"Also das sind 55 Euro plus Brezenständer, sag mer 50!" Na du bist gut", beschwert sich Ottmar Pelz. Aber sein Gegenüber meint. "Auf einem Flohmarkt muss man doch handeln". Es ist ein besonderer Flohmarkt, auf dem da gefeilscht wird. Das "Krackennest" am Plan steht vor seinem Totalausverkauf. Was über 30 Jahre lang eine Wirtschaft war, wird nun wieder ein Privathaus.
Wirt sein ist ein Vollzeit-Job
Auch Detlev Zeller ist gekommen "um mal zu schauen". Er hat an der Neugestaltung, Mitte der 1980er Jahre mitgearbeitet. Wir haben damals das alte Bauernhaus in eine Wirtschaft umgebaut", erzählt er. Peter Vollert eröffnete im November 1987 darin eine Weinstube. Im Nachbarhaus, so Ortschronist Richard Ludwig ist schon 1611 eine "Weinschenke" erwähnt. Der Garten des "Krackennest", wie die neue Wirtschaft heißt, zog im Sommer besonders Radfahrer an, wurde aber auch für Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen genutzt. 2003 übernahmen die Wirtsleute Erika und Ottmar Pelz das Lokal. Sie errichteten eine große neue Küche ein und machten aus der Weinstube ein Restaurant.

"Aber die Tochter und der Schwiegersohn wollten nicht übernehmen", erklärt Ottmar Pelz und er versteht das auch. "Man ist halt immer angehängt, kein Wochenende, keinen Feiertag." Eigentlich wollte er sein Inventar an einen anderen Gastronomen verkaufen, "aber sie finden ja fast keinen deutschen Wirt mehr", erklärt er. Jetzt ist alles in der Scheune aufgebaut und steht zum Verkauf. "Man muss damit abschließen und darf nicht mehr daran denken, sonst kriegst du Bauchweh", kommentiert Ottmar Pelz. Seine Frau Erika zeigt die Küche und den Gartenausschank. "Alles neu, das hätte einer einfach so übernehmen können." Sie stand ein Leben lang in der Küche, erst im Altenheim, dann in einer Jugendherberge und schließlich in der eigenen Gasstätte. "Das ist schon schwer", erklärt sie aber mit 70 Jahren müsse man auch mal an sich denken.
Reinhold Günther schaut sich derweil um. Er kauft für die Eigenheimer in Schraudenbach ein. Ein kleiner Tortenkühlschrank, ein Rechaud, alles was man so fürs Waldfest brauchen kann. Die Gemeinde Schwebheim hat dem Wirt schon eine Kühltheke und einen Ofen abgekauft. Rainer Meder interessiert sich eher für die Dekoartikel. Er nimmt einen alten Dreschflegel mit "für den Treppenaufgang". Ein Ehepaar hat einen übergroßen hölzernen Löffel in der Hand. Auf ihre Nachfrage wofür man den denn brauche, demonstriert Erika Pelz lachend, dass der genau auf das Hinterteil ihres Mannes passt. Das Paar kauft.
Nicht ganz billig, dafür aber hochwertig
Eine Frau sucht eine Küchenwaage, entdeckt aber nur eine professionelle für bis zu 30 Kilogramm. Und die soll 290 Euro kosten, das wird nichts. "Ich brauch nur eine kleine für 10 Euro, erklärt sie. Eine andere potentielle Kundin begutachtet das Geschirr. Der Glasteller 4,50 Euro, Gläser für zwei Euro, Teller für 2,50 Euro, "das ist alles viel zu teuer", murmelt sie. "Dafür krieg ich`s im Möbelhaus neu." Es sei halt hochwertiges Porzellan erklärt Pelz. Ein eigentlicher Schnäppchenmarkt für Privatleute war der Flohmarkt also nicht, für Vereine und Organisationen aber hatte er durchaus attraktive Angebote. Und auch wer alte Scheunenartikel suchte, war hier richtig.
