Loriot-Sketche sind eine Marke, die immer zieht. Das Publikum bekommt genau das, was es erwartet. So war es auch bei der szenischen Lesung des „Ensemble Stilblüten“ in der Disharmonie. Vom „Frühstücksei“ bis zum „Fernsehabend“ arbeiteten sich die beiden Damen und Herren des Ensembles durch die Nummern. Oft kicherten die Zuhörer schon bei der Ankündigung, so dass Andreas Herden mahnen musste: „nicht vorlachen!“, bisweilen kam der Applaus im Eifer der Vorfreude auch schon mal zu früh.
Und trotzdem war es wieder schön, schon zum zweiten Mal binnen Kurzem trat das Ensemble vor ausverkauftem Haus auf.
Die vier Schauspieler (Luna Mittig, Tatjana Grumbach, Lutz Glombeck und Andreas Herden) hielten sich punktgenau an die Vorgaben, bis hin zum Tonfall kamen sie den Originalen Vicco von Bülow und Evelyn Hamann verblüffend nahe.
Dabei war es eine Gratwanderung, so präsente Vorbilder zu reproduzieren und dabei nicht bei einer plumpen Kopie stehen zu bleiben. Ihr Tonfall reichte von trocken mürrisch bis genervt aufgebracht, köstlich jaulte der „sprechende Hund“, betont sinnfrei wurde der „Familienbenutzer“ beworben. Die Gags saßen, meist benötigten die Vier ihre Textvorlagen kaum.
Wenn die Präsentation bisweilen hinter den Bildern im Kopf zurückblieb und die „Herren im Bad“ ohne Badewanne auskommen mussten, tat das der Begeisterung keinen Abbruch. Je klischeehafter die Ehedialoge umso lauter die Lacher. Was erheitert schon mehr als eine insistierende Ehefrau?
Allzu genau hatte Vicco von Bülow seinen Mitmenschen auf's Maul geschaut und die großen und kleinen Marotten überspitzt in seine Sketche gepackt. Sein genialer Humor blitzte zwischen all dem Klamauk immer wieder hervor. Spitzfindigkeiten und Wortklaubereien ergaben die herrlichen Szenen einer Ehe, wenn beim Eierkochen etwas „mit dem Gefühl“ der Hausfrau nicht stimmte oder der von den unaufhörlichen Vorschlägen der Frau mürbe gewordene Gatte „einfach nur da sitzen“ will.
Allzu Menschliches kam auf den Hund, und bei der „Inhaltsangabe“ kam Tatjana Grumbach als Ansagerin dem Nervenzusammenbruch nahe, das „Filmmonster“ (Lutz Glombeck herrlich gruselig verunstaltet) kam zum Schluss, dass „Schauspieler und Politiker vieles gemeinsam haben“.