Kleidersammlungen:
Als Normalbürger, der durchaus bereit ist, für eine gute Sache etwas zu tun, wundere ich mich seit Jahren über die Häufigkeit der Altkleidersammlungen, die in Schweinfurt durchgeführt werden.
Es ist ja einerseits nicht unbekannt, dass es bei den Vereinen, die solche Sammlungen durchführen, schwarze Schafe gibt, die in die eigene Tasche wirtschaften: Die gesammelte Kleidung wird zum Tonnenpreis an Exportfirmen verkauft, die diese Kleidungsstücke dann nach Afrika verkaufen, wo die heimische Textilindustrie auf dem Markt bedrängt wird. Pro forma wird ein Teil des Gewinns für irgendeine gute Sache gegeben oder auch nicht, - wer von uns weiß das schon?
Andererseits gibt es bei uns durchaus seriöse Institutionen, denen durch das Sammeln durch zweifelhafte Vereine das Wasser abgegraben wird. Wie viel Altpapier kann die katholische Jugend in ihren wenigen Sammlungen noch finden, wenn andere, dubiose Sammelunternehmen das ganze Jahr über tätig sind?
Seit einigen Jahren sammelt ein Verein namens „Pro Humanitas“ etwa alle vier Wochen so ungefähr alles, was sich noch irgendwie verwerten lässt: Altpapier, Schuhe, Federbetten, Altkleidung, Wäsche, gut erhaltenes Spielzeug. Im Internet konnte ich nichts darüber finden, welche Projekte „weltweit für Menschen und Tiere“ (Eigenwerbung des Vereins) beispielsweise gefördert werden, aber es war ohne Mühe erfahrbar, dass dieser Verein zum Beispiel in Rheinland-Pfalz ein Sammelverbot hat.
Die regelmäßig an unsere Haustür geklebten Aufrufe zum Spenden von Altkleidern an „Pro Humanitas“ sind seit wenigen Wochen plötzlich verschwunden. Dafür hängt dort jetzt genau so häufig und in völlig gleichartiger Aufmachung ein Sammlungsaufruf von ein „HERZ für KINDER e.V.“ Irgendwie kam mir der Name bekannt vor, und im Internet fand ich sofort die Mitteilung, dass die Institution „BILD hilft e.V. – Ein Herz für Kinder“ sich von Vereinen distanziert, die sich ähnlich nennen. Und dabei abgebildet als Warnhinweis ist haarscharf der Sammelzettel, der heute an unserer Haustür klebte.
Diese Trittbrettfahrerei schon im Namen des Vereins erlaubt sicherlich einen erheblichen Zweifel an seiner Seriosität. Im Kleingedruckten steht: „Keine humanitäre Verwendung der Kleidung und / oder des Erlöses! Aber wir verwerten Ihre Kleidung weiter!“ Wen interessiert es, in welchem Interesse hier wirklich gesammelt wird: Die Lokalpresse? Die Stadtverwaltung? Ich wollte, es wäre so!
Michael Cebulla
97424 Schweinfurt