Kein Gelenk des menschlichen Körpers ist so komplex wie das Kniegelenk. Deswegen ist es auch so anfällig für Verletzungen und Verschleiß. Ein Drittel der Bevölkerung leidet im Lauf des Lebens an schmerzhafter Arthrose. Am häufigsten betroffen ist: das Knie.
Die richtige Behandlung wird nicht nur bei Betroffenen, sondern auch bei Ärzten und Therapeuten häufig kontrovers diskutiert. Die Empfehlungen reichen von Gummi-Bärchen über Salben, Spritzen in das Gelenk, die Gelenkspiegelung („Arthroskopie“) bis zum künstlichen Kniegelenk. Nur: Wann macht man was? Antwort auf diese Fragen erhalten Betroffene auf dem Wernecker Knie-Tag am 14. März, veranstaltet vom Orthopädischen Krankenhaus Schloss Werneck.
Dabei wird auch eine Knie-Prothese in Spezialgröße vorgestellt, die besonders an die Anatomie des weiblichen Kniegelenks angepasst ist. „Das Frauenknie der zweiten Generation ist sozusagen das Tüpfelchen auf dem 'i', es passt genau für die fünf Prozent unserer Patientinnen, bei denen wir bisher bei der Größenwahl einen Kompromiss eingehen mussten.“ Erstmals in Bayern hat Professor Dr. Christian Hendrich diese Prothese eingesetzt: „Die Behandlung des Kniegelenkes wird immer individueller. Dass es für Frauen und Männer mittlerweile unterschiedliche Knieprothesen gibt, ist der beste Beweis dafür, wie sich die Behandlung weiterentwickelt hat.“
Was rät der Experte? Im Alter zwischen 20 und 40 Jahren komme heute überwiegend die Gelenkspiegelung mit einer sehr hohen Erfolgsrate zum Einsatz. Schwere Knorpelschäden lassen sich mit der Transplantation körpereigener Knorpelzellen behandeln. Zwischen 45 und 65 Jahren ist es meistens sinnvoll, den Patienten arthroskopisch zu behandeln. Durch den Meniskus hervorgerufene Probleme des Kniegelenkes können dabei erfolgreich behandelt werden. Für Knorpelschäden besteht in dieser Altersgruppe jedoch keine Heilungsaussicht mehr. „Oberhalb von 65 Jahren steht meistens der Knorpelschaden im Kniegelenk im Vordergrund. Die Spiegelung kann dann einfach nicht mehr ursächlich helfen“, so Hendrich. Er rät dieser Altersgruppe zu einer Prothese. Moderne Knieprothesen ersetzten nur verschlissene Oberflächen. „Die Knochen und Bänder bleiben erhalten. Der Patient behält also sein eigenes Kniegelenk.“ Was aber kann der Patient selber tun? „Eine Gewichtsabnahme ist immer hilfreich. Rauchen sollte vermieden werden, weil durch Zigaretten die Knorpelernährung verschlechtert wird,“ rät Hendrich. Sinnvoll sei auch die Nahrungsmittelergänzung, seien Präparate, die Chondroitin- oder Glucosaminsulfat enthalten.
Im Jahr 2008 wurden im Schloss Werneck mehr als 750 Knie-Endoprothesen eingebaut. Die Klinik gehöre im Bereich der Endoprothetik zu den Top-Ten-Kliniken in Deutschland, so Hendrich.
Der Knietag am Samstag findet von 10 bis 12.30 Uhr im Guddensaal statt. Nach den Vorträgen beantworten Experten Fragen. Anschließend besteht die Möglichkeit, eine OP-Situation am Modell anzusehen, die Bettenstation und die Abteilung für physikalische Therapie zu besichtigen.