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SCHWEINFURT: Lebensrettende Strahlentherapie

SCHWEINFURT

Lebensrettende Strahlentherapie

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    Räumte mit Vorurteilen auf: Dr. med. Reinhart Sweeney, Chefarzt der Strahlentherapie im Leopoldina-Krankenhaus, referierte über die moderne Strahlentherapie.
    Räumte mit Vorurteilen auf: Dr. med. Reinhart Sweeney, Chefarzt der Strahlentherapie im Leopoldina-Krankenhaus, referierte über die moderne Strahlentherapie. Foto: Foto: Anand Anders

    „Um einen lebensbedrohlichen Tumor zu heilen, müssen häufig kurzfristige, aber auch langfristige Nebenwirkungen in Kauf genommen werden“, betont Privatdozent Dr. med. Reinhart Sweeney, Chefarzt der Strahlentherapie im Leopoldina-Krankenhaus. Bei seinem Vortrag „Mythen und Fakten in der Strahlentherapie“ klingt dieser Satz immer wieder an: Der Radiologe wirbt um Vertrauen, wendet sich gegen Vorurteile und unbegründete Ängste bei dieser Therapieform.

    Zur Zeit können etwa die Hälfte aller Krebserkrankungen geheilt werden: Durch Operation 49 Prozent, durch Chemotherapie elf Prozent, Strahlentherapie 27 Prozent und durch Strahlentherapie plus Operation 13 Prozent. „Die biologische Krebsabwehr, die Ernährung, der Lebensstil und die Psyche spielen in die Therapie mit hinein“, sagt Sweeney, wobei er die Homöopathie als sinnvolle Ergänzung bezeichnet.

    Wie wirkt die Strahlentherapie

    Jede gesunde Zelle befindet sich in einem dauernden Prozess der Teilung. Sehr häufig kommt es dabei zur Schädigung oder Veränderung der „DNA“, des Grundgerüstes einer jeden Zelle. Die hat jedoch ausgezeichnete Reparaturmöglichkeiten, diese Schäden meist schnell zu flicken. Oft kann der Schaden nicht repariert werden, die Zelle stirbt in der Regel ab und wird abgebaut.

    Sehr selten kommt es zu einer Veränderung an der DNA, die die Zelle nicht umbringt, sondern sie im Gegenteil stärkt: Sie setzt nun all ihre Energie in ihre Teilung. Eine klassische Tumorzelle ist sie geworden, wenn sie das körpereigene Immunsystem austrickst oder es durch schiere Masse überfordert. Der erwähnte Reparaturmechanismus arbeitet im gesunden Gewebe wesentlich effektiver als im Tumorgewebe. Diesen Unterschied nutzt die Strahlentherapie, die mit Röntgen-Strahlen arbeitet (nur in der Nuklearmedizin kommen kurzzeitig radioaktive Stoffe zum Einsatz).

    Die Teilchen (Photonen), die aus dem Bestrahlungsgerät mit Lichtgeschwindigkeit schießen, dringen in den Körper ein und setzen „DNA-Schäden“ am Zell-Grundgerüst. Hier können die normalen, gesunden Zellen den Schaden reparieren, die bösartigen Zellen haben aber keine Reparaturmöglichkeit mehr, da sie diese im Interesse der Teilungsfähigkeit abgeschafft hatten. Somit sterben die bösartigen Zellen zunehmend ab, während die normalen diese Schäden immer wieder reparieren können.

    Heute weniger Nebenwirkungen

    Der Radiologe nennt die häufigsten akuten Nebenwirkungen, die während der Therapie auftreten können. Bestrahlungsort Kopf: Haarausfall. Mund und Speiseröhre: Schleimhaut-Schädigungen, Geschmacksverlust, Mundtrockenheit. Lunge: Schluckbeschwerden. Bauchbereich: Durchfall. Beckenbereich: Durchfall, Probleme beim Wasserlassen. Allgemein: Müdigkeit. Da sich in den letzten Jahrzehnten die Effektivität einer schonenden Strahlentherapie entscheidend verbessert habe, sei eine deutliche Verringerung der Nebenwirkungen festzustellen, sagt Sweeney.

    Neben den Akut-Nebenwirkungen gibt es auch Spätreaktionen, die Monate bis Jahre nach der Behandlung auftreten können. „Der schlimmste Fall, den wir uns vorstellen können, ist ein extrem seltenes Zweitkarzinom“, räumt Sweeney ein. Doch dies entwickle sich erst nach Jahrzehnten – zehn bis 30 Jahre später. Die Mehrzahl aller bestrahlten Krebspatienten sei beim Zeitpunkt ihrer Erkrankung aber bereits in der zweiten Lebenshälfte. So liege das Risiko eines Zweittumors im Promillebereich und sei damit verschwindend gering.

    Was tun gegen Nebenwirkungen?

    „Nur mit dem Strahlentherapeuten sprechen“, betont Sweeney. Denn manche der komplementären oder alternativen empfohlenen Arzneimittel hätten nicht nur keinen Stellenwert, sondern sie würden sogar die Wirkung der Therapie schwächen. Besonders rät der Arzt ab von Johannniskraut-Öl, Misteltherapie während der Bestrahlung, Vitamin C und anderen, das Immunsystem stimulierenden Mitteln. Wichtig sei eine gesunde Ernährung mit wenig Kohlenhydraten (Zucker) und viel Gemüse.

    Ausführlich beantwortete der Chefarzt anschließend die vielen Fragen aus dem Zuhörerkreis. Doris Göb, Leiterin der veranstaltenden Schweinfurter Krebsberatungsstelle der Bayerischen Krebsgesellschaft, wies auf die Angehörigen-Gruppe hin, die nach Bedarf im Herbst wieder stattfinden soll. Ziel der Gruppe ist, sich gegenseitig zu unterstützen, um Kraft zu finden für eine schwierige Zeit.

    Ansprechpartner: Psychosoziale Krebsberatungsstelle im Leopoldina-Krankenhaus, Tel. (0 97 21) 7 20 22 90, E-Mail krebsberatung@leopoldina.de

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