Wenn das neue Hoftor an diesem ehemaligen Dreiseithof im Unterdorf von Geldersheim geschlossen ist, gibt es für die beiden Kleinen kein Halten mehr: Mit ihren Fahrzeugen düsen die jüngsten der Familie Kraus auf der gepflasterten Fläche herum. Sie genießen den vielen Platz, den sie hier zum Spielen haben.
Für die Eltern Natalie und Tobias Kraus ist das ehemalige landwirtschaftliche Anwesen der Großeltern seit 2008 neue Heimat geworden. Zunächst hatte Tobias' Vater das alte, marode und mit Asbest verkleidete Wohnhaus von 1900 im Jahre 2000 abgerissen und an gleicher Stelle neu gebaut. „Ich habe damals einen Dämmputz aufgetragen“, erinnert sich der heute 33jährige Sohn Tobias, gelernter Maler und Verputzer.
Hölzerne Fensterläden hatten das frühere Wohnhaus nach außen geschmückt. Stattdessen verzieren heute sanft-gelbe, barock anmutende Verzierungen die neuen Fenster. Sie heben sich ab von dem hellen Blau, das nicht nur das Wohnhaus, sondern auch die Nebengebäude und die Scheune bestimmt. Blau als Farbe der Harmonie, der Freundlichkeit und der Treue. „Mir gefällt es so“, blickt sich Tobias Kraus um.
Um mehr Licht und Luft in den Dreiseithof zu bekommen, waren einige kleine Nebengebäude weggenommen worden: Anstelle des Bullenstalls wurde im alten Stil eine Werkstatt eingerichtet sowie eine kleine Grünfläche angelegt. Sie schließt sich an die - von außen nicht einsehbare - Terrasse an der rückwärtigen Hausfront an. „Da war früher mal der Misthaufen“, erklärt der junge Hausherr.
Auf viel Grün im Hof legt vor allem seine Frau Natalie wert. Wo einst eine Maschinenhalle, ein Taubenschlag und Hühnerstall standen, hatten Tobias verstorbener Vater und seine mittlerweile weggezogene Schwester mit Familie eine betonierte Fläche hinterlassen. Diese brach das junge Ehepaar vor kurzem auf, um dort einen Ziergarten anzulegen. „Ich möchte auch Pflanzen um mich herum haben“, bestätigt die junge Mutter. Zwar muss sie dem einjährigen Sohn Levin und der dreijährigen Tochter Fenja immer wieder geduldig erklären, dass Blüten nicht abgebrochen werden sollen. Aber sie nimmt es mit Humor.
Dort, wo der Hof auf seiner linken Seite von einem hohen, schmalen, markanten Fachwerkgebäude begrenzt wird - natürlich in Blau - , waren einst die Schweine untergebracht. Der untere Gebäudeteil musste von einer Firma neu aufgebaut werden, die obere Fachwerkhälfte wurde unterdessen abgestützt. Dessen Sanierung übernahm der Hausherr 2007 selbst; schließlich ist er vom Fach. Mit Kalkputz versah er wie früher die ausgebesserten Gefache, gestrichen wurden sie mit Silicat, das Holz mit Leinöl. In dem Fachwerkgebäude ist ein Abstellraum für die Kindergeräte sowie ein Carport entstanden.
Weil das Wohnhaus keinen Keller hat, braucht die Familie Abstell- und Lagerfläche in den Hofgebäuden. Dort gibt es diese aber reichlich, zumal auch die Scheune mehr Platz als genug bietet. Und manches Schmankerl, wie etwa einen tiefen Keller, in dem die Familie Kraus ihre Getränke kühlt.
Im Wohnhaus selbst hat das Ehepaar Kraus 2012 das Dachgeschoss ausgebaut: mit zwei Kinderzimmern und einem Bad. Zusammen mit dem darunter liegenden ersten Stockwerk hat die junge Familie nun ausgesprochen viel Platz. Die Einliegerwohnung im Erdgeschoss dient Besuchern und Gästen als komfortable Bleibe.
Für die jungen Eltern sind Kindergarten und Grundschule am Ort wichtig. Praktisch sind auch Bäcker und Metzger in der selben Straße. „Und ich kann jetzt mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Schweinfurt fahren“, freut sich Tobias Kraus.
Das blaue Anwesen von Tobias Kraus im Unterdorf 8 in Geldersheim hat am „Tag der Innenentwicklung“ nur am Sonntag, 21. September, von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Innenbesichtigung des Wohnhauses ist nicht möglich. Die Bauherren stehen Rede und Antwort.