Als Erika Roth am Montag mit ihrem Mann Manfred und ihrer Tochter Tina gegen 13 Uhr in ihr Auto stieg, um von Gochsheim Richtung Schweinfurt zu fahren, ahnte sie noch nicht, was ihr bald darauf passieren würde: Drei Jahrzehnte lang nichts, und dann gleich drei Verkehrskontrollen innerhalb von zwei Stunden!
Erster Stopp schon nach wenigen Minuten. Familie Roth mit Erika am Steuer hatte gerade den Ortseingang von Sennfeld passiert, da wurden sie rechts raus gewunken. "Ihre Papiere, bitte!" Da war sie endlich, die lang ersehnte Verkehrskontrolle. Nicht so ersehnt war die mündliche Verwarnung, die folgte: Der Fahrzeugschein, das verflixte Ding, war einfach nicht zu finden.
Kurze Zeit darauf im Bereich der Schweinfurter Hafenwirtschaft stand schon die nächste Streife: "Sie sind sehr auffällig gefahren, würden Sie mal in dieses Röhrchen pusten?" Auch wenn der Promille-Test mit 0,0 zur völligen Entlastung der Fahrerin führte, so zog sie sich dennoch eine weitere Verwarnung zu: Erika Roth war im Sichtbereich der Polizei abgebogen, ohne den Blinker gesetzt zu haben.
Als dann nach dem Mittagessen im Industriegebiet von Schweinfurt schon wieder die Männer mit den grünen Jacken standen und Verbandskasten sowie Warndreieck sehen wollten, dämmerte Erika Roth so langsam, dass es nicht mit rechten Dingen zuging. Die dritte Verwarnung hat ihr diese Ahnung aber nicht erspart: Der Verbandskastens war zu alt.
An der letzten Kontrollstelle erfolgte schließlich auch die Auflösung des Rätsels, denn dort warteten nicht nur zwei Polizisten, sondern auch Polizeipressesprecher Karl-Heinz Schmitt und das Team von Bayern 1-Reporterin Beatrix Rabl. Manfred Roth hatte sich bei Bayern 1 gemeldet und im Rahmen der Vorweihnachtsaktion "Wünsche, die mit Geld nicht zu bezahlen sind" darum gebeten, seiner Frau bei der Realisierung des Traums von der Polizeikontrolle behilflich zu sein.
Ein in jeder Hinsicht sehr ungewöhnlicher Wunsch, wie auch Reporterin Rabl bestätigte: "Die meisten, die bei uns anrufen, wünschen sich für ihre Freunde oder Familienangehörigen, dass die mal als Statist in der Lindenstraße auftreten, Bayern München beim Training zuschauen oder irgend einen Prominenten treffen dürfen."
Auch bei der Polizei hat der Wunsch von Erika Roth zunächst Heiterkeit und Verwunderung ausgelöst. "Wir haben dann aber, mit dem Einverständnis des Chefs, gerne zugesagt", schilderte Pressesprecher Schmitt und machte deutlich, dass es sich hier um eine große Ausnahme gehandelt hat. Für seine Dienststelle sei dies eine gute Gelegenheit gewesen, zu demonstrieren, dass Humor auch für die Polizei kein Fremdwort ist.
Dass die ganze Aktion ein großer Erfolg wurde, war nicht nur dem gelungenen Zusammenspiel zwischen Bayern 1 und der Schweinfurter Polizei zu verdanken, sondern auch dem resoluten Auftreten von Erika Roth. Die konfrontierte die Beamten am ersten Kontrollpunkt zum Beispiel gleich mit der Gegenfrage: "Dürfte ich zunächst mal Ihre Dienstausweise sehen?"
Nachdem ihr "Herzenswunsch" jetzt in Erfüllung gegangen ist, kann sie künftig endlich mitreden, wenn im Bekanntenkreis wieder mal das Thema Verkehrskontrolle angeschnitten wird. Und im Radio war sie auch noch damit. Die Aufzeichnung der Aktion wurde gestern gesendet. Doch die tieferen Gründe dafür, warum sie so sehnsüchtig ausgerechnet eine Verkehrskontrolle und kein Training von Bayern München erleben wollte, blieben letztlich ihr Geheimnis.