Mit dem guten, alten GEO-Kennzeichen unter dem Christbaum wird es zwar an Weihnachten 2011 noch nichts, aber die Ampel für die Rückkehr zum Nummernschild steht so gut wie auf Grün. Soeben hat geo-net-Stadtrat Thomas Vizl zusammen mit zehn weiteren Kollegen seinen Vorstoß in dieser Hinsicht in einen offiziellen Antrag im Rathaus gekleidet. Und mit Linda Illner (Mutzenroth) macht sich eine aus dem Altlandkreis Gerolzhofen stammende junge Frau für das Projekt stark, die selbst an der Hochschule Heilbronn, der Geburtsstätte der „Initiative Kennzeichenliberalisierung“, studiert.
Professor Dr. Ralf Bochert, der Leiter des Studiengangs Tourismusmanagement an der Hochschule Heilbronn, bemüht sich seit geraumer Zeit, die Voraussetzungen für die Möglichkeit zu schaffen, in bestimmten Städten und Regionen auslaufende Kfz-Kennzeichen wieder zum Leben zu erwecken.
Seit April 2010 wurden hierzu über 30 000 Einwohner in 144 deutschen Städten befragt. Dabei haben sich drei von vier Bürgern der Städte, die einst durch ein eigenes Kfz-Kennzeichen repräsentiert wurden, für die Wiedereinführung ausgesprochen.
Überraschend war für Professor Bochert, dass vor allem junge Menschen sich sehr stark mit ihren Heimatstädten identifizieren und daher ein eigenes Kennzeichen befürworten. Dieses Phänomen zeigt sich auch bei den Studierenden an der Hochschule Heilbronn, deren Heimatstädte oder -regionen verloren gegangene Kennzeichen wieder einführen könnten.
So wirbt Linda Illner aus dem kleinen Oberschwarzacher Ortsteil Mutzenroth für die Initiative. Die seit 2010 im Hotel- und Restaurantmanagement an der Hochschule in Heilbronn eingeschriebene Studentin aus dem Altlandkreis Gerolzhofen erklärt: „Gerne würde ich GEO als meine Heimatregion mit dem Kennzeichen an meinem Auto repräsentieren und freue mich darüber, dass ausgerechnet von meiner eigenen Hochschule die Idee für den Kennzeichenwechsel kommt.“
Weiter betont die 25-Jährige: „Offenbar gibt es zunehmend erste Fälle mehrerer Kennzeichen in einem Landkreis – diesem Trend sollte sich auch Gerolzhofen anschließen und zum GEO zurückkehren. Ich bin mir sicher, dass die Gerolzhöfer und die Bewohner im ehemaligen Landkreis davon begeistert wären.“
Um zu zeigen, wie ernst es ihr mit der Unterstützung des Projekts ist, hatte sich die junge Frau aus Mutzenroth auf eine Rundmail von Professor Bochert gemeldet, mit der er Studenten und Studentinnen für die erwähnten Befragungen suchte. Zusammen mit einer Kommilitonin war Linda Illner schließlich in drei über einen gewissen Zeitraum verteilten Befragungswochen in insgesamt 15 Städten unterwegs.
Die Woche sah so aus, dass sie zu zweit am Montag anreisten und am Dienstag mit der Befragung von mindestens 250 Personen begannen, die sich bis einschließlich Samstag hinzog. Gerade am Wochenende geht es für die Interviews auf die Straße, wozu beispielsweise belebte Wochenmärkte aufgesucht werden.
In der ersten Woche führte der Weg Linda Illner nach Mecklenburg-Vorpommern, in der zweiten Woche nach Hessen und Niedersachsen und in der dritten Woche nach Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Die Interviews bestätigten den starken Trend zurück zu den häufig schon weitgehend von der Bildfläche verschwundenen Kennzeichen.
Auch geo-net-Stadtrat Thomas Vizl zeigt sich zuversichtlich, „in absehbarer Zeit wieder mit GEO-Nummern fahren zu können“. Zusammen mit den Mitgliedern der Fraktionen von Freien Wählern (Rainer Krapf, Bernd Ludwar, Dietmar Röder, Thomas Zink, Hubert Zink) und SPD (Lukas Bräuer, Ludolf Knauer, Roland Marschall, Erich Servatius) sowie Stadtrat Heinz Lorz (Republikaner) hat er jetzt einen entsprechenden Antrag im Stadtrat eingebracht.
Damit wird zum einen die Bayerische Staatsregierung aufgefordert, sich bei den zuständigen Bundesministerien und dem Bundesrat für die erforderliche Änderung der Fahrzeug-Zulassungsverordnung einzusetzen und zum anderen beim Bayerischen Verkehrsministerium um die Wiedereinführung des alten GEO-Schildes als Markenzeichen, Werbefaktor sowie Identitäts- und Identifikationsmerkmal Gerolzhofens und des Umlandes nachzusuchen.
Mit dieser „bürgerfreundlichen und flexiblen Lösung“ wäre es den Bürgern im Landkreis Schweinfurt künftig möglich, zwischen den Kennzeichen „SW“ und „GEO“ zu wählen, ohne dass die Einheit des Landkreises angerührt würde, zumal keine neuen Kennzeichen eingeführt werden würden und weiter eine eindeutige Zuordnung zu einem Verwaltungsbezirk gewährleistet sei, heißt es in der Begründung.
Aber nicht nur viele Gerolzhöfer, sondern auch Bürger des Umlandes würden die Möglichkeit, das Kfz-Kennzeichen „GEO“ wieder beantragen zu können, nutzen, sind sich Vizl & Co. einig.
Der Weg zurück zu den alten Kfz-Kennzeichen
Für die Rückkehr des GEO-Nummernschilds im Jahr 2012 hat sich nach Aussage von Professor Ralf Bochert (Hochschule Heilbronn) durch den Beschluss der Verkehrsministerkonferenz vom April 2011 die Wiedereinführung der auslaufenden Kennzeichen zu ermöglichen, eine realistische Perspektive ergeben. So der „Vater“ der „Heilbronner Initiative Kennzeichenliberalisierung“ zum aktuellen Stand der Dinge.
Neben bereits mehreren zugesagten Fällen im Hinblick auf Kennzeichen in Mecklenburg-Vorpommern, wo umfangreiche Bevölkerungsbefragungen durch die Hochschule Heilbronn stattgefunden hatten und auch die aus Mutzenroth stammende Studentin Linda Illner im Einsatz war, hat auch das Hessische Verkehrsministerium bereits die Rückkehr zum einst vor 35 Jahren abgeschafften Kennzeichen „WZ“ vorab genehmigt.
Auch in zahlreichen anderen Bundesländern sei der Wunsch der Bevölkerung inzwischen in politischen Initiativen aufgenommen worden.
„Das Kfz-Kennzeichen ist für viele Städte das wichtigste Symbol für die Marke der Stadt – sowohl im Außen-, aber auch im Innenmarketing hat man mit dem eigenen Kennzeichen einen echten Wahrnehmungsvorteil, der zudem für die Stadt kostenlos ist.“
Über die zuständigen Landratsämter soll dann jeder Fahrzeughalter der betreffenden Städte, der dies wünscht, wieder die alten Nummern in Anspruch nehmen können. Dies soll noch 2012 der Fall sein. Die Umsetzung wäre – wie von Professor Bochert nachgewiesen – ohne nennenswerte Kosten möglich.
Weitere Informationen über die „Heilbronner Initiative Kennzeichenliberalisierung“ gibt es im Internet unter www.hs-heilbronn.de/1022353/ zeichenliberalisierung Text: novo