"Die Schließung der Kupsch-Filiale gefährdet die wohnsitznahe Versorgung der Menschen", heißt es in dem Appell, den die Initiative an den Stadtrat und an Markt-Betreiberin Brigitte Düring richtet. Bis gestern hatten bereits 80 Bürger aus den Stadtteilen Hochfeld und Steinberg unterschrieben. Lukas-Pfarrer Christian von Rotenhan und sein katholischer Kollege Paul Hilbert stehen hinter der Aktion, um den Stadtrat auf ihre Seite zu ziehen. Es dürfe nicht sein, dass sich die gewählten Volksvertreter "aus der sozialen Verantwortung heraus stehlen".
Die Kupsch-Filiale sei mehr als ein Einkaufsmarkt, sie sei Treffpunkt und Ort der Kommunikation für überwiegend ältere und gehbehinderte Menschen, sagen die Seelsorger. "Viele bewegen sich mit Mühe heraus aus ihren vier Wänden, um Menschen zu treffen", weiß von Rotenhan, der den Erhalt des oder eines anderen Marktes deshalb sogar "überlebensnotwendig" nannte.
Hilbert erinnerte an die vielen Senioren aus dem Altenheim St. Elisabeth und den benachbarten Häusern für betreutes Wohnen, für die - mit Gehhilfen bestückt - die Entfernung von der Elsa-Brändström- in die Segnitzstraße "gerade noch zu schaffen ist". Der Zeilbaum liege zu weit weg, weiß Hilbert. Auch das Protestpapier beschäftigt sich ausdrücklich mit der wohnsitznahen Versorgung in einem Gebiet mit bester Infrastruktur, der man jetzt das 'Herzstück' herausreißen will", wie es beim gestrigen Protest vor dem Kupsch-Markt hieß.
Rotenhan hat der Protestliste eine Statistik über die Altersstruktur innerhalb des Gemeindegebietes von St. Lukas beigegeben, die beweist, dass gerade Hochfeld und Steinberg eine wohnsitznahe Versorgung dringend nötig haben. Fast jeder dritte Bewohner der Stadtteile ist (1462 von 5297) über 65 Jahre alt. "Wir sind der älteste Stadtteil", untermauert von Rotenhan.
Vom Pfarrgemeinderat St. Peter und Paul sowie vom Kirchenvorstand St. Lukas erhalten auch die Besitzer der Immobilie Post. Die Brüder Bernd und Jörg Thinius, die gegenüber dieser Zeitung ihre jederzeitige Gesprächsbereitschaft mit Edeka und Düring ausgedrückt haben, werden in dem Schreiben aufgefordert, bei einem Scheitern der Verhandlungen mit Kupsch wegen der Bevölkerungsstruktur "bei der künftigen Nutzung" wieder einem Lebensmittler den Vorzug zu geben. Die Listen liegen bis 9. Juli in den Pfarreien.