„Wir wollten mal was Neues ausprobieren“, sagt die Vorsitzende Monika Rödemer, zum Auftakt der Sommerserenade in den Gaden.
Der Gesang- und Musikverein 1874 hat in diesem Jahr einmal nicht in die Kirche eingeladen. Das Freiluft-Konzert lockt die zahlreichen Besucher diesmal auf den Hof der romantischen Kirchenburg, unter blauem Himmel, zwischen viel Grün und Fachwerk. Auch für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt.
Es weht ein laues Sommerlüftchen, als der Jugend- und Kinderchor in gelben T-Shirts Kostproben seines Könnens gibt: „Meines Wissens nur einer von dreien im Landkreis“, sagt Chorleiter Rudolf Wurm .
Was die Mitgliederzahlen angeht, ist die Nachwuchscombo allerdings momentan an der Untergrenze. Etwas Werbung kann die kleine Truppe somit gebrauchen, und sich, „Oh oh oh oh“, ansonsten hören lassen, mit flotter Chartsmusik und putzigen Tanzeinlagen der Jüngsten. Gesungen wird buchstäblich „Seite an Seite“, nicht nur als Song von Christina Stürmer. Die wohlverdiente Zugabe ist ein grooviger Schnakenrock.
Den Mittelpart übernimmt der Gemischte Chor, der die „Wunder dieser Welt“ besingt und den Frühling. Wenn sich zwei Wurzeln im Wald unterhalten, kommt nicht unbedingt eine Dampfplauderei dabei heraus. Wolfgang Hocke, bekannt vom Liederkranz Schweinfurt, hat Gedichte und Geschichten von Christian Morgenstern vertont, unter anderem als Ode auf zwei „redselige“ Tannenwurzeln. Die vertiefen sich in ein Gespräch: „Die eine sagt: knig, die andere sagt: knag. Das ist genug für einen Tag“.
Der Konzertabend ist da noch lange nicht zu Ende. Es folgt eine italienische Weise über das Matrosenleben. „So schön, wie heut', so müsst es bleiben“, sang schon Marika Rökk über das Glück, dem auch die Sängerinnen und Sänger in Grün und Schwarz frönen.
Egal ob Kanon oder Evergreen: die Geldersheimer verstehen hörbar ihr Handwerk.
„Die Zugabe ist jetzt der Projektchor“, leitet Monika Rödemer elegant zum dritten Teil der Serenade über. Wer sich in der Schule vor dem Vorsingen gefürchtet hat oder ein bisschen vereinsscheu ist, darf sich bei der jüngsten Abteilung des Vereins genau richtig fühlen: Es ging eher zwanglos und unkonventionell zu, bei den zehn Proben. Außerdem gab es schon einen Auftritt in Coburg. Herausgekommen ist eine bunte Palette an Melodien: „Masithi“ etwa, ein afrikanischer Gospel, oder die Coverversion zu Max Giesingers EM-Hyme „Einer von 80 Millionen“, eigentlich ein Loblied auf das Wunder der Liebe. Um die eine, die immer lacht, geht es in Kerstin Otts melancholischem Ohrwurm.
Nichts zu lachen hat der arme Jack, im schmissigen R&B-Klassiker „Hit the Road, Jack“, bekannt dank Ray Charles: Ein Mann bekommt von seiner Angebeteten mitgeteilt, dass er gefälligst Leine zu ziehen hat. Mit so einem Rausschmeißer darf die Serenade natürlich nicht enden. „Gute Nacht, wir wünschen eine gute Nacht“, heißt es bei Lorenz Maierhofer, pünktlich zum Anbruch der Dämmerung („Neigen sich die Stunden“).
Zum Schluss gibt es noch eine kleine Süßigkeit: Eine nicht ganz ernst zu nehmende musikalische Fingerübung über Schokolade und Ananasbowle. Nach dem begeisterten Schlussapplaus und Dank an alle Akteure, vorneweg Monika Rödemer und Rudolf Wurm, herrscht endgültig gute Laune und wohlige Sommerstimmung. Zeit für den gemütlichen Teil des Abends: Mit den fränkischen Schunkel-Musikern Alfred Werner und Roland Nöth wird Anker geworfen, bekannt vom gleichnamigen Wipfelder Wirtshaus.