„Es war am Karfreitag. Wir hatten eine heftige Meinungsverschiedenheit mit meinem Schwager, und dann sind die anderen einfach abgereist“, erzählt der 31-jährige Familienvater Renaldo Köllner. „Er hat noch zu uns gesagt: Dann seht zu, wie ihr zurechtkommt.“ Seitdem sitzt er mit Natalie Spindler, ihren beiden Kindern Loredana und Lamont und Hund Terry in Schwebheim fest. „Wir brauchen dringend Hilfe, wir haben fast nichts mehr zu essen und kein Geld. Wir wissen gerade nicht, wie es weitergehen soll“, erläutert Natalie Spindler den Ernst der Lage. Hinzu kommt: Die 29-Jährige ist im neunten Monat schwanger, hat bereits seit einiger Zeit Wehen und rechnet jede Sekunde mit der Geburt.
„Es ist wirklich sehr hart“, ergänzt Köllner. Die Tränen steigen ihm in die Augen, dann wendet er sich ab. Die beiden Zirkusleute hoffen jetzt dringend auf Hilfe aus der Bevölkerung: „Uns hilft alles, Geld, Lebensmittel, Babynahrung, Babykleidung, was man für ein Neugeborenes eben so braucht“, sagt Natalie Spindler. „Vielleicht hat ja sogar jemand einen Kinderwagen zu verschenken.“
Altes Auto dringend gesucht
Aber am dringendsten bräuchte die Familie ein altes Auto oder eine Zugmaschine, um die vier Wägen, die sie besitzen, zu bewegen: „Wir kommen hier ja gar nicht weg. Wenn ich ein Auto hätte, dann könnte ich mit den Kindern in Schulen, Kindergärten oder Altenheimen auftreten, und so ein bisschen Geld verdienen. Das würde uns sehr weiterhelfen. Wir müssen einen Weg finden, wie wir wieder für uns selbst sorgen können. Aber ohne Auto sitzt du einfach auf dem Schlauch, dann kannst du auch nicht schauen, dass finanziell was reinkommt.“ Das aber ist das wichtigste für die kleine Familie, bald wieder auf eigenen Füßen stehen zu können, für sich selbst zu sorgen, niemandem zur Last zu fallen. „Ich bin ein fleißiger Mann“, fügt Köllner hinzu. „Ich will und muss meine Familie versorgen.“ Vielleicht komme ja so viel Geld zusammen, dass sie sich ein altes Auto leisten, und dann wieder vor Publikum auftreten können. „Ich bin Feuerschlucker, Clown und Balancekünstler, ich balanciere beispielsweise zehn Stühle auf meinem Kinn.“ Die neunjährige Loredana und der achtjährige Lamont sind ebenfalls schon kleine Artisten, zu dritt können sie einige Nummern zeigen. Mutter Natalie tritt normalerweise als Illusionistin und Bauchtänzerin auf. „Wir sind keine großen Stars, aber mit unseren Auftritten können wir gut für uns selbst sorgen, wir müssen uns nur fortbewegen können“, sagt Köllner.
In ihrer Not hat sich die Familie auch an den Schwebheimer Bürgermeister Hans Fischer gewandt. „Er hat uns schon sehr geholfen, vor allem mit Lebensmitteln“, erklärt Natalie Spindler. Auch die 15 Euro, die sie jetzt noch haben, stammen vom Bürgermeister. „Aber wir wollen auch keinem ständig zu Last fallen, deswegen hoffen wir auf viele kleine Spenden von den Leuten aus der Umgebung.“ Hilfe hatten sie sich auch von der Diakonie Schweinfurt erhofft. Dort hatte man der Familie aber gesagt, dass sie nicht zuständig seien, da sie mit ihren Wägen in Schwebheim und nicht in Schweinfurt stehen. Am allerschlimmsten aber ist für die junge Mutter: „Wenn ich ins Krankenhaus muss zur Entbindung, dann mache ich mir die ganze Zeit Sorgen, ob die Kinder was zu beißen haben.“
Nicht mal kochen geht
Aber auch ohne diese große Sorge ist ihr Leben gerade schon kompliziert genug: „Wir waren vorher Teil eines Zirkus, dort gab es eine Gemeinschaftsküche, und die Wäsche haben wir bei meiner Mutter gewaschen. Hier kann ich ja nicht einmal kochen.“ Sie zeigt im spärlich eingerichteten Zirkus-Wagen hinter sich. Außer einem Holzofen, einem Schlafsofa, einer Essecke und den Kinderbetten weiter hinten in einem abgetrennten Abteil befindet sich fast nichts im Raum. „Vielleicht kann uns ja auch jemand mit Brennholz oder anderem Brennmaterial weiterhelfen. Über jemanden, der einfach mit einem Korb voll Lebensmitteln oder Holz bei uns vor dem Wagen steht und klopft , würden wir uns riesig freuen.“ Hundefutter für Golden-Retriever-Terrier Terry könnte die Familie ebenfalls gebrauchen.
Spindlers Eltern haben in dem Streit die Partei ihres Bruders ergriffen, von ihrer Familie erhofft sie sich keine Hilfe: „Es hätte keiner gedacht, dass es einmal soweit kommen würde. Aber jetzt gibt es auch kein Zurück mehr.“ Sie ist wahnsinnig enttäuscht, aber auch, wenn sie sich jetzt keinen Rat mehr wissen, eines wissen sie: „Das Verhältnis zu meinem Bruder ist nach dem Streit so zerrüttet, das wird nicht wieder. Sonst hätte er mich nicht in der Situation einfach so zurückgelassen.“
Wer Natalie Spindler und ihrer Familie helfen möchte, der kann Hilfsgüter oder Geldspenden in bar entweder am Zirkus-Wagen der Familie in Schwebheim in der Neuen Gasse vorbeibringen, oder sich unter Tel. (01 73)1 48 37 81 mit der Familie in Verbindung setzen.