(ul) „Was rechte Weiber sind, sollten keine Männer lieben. Sie sind‘s nicht wert.“ Diese Einsicht stammt nicht von einer kämpferischen Feministin, sondern von Johann Wolfgang von Goethe. Hatte der Dichterfürst dabei sein eigenes Leben im Blick?
Mit seiner Schwester Cornelia bestand zeitlebens eine tiefe Seelenverwandtschaft. Dennoch überließ er die hochgebildete Frau einem Ehemann, der über Frauen sagte, sie vertrügen nur leichte geistige Nahrung.
„Wenn Männer lange Schatten werfen“ hieß es am Abend zur Eröffnung der 18. Frauenwoche am Samstagabend im Schrotturmkeller. In akribischer Quellenarbeit machte sich Hans Driesel auf die Spur von drei Frauen, die im Schatten berühmter Männer ihr eigenes Leben mehr oder weniger aufgaben. Mit Claudia Friedrich, die den Frauen ihre Stimme lieh, und einfühlsam musikalisch begleitet von David Ress am Piano, stellte er dem überwiegend weiblichen Publikum Cornelia Goethe, Katja Mann und Mileva Einstein vor.
Anja Gutgesell bereicherte den Abend durch Gesangeinlagen. Sie summte „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ für Katja Mann, sang die Arie aus „Margarethe“ für Cornelia Goethe und den Song der Eliza aus „My fair Lady“: „Es wird Mai – ohne dich“.
Es gab viel zu Lachen an diesem Abend, beispielsweise über die ersten Kontakte zwischen Albert Einstein und seiner späteren Frau Mileva, seiner Kommilitonin am Polytechnikum in Zürich, mit der er sich lange Briefe schrieb, die über Differenzialgleichungen und andere mathematisch-physikalische Probleme nicht hinauskamen. Bis die beiden entdecken, dass es noch anderes gibt als Formeln und sich die Briefe ändern mit Sätzen wie „Mei lieb‘s Doggserl, sei überall abgebusselt, wo du‘s erlaubst“. Gegen den Willen der Mutter heiratet Albert seine Mileva. Die hochgebildete Ehefrau bleibt der Wissenschaft treu, aber nur im häuslichen Rahmen. Sie gibt ihr eigenes Leben auf und unterstützt ihren Mann, der ihr, sollte er den Nobelpreis bekommen, das Preisgeld verspricht. War es vielleicht gar nicht seine Relativitätstheorie, sondern ihre? Die Frage bleibt offen, die These aber hat Anhänger. Die Ehe scheitert und dennoch schreibt Albert: „Alles, was ich geschafft und erreicht habe, verdanke ich Mileva.“
1901 legt zum ersten Mal eine junge Frau in München das Abitur ab: Katharina Pringsheim, die spätere Katja Mann. Sie studiert Physik und Mathematik, gibt ihr Studium aber zwei Jahre später für ihren Mann Thomas auf. Ebenso wie Mileva steht sie im Schatten ihres Ehemanns und trägt die Verantwortung für Familie und Kindererziehung weitgehend alleine. Anders als bei den Einsteins hält die Ehe, doch die Belastung mit den sechs Kindern und den homoerotischen Neigungen ihres Mannes sind auch für Katja zu viel. Sie erkrankt. Und doch bleiben Zuneigung und Bewunderung für ihn bis zuletzt ungebrochen. Trotzdem zieht sie einen Schluss, der wohl auch für die beiden anderen Frauen Gültigkeit hatte: „Manchmal denke ich, dass es doch nicht ganz richtig war, mein ganzes Leben auf Mann und Kinder auszurichten.“