Die Schweinfurterin Birgit Seidel hat eine enge Beziehung zur Kunstszene ihrer Stadt. Kaum eine Vernissage, die sie nicht besucht. Bei einem Spaziergang kam ihr plötzlich die Idee, eine Ausstellung mit Schweinfurter Künstlerinnen zu veranstalten. Alle, die sie kannte, hatten zwar schon in dieser Stadt ausgestellt – zum Teil mehrmals und einige auch zusammen – aber eine Gemeinschaftsausstellung aller hat es noch nie gegeben. Seidel war auch klar, dass ein solches Projekt ein Dach braucht – und das fand sie bei den Frauenwochen. So beginnt die diesjährige Veranstaltungsreihe für Frauen am 1. März mit der Eröffnung der Ausstellung „Ladies first“ in der Halle Altes Rathaus.
Bis auf eine Malerin sagten alle Künstlerinnen, die Seidel fragte, spontan zu. Die Namen sind in der Stadt bekannt: Steff Bauer, Margarita Calvary, Monika Dorband, Ruth Grünbein, Heike Kleinlein, Gisela Lehner, Christa Nothtroff, Hille Reick und Ronni Zettner. Die Bandbreite reicht also von Bildhauerei, Malerei, Zeichnung, Druckgrafik bis zu konzeptionellen Installationen.
Die Künstlerinnen kennen sich gut und schätzen sich auch, aber sie verstehen sich keinesfalls als feste Formation wie einst die Gruppe Schweinfurter Künstler. Trotzdem schließen die neun und Initiatorin Seidel nicht aus, dass es auch künftig Gemeinschaftsprojekte geben wird. „Ich denke beispielsweise an unsere Partnerstädte“, sagt Birgit Seidel. Die Zusammensetzung der Gruppe ist jedenfalls nicht festgelegt.
Auch eine Ausstellung, bei der die Beteiligten viel selbst organisieren, kostet Geld. „Rund 4000 Euro“, schätzt Birgit Seidel. Also suchte sie Sponsoren. Mit Erfolg: Kulturstiftung Schweinfurt, Flessabank und Privatleute gaben Zuschüsse. Wichtig war den Frauen eine professionelle Werbung. Ronni Zettner, die auch Grafikerin ist, gestaltete Einladungskarte und Plakat. Sie hatte auch die Idee mit dem Titel „Ladies first“, der auf mehreren Ebenen funktioniert und schon andeutet, dass weitere Projekte folgen könnten. Den Flyer hat Karl-Heinz Weppert gestaltet.
In diesem Leporello stellen sich alle Künstlerinnen kurz vor: Die Bildhauerin Steff Bauer (1971 in Schweinfurt geboren) scheut den Aufwand nicht, ihre beiden großen Steinskulpturen „Babys“ in die Halle transportieren zu lassen. Die beiden sehr realistisch dargestellten sitzenden Figuren sind etwa so groß wie ein sechsjähriges Kind. Margarita Calvary (1922, Schweinfurt) hat fast ihr gesamtes Werk den Museen und Galerien der Stadt übergeben. Gezeigt werden Gemälde und Drucke, in denen sie sich intensiv mit dem Zusammenspiel von Farbe und Form auseinandergesetzt hat.
Monika Dorband (1948, Worms) experimentiert seit Jahren mit unterschiedlichen Drucktechniken. Sie stellt Unikate aus, die sie aus Farbradierungen entwickelt. Ruth Grünbein (Schweinfurt) kam erst mit 43 Jahren zur Malerei. Sie zeigt großformatige Gemälde aus der Serie „Heimat“. Die Keramikkünstlerin Heike Kleinlein (1945, Dettelbach) setzt sich langem mit Gefäßformen auseinander, die an Gebrauchskeramik erinnern, aber keine Funktion mehr haben. Es sind Objekte. Kleinlein präsentiert aktuelle Arbeiten, bei denen sie die Oberflächen mit Pigmentfarben bemalt, gewachst und poliert hat.
Die Acrylbilder von Gisela Lehner (1931, Fürth) sind von fröhlicher Farbigkeit. Sie gibt Eindrücke von zahlreichen Reisen in ferne Länder wieder. Christa Nothtroff (1950, Enheim) schöpft ihre Inspiration oft aus der Literatur. Der witzige Text eines Chansons über eine Frau, die nicht einschlafen kann, war Impuls für ein Bild, das aus 16 kleinen Tafeln besteht. Die Ausbildung zur Handweberin prägt das künstlerische Schaffen von Hille Reick (1964, Bergneustadt), auch bei konzeptionellen Arbeiten. Sie plant eine Installation mit Geweben, Acrylbildern und Collagen. Ronni Zettner (1965, Südafrika) interessiert sich für Charakter- und Wesenseigenschaften von Menschen und Tieren. In ihren Kugelschreiber-Zeichnungen zeigt sie „das Tier im Menschen“.
Die Künstlerinnen und die Initiatorin übernehmen abwechselnd die Aufsicht in der Halle und stehen dabei auch für Gespräche zur Verfügung. Gelegenheit zu einem Künstlergespräch mit allen gibt es am Sonntag, 8. März, ab 16 Uhr. Zur Finissage am 15. März, ab 16 Uhr, ist eine Verlosung geplant. Alle Teilnehmerinnen stellen ein Werk zur Verfügung. Auch die Ziehung der Gewinner findet bei der Finissage statt.
Ladies first: Eröffnung Sonntag, 1. März, 17 Uhr, Halle Altes Rathaus. Bis 15. März, täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.