Wenn die Katholiken der nach Johannes dem Täufer benannten Kirche zum Pfarrfest riefen, lief das bisher nach Schema F ab. 2007 ist alles anders: Statt in der ungemütlichen Festhalle findet das Spektakel jetzt in der historischen Amtskellerei statt. Gefeiert wird nicht mittags, sondern abends. Und: „Die Gäste werden wir mit einem mehrgängigen fränkischen Menü beglücken“, lacht Heike Weipert.
Sie ist die stellvertretende Vorsitzende des Katholen-Gremiums, hatte die Idee, die „alle begeistert hat“. Der Kochkurs ist anberaumt, damit es auch wirklich ein „Essen mit Pfiff“ wird. In Stadtlauringen ist das kein allzu großes Problem, weil das Küchenstudio Dittmann & Wohlfahrt solche Seminare in seiner „Kochschule für Feinschmecker“ schon einige Zeit anbietet.
An die Schürzen
Es ist 19.30 Uhr. Werner und Oliver Dittmann heißen die Vertreter der katholischen Kirche „herzlich willkommen“ und verteilen die Schürzen. Ab jetzt gehört die Bühne Christian Hub. Der 37-jährige hat im Zeppelin in Schweinfurt sein Handwerk erlernt und sich dann in die Schweiz aufgemacht. „Deutschland ist nicht das Land der Köche“, begründet er den Auslandsaufenthalt. In einem Haus in Davos wurde der Maßbacher Küchenchef und begegnete dort unter anderem Prinz Charles. Heute ist er Betriebsleiter eines Caterers in Bad Königshofen.
Locker spricht und kocht er sich durch den Abend, der um 23.30 Uhr enden soll. Acht Gänge, allesamt Fränkisches, erfordern Zeit. Los geht es mit einem Fränkischen Sauerkrautkuchen mit Speck. Mehl, Butter, eine Prise Salz, gut verkneten und zu einer Kugel formen. Weil die Masse in Klarsichtfolie eine Nacht ruhen muss, packt Hub mehrere „ausgeruhte“ Kugeln aus.
Die Pfarrgemeinderäte müssen Teams bilden. Von Bundschuh prescht vor. „Ich gehe zu Ihnen“, sagt er, deutet auf zwei Damen und alles lacht. Der Reporter erfährt warum: Es handelt sich um seine Pfarrhaus-Köchin Ulrike Schneider und Pfarrsekretärin Ilse Rüth. Ratsvorsitzender Lothar Antlitz und Diakon Franz Mahlmeister komplettieren das Team „Pfarrer Bundschuh“.
Hub erteilt die Befehle, alle gehorchen: Speck in Scheiben und Filets schneiden, Tomaten abziehen und das Sauerkraut grob hacken. Pfarrer von Bundschuh entpuppt sich dabei schnell als Meister.
An einem anderen Tisch steht ein Dätscher auf dem Programm, Seelenbrot, wie süffisant angemerkt wird. Die neu in den Pfarrgemeinderat gewählte Anja Zimny und die „alten Hasen“ Karin Hellmuth, Karin Berger sowie Claudia König verkneten den Teig aus Hefe, lauwarmer Milch und Mehl, um ihn dann in tellergroße Fladen auszurollen. Die landen auf einem gefetteten Blech, werden mit Butter und Schmand bestrichen. Am Schluss kommen Salz, Speck und Zwiebeln obendrauf. Fertig und ab in den 225 Grad heißen Ofen. „Natürlich haben wir alle eine Woche Urlaub genommen“, flachst Claudia auf die Frage, wie viele Tage wohl vor dem Ereignis – geplant am 20. oder 21. April – zur Vorbereitung nötig sind.
Christian Hub sorgt dafür, dass die Stimmung nie abbricht, Zuckerbrot und Peitsche. Er lobt, gibt Ratschläge und demütigt: „Männer kochen schon immer besser“, sagt er. Proteste der Damen. Dann lachen doch alle. Hub zeigt, wie man das Messer führt. „Ein großes schneidet besser“. Gläubig hören sie seinen Erzählungen zu: Kochen ist nicht in Frankreich, sondern in Italien erfunden worden, das erste Kochbuch überhaupt wurde in Nürnberg verfasst, behauptet der Chefkoch.
Pfarrer von Bundschuh höhlt mit einem kleinen Kugelausstecher Kartoffeln fürs Finger-Food mit Blut- und Leberwurst aus. „Mit Hingabe“, sagt er und verrät dem Reporter mit Blutwurst in den Händen sein Lieblingsgericht: Reisauflauf.
Zirka 600 000 Euro kostet die anstehende Außenrenovierung des Gotteshaus am Marktplatz. Der Erlös des Pfarrfestes fließt in den Sanierungstopf für die Kirche. „Das Schönste ist, dass wir nicht spülen müssen“, schnappt der Reporter ein Zitat der Pfarrsekretärin auf.
Kochen ist Teamarbeit
Wenn ein Menü fertig ist, trifft sich die ganze Mannschaft am gedeckten Tisch und verdrückt Sauerkrautkuchen, Blaue Zipfel und dazu gibt's ein Schlückchen Silvaner. Diakon Mahlmeister berichtet, dass er einen Hasenbraten ohne Problem zubereiten könne. Vorsitzender Antlitz verrät, sonntags immer für die Familie zu kochen. Chefkoch Hub animiert an dieser Stelle, „zu Hause immer zusammen zu kochen, Mann, Frau und Kinder, weil man das Essen dann mehr genießt“.
260 Gäste sind der Durchschnitt beim Pfarrfest. Wegen des Zeitungsartikels rechnet Heike Weipert heuer mit weit mehr. Pfarrer von Bundschuh wird vor dem Ereignis noch einmal von der Kanzel aus werben, acht fränkische Menüs, gekocht von echten Pfarrgemeinderäten und ihm, dem Dorfpfarrer. „Eine ganz tolle Sache“, sagt der Geistliche und beißt in ein Kartoffel-Finger-Food mit Blut- und Leberwurst.