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SCHWEINFURT: Lebensgroße Lebkuchenmänner als schlurfende Zombies

SCHWEINFURT

Lebensgroße Lebkuchenmänner als schlurfende Zombies

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    Hänsel und Gretel als Oper hat das Theater Hof in einem Gastspiel nach Schweinfurt gebracht.
    Hänsel und Gretel als Oper hat das Theater Hof in einem Gastspiel nach Schweinfurt gebracht. Foto: Foto: FOTO H. Dietz Fotografie

    Eigentlich passt die Handlung so gar nicht in die stade Zeit, in der Weihnachtsmänner Nüss' und Mandelkern über die Köpfe friedvoll gestimmter Menschen ausschütten. Und dann das: Zwei pubertierende Jugendliche stürzen eine greise, erwerbslose Rentnerin in einen Backofen. Genau darum dreht sich die Märchengeschichte der Gebrüder Grimm und genau darum dreht sich alles auch in Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“, mit der das Theater Hof für zwei Vorstellungen im Theater der Stadt jetzt nach Schweinfurt gereist war.

    Die Oper gehört noch heute zu den populärsten Werken der Musikgeschichte und wurde für Generationen zum Türöffner in die Welt der Oper. Dabei zählt das Werk auch musikalisch zum anspruchsvollen Repertoire. Humperdinck selbst war Wagners Assistent bei der Uraufführung des „Parsifal“. Und viele der Merkmale von Wagners letzter Oper, wie die zahlreichen Chromatismen oder die wiederkehrende Leitmotivtechnik, finden sich auch in „Hänsel und Gretel“ wieder. Kein Geringerer als Richard Strauß leitete die Uraufführung. Und Wagner grüßt in der Inszenierung von Hinrich Horstkotte von allen Seiten: als Porträt in der armseligen Hütte des Besenbinders oder über das Hexenhäuschen – eine Kopie des Festspielhauses Bayreuth.

    Ansonsten stellt Horstkotte eine ideenreiche Inszenierung auf die Bühne, mit einigen gruseligen Momenten, wenn beispielsweise lebensgroße Lebkuchenmänner immer wieder in bester Zombie-Manier über die Bühne schlurfen.

    Solide Gesangsleistungen, mitunter etwas schwer verständlich, von Frauke Willimczik (Hänsel) und Inga Lisa Lehr (Gretel). Stimmlich überzeugend, die sich von der schmierigen Vettel zur Pump tragenden Walküre wandelnde Knusperhexe (Stefanie Rhaue). Schwach Dong-Joo Kim als Sand- und Taumännchen, aber immerhin wissen wir jetzt, dass der Sandmann mit weißer Katze und Klavierflügel reist, der Taumann auch mit Flügel und weißen Vögeln. Und beide mit dünner Stimme.

    Was an diesem Abend aus dem pickepackevollen Orchestergraben zu hören war, kann bereits ab der Ouvertüre beim Schutzengelchoral als verblüffend homogene, intonationssichere Leistung unter dem Dirigat von Arn Goerke bezeichnet werden.

    Exzellenter Gesamteindruck

    Kein Einzelmoment. Die Hofer Symphoniker hinterließen einen exzellenten Gesamteindruck mit behutsam gezeichneten Piano-Momenten (Abendsegen) und furios gesteigerten Forte–Ausbrüchen (Hexenritt). Wenn etwas in keiner Relation zur soliden Leistung an diesem Abend stand, dann der peinlich zähe Applaus.

    Eine Randbemerkung zum Abschluss: Wer beim Festakt zum 50. Jubiläum das von außen behutsam angestrahlte Theater als „strahlend hellen Solitär in dunkler Nacht“ erleben konnte – ein genialer Einfall – war an diesem Abend ernüchtert. Und möchte Stadträten und Theaterleitung zurufen: Leute, bitte behaltet das bei.

    Nicht nur Rathaus, Rückert-Denkmal, Heilig-Geist- und Kilianskirche sind markante historische Punkte der Stadt. Auch das Theater der Stadt Schweinfurt steht seit diesem Jahr unter Denkmalschutz.

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