"Knetä –fränkisch halt", erklärt Lisa Stein den Namen ihres Produkts. Darüber habe sie überhaupt nicht lange nachdenken müssen. Die Unternehmerin stellt Knete her –"100 Prozent vegan, natürlich und made in Germany". Die Idee dazu entstand Anfang 2013. Auf einer Familienfeier brachte ihre Mutter Knete für die kleine Cousine mit. Im Laufe der Feier begann dann die ganze Familie, mit der Knete zu formen und Figuren zu basteln.
Stein hatte schon lange das Ziel, sich eines Tages selbstständig zu machen. Noch am selben Abend kam ihr die Idee, "etwas aus der Knete zu machen". Dazu hatte sie zunächst über die Herstellung von Knete recherchiert und anschließend in der eigenen Küche auf der Suche nach der perfekten Konsistenz angefangen, mit der Herstellung zu experimentieren.
Durch Zufall zum ersten Erfolg
Als nächstes ging es auf die Suche nach Abnehmern. "Anfangs war nicht klar, wo der Weg hingeht." Zunächst hat Stein Kindergärten und Altenheime abgeklappert – mit mäßigem Erfolg. Diese "haben vielleicht mal ein bis zwei Beutel abgenommen", was als langfristiges Vertriebsprinzip keinesfalls rentabel gewesen wäre.
Erst ein Zufall brachte der jungen Gründerin den ersten großen Erfolg. Ein Schweizer Bänker, den sie über eine Freundin kannte, war von der Knetä begeistert und brachte Stein mit über 2000 Döschen den ersten Großauftrag. Das Geld habe man sofort in die Zertifizierung des Produkts investiert, denn die Anforderungen seien bei Spielzeug strenger als bei Lebensmitteln, berichtet Stein.
Damit war eine neue Zielgruppe gefunden: Die Werbeartikelbranche. Dank der individuellen Veredelung und Gestaltung der Dosen oder Päckchen und der zusätzlichen Stempelprägung der Knetmasse kann jedes Unternehmen nach seinen Wünschen bedient werden. So auch im Jahr 2018, als ein Textilunternehmen seinen 50. Geburtstag feierte und 360 000 Beutel Knete bestellte. 20 Tonnen Knetmasse wurden verarbeitet, zwei Lastkraftwagen voll. Der bislang größte Auftrag für Knetä.
Dazu musste Stein zunächst viel Überzeugungsarbeit zu den Vorzügen ihres Produkts leisten. Letztendlich konnte sie sich erfolgreich gegen einen Konkurrenten aus Fernost durchsetzen. Als der Auftrag eingegangen war, stieg jedoch die Nervosität. Es stellte sich die Frage: "Ist das wirklich alles machbar?"
Stein: Aus Fehlern lernt man
Ja, war es. "Durch diesen Auftrag haben wir uns weiterentwickelt und unsere Abläufe verbessert, das hat uns unwahrscheinlich weiter gebracht."
Letztlich sei "Ernsting's family" dankbar gewesen, sich für Knetä entschieden zu haben. Die Kunden hätten das Produkt beim Einkauf als Geschenk dazubekommen, und viele seien wieder gekommen und hätten Produkte eingekauft, nur um erneut das Päckchen Knete gratis zu erhalten, berichtete die Firma der Unternehmerin.
Zudem seien anschließend viele Anfragen von Privatpersonen gekommen, die das Produkt kaufen wollten. Diese musste Stein zunächst enttäuschen, da es kein Produkt für Endkunden gab. Auch deshalb habe sie sich dazu entschieden, ein Produkt für Endkunden auf Amazon anzubieten.

Viel Skepsis, "das wird nichts", "damit kann man kein Geld verdienen". Diese Reaktionen erhielt Stein anfangs, wenn sie anderen von ihrer Idee erzählte. Doch die heute 29-jährige hat sich nicht unterkriegen lassen. "Natürlich macht man am Anfang viele Fehler, aber man kann kontinuierlich daraus lernen. Ich sehe Fehler als etwas positives, auch heute noch", sagt sie entschlossen. Seit Mai 2017 führt sie Knetä in Vollzeit. Neben der Unterstützung durch ihre Familie beschäftigt sie mehrere 450-Euro-Kräfte, denn für die Knetä-Herstellung ist viel Handarbeit gefragt.
"Wenn man einen Kugelschreiber oder ein Feuerzeug erhält, freut man sich zwar, aber das Produkt ist schnell vergessen. Mit der Knetä schafft man eine Erinnerung, die bleibt."
Lisa Stein
Ihr Freund Markus kümmert sich hauptsächlich um die Herstellung und die Produktion, sie sich um Office und Vertrieb. Dazu gehören auch regelmäßige Teilnahmen an Messen. Auf diesen sei oft ein interessantes Phänomen zu beobachten. "Viele sind anfangs skeptisch und sagen, dass sei ein Produkt für Kinder." Dann entgegnet ihnen Stein: "Du spielst doch auch gerade damit." Spätestens nachdem ein cooler Werbespruch gefunden ist, sind die Kunden überzeugt.
"Wenn man einen Kugelschreiber oder ein Feuerzeug erhält, freut man sich zwar, aber das Produkt ist schnell vergessen. Mit der Knetä schafft man eine Erinnerung, die bleibt. Daran erinnern sich die Kunden in drei Jahren noch zurück." Auch für die Stadt Schweinfurt hat Knetä vor kurzem Produkte ausgeliefert.
Das "duplo" unter den Knetherstellern
Die spannendste Frage lautet: Ist die vegane Knete essbar? Theoretisch schon. Allerdings sei sie selbstverständlich zum Spielen gedacht. "Knetä ist auf jeden Fall unbedenklich", deswegen gebe es auch keine Altersbeschränkung. So wie duplo die wahrscheinlich längste Praline der Welt ist, so ist Knetä einem Werbespruch zufolge "die wohl unbedenklichste Knete der Welt". Während Stein nur natürliche Zutaten verwendet, wisse man in anderen Kneten oft nicht genau, was darin verarbeitet ist. Im Jahr 2018 hat Öko-Test 14 Kneten getestet, in elf wurden bedenkliche Inhaltsstoffe gefunden. Eine der weltweit führenden Hersteller wollte anfänglich sogar einen Tapetenreiniger entwickeln, bevor daraus zufällig Knete entstanden sei, erklärt Stein.
Knetä im Sommer in den Kinos erhältlich
Natürlich wisse sie auch, wie Knete mit Glitzer, Knete die leuchtet oder Knete die hüpft hergestellt wird. Dazu habe es schon Anfragen gegeben, "aber da wehre ich mich strikt dagegen". Denn Knetä soll natürlich bleiben, wie auch die erst seit 2019 erhältliche Knetseifä. Zum Produkt müsse man nur heißes Wasser und etwas Speiseöl hinzugeben, dann könne man seine eigene Seifenfigur formen. Im Gefrierfach härtet das Konstrukt dann aus.
Für die Zukunft sind Schritte zum Einstieg in den Einzelhandel geplant. Wer nicht solange warten möchte und selbst einmal Knetä in den Händen haben will, der sollte im August 2019 aufmerksam an den Kinokassen sein. Dort werden die Besucher ein Knetäprodukt als Give-away erhalten. Für welchen Film, das wird noch nicht verraten, "sonst wäre ja die Überraschung weg".