Entweder ist der Euerbacher Feldhamster ein Langschläfer oder er hat den Winter nicht überlebt. Denn noch immer ist das streng geschützte Nagetier nicht aus seinem Bau geschlüpft. Dieser liegt ausgerechnet auf jenem Feld an der B 303, das für die Umfahrungsstrecke während der Bauzeit des neuen Verkehrskreisels gebraucht wird.
Die Baumaßnahmen hätten schon Ende 2017 beginnen sollen, mussten aber wegen der frühzeitigen Winterruhe des Tieres verschoben werden. Denn dessen Ausschlafen muss abgewartet werden.
Alle paar Tage wird kontrolliert
Alle paar Tage kontrolliert jetzt die Landschaftsplanerin Carola Rein vom Würzburger Umweltbüro Fabion die Fläche an der Bundesstraße vor Euerbach. Im letzten Sommer hatte sie dort im Rahmen des nötigen Fachgutachtens drei Feldhamsterbaue gefunden, zwei davon waren verlassen. Im Herbst war ein Feldhamsterbau auf der künftigen Baufläche noch bewohnt gewesen, berichtet sie, in diesem Frühjahr hatte sie ihn wiedergefunden, mit einer intakten Röhre.
„Erfahrungsgemäß tauchen die ersten Feldhamster ab Mitte April wieder auf“, weiß die Fachfrau. Das seien aber meist die Hungrigen, die nicht genügend Winterfuttervorrat gesammelt hätten. Am 1. Mai hatte sie bei einer Kontrolle am Euerbacher Feld noch keine Anzeichen dafür entdeckt, dass der Bau von innen geöffnet wird. „Die Aktivität eines Hamsters nimmt aber derzeit zu“, meint sie. Abwarten heißt also die Devise.
Taucht er auf, muss der Hamster umziehen
Sobald aber der Nager auftaucht, wird er von Carola Rein mit einer Lebendfalle gefangen und auf ein anderes, extra ausgewiesenes Feld, eine Ausgleichsfläche, umgesiedelt. Wenn auch der Aufwand bei manchem Beobachter für Kopfschütteln sorgt, ist er angesichts der dramatischen Situation des vom Aussterben bedrohten Hamsters vorgeschrieben. Schließlich hat sich der Lebensraum des Tieres in ganz Bayern nur noch auf ein Flächenband vom Landkreis Schweinfurt bis nach Ochsenfurt reduziert. Und von den Rändern her wird auch dieses immer schmaler, weiß Carola Rein.
Wenn der Euerbacher Hamster nun bis 15. Mai nicht auftaucht, „dann ist er wohl nicht über den Winter gekommen“, fürchtet die Landschaftsplanerin. Die Wintersterblichkeit dieser geschützten Tiere liegt bei 50 Prozent, informiert sie. Ein paar weitere Tage Frist würde sie dem kleinen Nagetier noch einräumen, etwa bis Pfingsten. Wenn er dann immer noch nicht seinen Bau verlassen hat, „dann gebe ich das Baufeld frei“.
Vergabe der Arbeiten ist für den 15. Mai geplant
Die Gemeinde Euerbach hat die unfreiwillige Wartezeit genutzt. Eigentlich hatte sie bereits im August die Ausschreibung für die Bauarbeiten am Verkehrskreisel und der Umgehungsstraße geplant, diese dann allerdings zurückgeholt, um für den Feldhamster eine Ausnahmegenehmigung der Regierung zur Umsiedelung einzuholen, bestätigt Verwaltungsleiter Klaus Wolf.
In diesen Tagen nun erfolgt im Rathaus die Angebotseröffnung, dann muss ein Büro die Angebote der Firmen prüfen, es braucht eine ergänzende Stellungnahme des Staatlichen Bauamts. Schließlich ist wegen der Fördermittel noch die Freigabe von der Regierung von Unterfranken erforderlich. Für die Gemeinderatssitzung am 15. Mai ist die Vergabe der Arbeiten geplant, so dass, „wenn alles gut läuft“, wie Wolf hofft, etwa Mitte Juni die Bauarbeiten starten könnten.
Damit der Zeitplan diesmal so laufen kann, hat die Gemeinde im Vorfeld mit den Behörden alles terminlich vorgeklärt, sagt der Verwaltungsleiter. Jetzt könnten nur noch die Preise der ausgeschriebenen Arbeiten für eine Überraschung sorgen.