Interessant, locker und höchst kurzweilig – die Mitglieder des Symphonischen Blasorchesters (SBO) Grafenrheinfeld sind begeistert von der Probe mit Frank Elbert, dem Bayerischen Landesdirigenten und stellvertretenden Bundesmusikdirektor. Für den Musikverein eine große Ehre, dass sich eine solche "Blasmusik-Größe" an einem Samstagabend die Zeit für sie nimmt, verrät die Vorsitzende Florence Rößler-Nance kurz vor der Probe.
Das Ganze ist eigentlich ein Zufall, das dreitägige Probewochenende war schon lange geplant, da erhält SBO-Dirigent Raphael Schollenberger eine Konzertanfrage für Samstagabend. Ein Ersatz muss her, der gemeinsam mit den Musikerinnen und Musikern für das Weihnachtskonzert am 26. Dezember in der Pfarrkirche probt. Und so fragt Masterstudent Schollenberger Frank Elbert, seinen Dozenten für "Blasorchesterleitung" an der Würzburger Musikhochschule mit beeindruckender Vita: Promovierter Studienrat, Musiker, Dirigent, Ausbilder, Prüfer, Dozent, Juror und Wertungsrichter.
Einer der kompetentesten Dirigenten Deutschlands
Doch in der Orchesterprobe, die Elbert dann in Grafenrheinfeld hält, stellt er sich ganz unprätentiös als "der Frank" vor. Hinter den Musikern liegt da bereits eine intensive Probezeit; seit Freitagnachmittag haben die einzelnen Register geprobt und die Musikanten genehmigen sich kurz vor der Probe unter neuem Dirigat eine kleine "Abhängpause". Doch als Frank Elbert den Raum betritt ist, die Müdigkeit wie weggeblasen; alle verstehen die Probe als tolle Chance, schließlich ist Elbert laut Schollenberger einer der kompetentesten Dirigenten Deutschlands.
Elbert ist aber auch einer der Prüfer, die am 4. April 2020 das Masterkonzert beurteilen, das Raphael Schollenberger mit dem SBO absolviert, eine WinWin-Situation für alle Beteiligten. Wie Elbert nämlich feststellt, ist es gut, wenn die "Hochschule rausgeht", wenn sich der Dozent ein Bild von dem Laienorchester macht, das neben dem Heeresmusikkorps Veitshöcheim eines der beiden Masterkonzerte auf dem Prüfungsplan gestaltet. Bereits im Vorfeld können so in ungezwungener Probe-Atmosphäre mögliche Ängste und Barrieren abgebaut und Anregungen gegeben werden.
Was man aus den Stücken alles machen kann
Dazu ist es immer wieder von Vorteil – auch wenn es erstmal ungewohnt ist – wie Schlagzeuger Ludwig Heß feststellt, wenn mal ein neuer Dirigent mit einem anderen Ansatz das Orchester dirigiert und dabei schaut – so Elbert mit einem Augenzwinkern – "was man so aus den Stücken machen kann". Ein Teil des Ensembles ist übrigens in punkto Hochschulabschluss schon erprobt: 2013 haben sie unter der Leitung des damaligen Dirigenten Christian Lang dessen Bachelorkonzert gespielt.
Bis zum Masterkonzert ist noch etwas Zeit, der "Arbeitsauftrag", den Schollenberger seinem Dozenten "erteilt", lautet: Stücke aus dem geplanten Weihnachts-Konzertprogramm zu proben und so erklingen nach einer kurzen Vorstellung Elberts schon die ersten Töne von "A Flemish Christmas". Weit kommen das SBO nicht, nach ein paar Klängen kommen die ersten Anregungen bezüglich Tempi, Klangtiefe und Rhythmus. Schnell wird allen klar: Jeder Dirigent geht mit einer anderen Sichtweise an die Stücke heran, wie Frederik Lutz feststellt. Gleichzeitig ist der SBO-Musiker begeistert von der ruhigen Art Elberts, dieser guten Mischung aus Autorität und lockerer Art, wie Lea Kürschner sagt und den vielen konkreten orchesterschulenden Anregungen, die sicherlich auch im Masterkonzert ihre Umsetzung finden werden. Das gemeinschaftliche SBO-Fazit: "Richtig schön".