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SCHWEINFURT: Leopoldina: Nach der Narkose war die Kleidung weg

SCHWEINFURT

Leopoldina: Nach der Narkose war die Kleidung weg

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    Als die Mutter am Tag nach der Operation zu ihrem Sohn in das Leopoldina-Krankenhaus kam, war sie schockiert: Der Junge war nicht gewaschen, hatte das von der Operation mit Blut verschmierte Krankenhaushemd an, und aus dem Schrank war seine Wäsche verschwunden.

    Wegen der starken Schmerzen hatte ein niedergelassener Urologe zu einer Notoperation geraten. Noch an dem gleichen Freitag brachten die Eltern den 13-Jährigen in das Leopoldina-Krankenhaus, wo eine Hydatide (griechisch: „Wasserblase“) abgetragen werden sollte.

    Der Assistenzarzt bestätigte die Diagnose, soll jedoch keinen Anlass für eine Notoperation gesehen haben. Dies habe sich geändert, nachdem die Eltern die Zusatzversicherung für Chefarztbehandlung und Einzelzimmer erwähnt hätten. „Kann nicht sein“, sagte dieser Zeitung Veit-Maria Oertel, der Leiter der Unternehmensentwicklung im „Leo“. Assistenzärzte würden nicht über Notfälle entscheiden. Dafür seien die Chefärzte da.

    Wegen „sehr schlechter Erfahrungen“ in der Kinderstation bat die Mutter um Aufnahme in der urologischen Klinik, was auch in einem Einzelzimmer ermöglicht wurde. Nach der Operation hängte die Mutter die Kleidung des Kindes in den Schrank des Zimmers, wobei der Mann und zwei Krankenschwestern anwesend waren. Am Abend verließen die Eltern den „sehr schläfrigen Sohn“.

    Nicht um den Sohn gekümmert

    Zwölf Stunden später, Samstag, 9 Uhr, kam die Mutter zurück und erfuhr von ihrem Sohn, dass man sich noch nicht um ihn gekümmert habe. Mit Hilfe der Mutter ging er ins Bad, und anschließend wurde er mit frisch mitgebrachter Wäsche angezogen. Beim Verräumen weiterer Gegenstände fiel dann das Fehlen der Kleidung vom Vortag auf.

    Elsbeth Baumann-Banzhof und Olga Vogt vom Qualitätsmanagement des „Leo“ können sich noch gut an den Vorfall erinnern. Die Auseinandersetzung im Krankenzimmer hätte die Pflegekräfte überfordert, weshalb die Pflegedienstleitung gerufen wurde. Doch auch ihr sei es nicht gelungen, die Situation zu entschärfen, weshalb die Polizei zur Aufnahme des Diebstahls gerufen worden sei.

    Widersprüchliche Aussagen

    Die Mutter und später auch der Vater haben mit mehreren Personen aus dem Pflegedienst gesprochen. Doch außer widersprüchlichen Aussagen zum Dienstwechsel hätten sie nichts über den Verbleib der Kleidung erfahren. Dass die Textilien verschwunden sind, ärgert die Eltern nicht. Dass ihr Sohn zwölf Stunden hilflos und anscheinend völlig unbewacht auf Station lag, in einem Zimmer, in dem wohl ein Fremder aus- und eingegangen war, dafür umso mehr.

    Briefe an das Rathaus und an die Leitung des „Leo“ waren die Folge. „Wir haben unverzüglich reagiert“, sagt Olga Vogt, doch das Gesprächsangebot sei nicht wahrgenommen worden. „Auch unsere Entschuldigung, für einen Vorgang, der bedauerlich, aber von uns nicht zu verhindern war“, sei nicht beantwortet, sagt Veit-Maria Oertel. Er nimmt den Pflegedienst in Schutz. „Wenn ein Patient nach einer Operation noch schläfrig ist, dann muss das Personal vor Ort entscheiden, ob und wann Waschen und Anziehen angesagt ist.“

    Kleidung tauchte nie mehr auf

    Bis zum heutigen Tag ist die Kleidung des Jungen nicht aufgetaucht. Veit-Maria Oertel und Elsbeth Baumann-Banzhof schließen nicht aus, dass der Reinigungsdienst die Kleidung irgendwie entsorgt habe, genauso wahrscheinlich sei jedoch auch ein Diebstahl durch Dritte. Schließlich sei das „Leo“ ein offenes Haus, weshalb Diebstähle zwar nicht auf der Tagesordnung stünden, doch immer wieder als „Einzelfälle“ zu notieren seien.

    Absperren könne man zwar Schränke, jedoch nicht Patientenzimmer, so Oertel. Mit dieser Aussage führt er zu einem weiteren Kritikpunkt der Eltern. Just diese Lösung, also das Absperren des Zimmers, habe der Assistenzarzt am Samstagabend angeboten. „Nicht ernsthaft, in überreizter Atmosphäre“, vermutet Oertel. In dieser Situation entschieden sich die Eltern, alle Sachen des Jungen einzupacken, mitzunehmen, auch den Jungen, wozu sie von dem Arzt aufgefordert worden seien.

    Kritik üben die Eltern auch an den beiden gerufenen Polizisten. Die hätten die Aufforderung des Arztes, den Sohn gleich mitzunehmen, als „nicht so gemeint“ heruntergespielt. Außerdem sei es ganz normal, dass in Krankenhäusern „geklaut werde“. Letztendlich erstellten die Polizisten ein Protokoll. Die Eltern packten ein, nahmen den Sohn und verließen das Krankenhaus.

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