt genau stattfindet, ist aber noch unklar. Vor lauter Live-Auftritten finden die Dorfrocker kaum einen Termin.
Und wenn die Festzeltsaison im Herbst vorbei ist, geht's erstmal über den großen Teich. Beim größten Oktoberfest der Vereinigten Staaten werden die viel beschäftigten Brüder aus der Provinz zehn Tage das Festzelt beschallen. Mit ihrem ersten Song auf Englisch, für den sie sogar allerhand amerikanische Bierzelt-Redewendungen gelernt haben. In diesem Sinne: „Hoch die Tassen“ – oder eben „Raise your Stein“.
Deutsche Begriffe, die man auch im US-Bierzelt versteht
Der englische Oktoberfest-Song der Dorfrocker wird in den USA sicher gut ankommen. Dabei braucht man in bayerischen Bierzelten in den Vereinigten Staaten kaum Sprachkenntnisse. Denn viele Begriffe aus dem Brauchtum wurden quasi eins zu eins ins Englische übernommen. Darunter sind zum Beispiel das Alpenglühen (engl. alpenglow), die Gemütlichkeit (engl. gemutlichkeit) und der Schmalz (engl. schmaltz). Andere Wörter werden gar ohne jede Änderung übernommen. Dazu gehören unter anderem Alphorn, Bratwurst, Edelweiss, Eisbein, Hefeweizen, Weisswurst oder Schuhplattler. Der Stein steht im Englischen für einen Steinkrug.