Es gibt neue Hoffnung zu einer Reaktivierung der Bahnlinie Schweinfurt-Kitzingen. Der Geograf Dr. Konrad Schliephake, der grüne Kreis- und Stadtrat Thomas Vizl sowie Dietmar Parakenings, Vorsitzender des Fördervereins Steigerwald-Bahn, haben dazu allen Anlass. Den liefert ein Schreiben der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr an das Trio.
Das Schreiben bezieht sich auf ein Gutachten, das Schliephake, Vizl und Parakenings am 3. August bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) in München vorgestellt haben. Teil dieses Gutachtens ist eine Potenzialanalyse, die zumindest für den Abschnitt Schweinfurt-Gerolzhofen ausreichend Bedarf für eine Reaktivierung liefert.
Die BEG organisiert und bestellt den gesamten Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern. Sie kam nun bei einer Überprüfung des Gutachtens „zu dem Ergebnis, dass die angewandte Methodik bei der Studie von Herrn Professor Dr.
Konrad Schliephake nachvollziehbar ist und es sich grundsätzlich um ein objektives Gutachten handelt, dessen Ergebnisse auch grundsätzlich als belastbar und plausibel angesehen werden können“, heißt es in dem Schreiben aus der Obersten Baubehörde.
Allerdings könne nur eine vertiefte Untersuchung durch die BEG feststellen, ob Schliephakes Ergebnisse im Einzelnen zutreffen. Das gilt besonders für die Anpassungen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Abstimmung mit den Landkreisen und Kommunen. Vertiefende Untersuchungen seien auch mit den Schulträgern hinsichtlich des Schülerpotenzials erforderlich.
Um für das von Schliephake errechnete Potenzial von 1000 Personenkilometern pro Tag tatsächlich Gewissheit zu bekommen, seien Gremienbeschlüsse der betroffenen Aufgabenträger erforderlich. Gemeint sind hier in erster Linie die Kreistage von Schweinfurt und Kitzingen. Sie müssten Interesse an einer Reaktivierung des Schienenverkehrs bekunden und die Reaktivierungskriterien verbindlich anerkennen. Das heißt, sie müssten zu einer konzeptionellen Ausrichtung des ÖPNV-Angebots auf den Schienenverkehr für den Fall einer tatsächlichen Reaktivierung bereit sein.
Erst dann könne die BEG mit der Erstellung einer vertieften Potenzialanalyse beauftragt werden.
„Dieses Schreiben macht Mut“, sagt Thomas Vizl im Gespräch mit dieser Redaktion. Dazu gehört auch seine Einschätzung, dass Innenstaatssekretär Gerhard Eck der Reaktivierung der Strecke zumindest nicht negativ gegenübersteht. Eck hatte den Bahnverfechtern bei der Übergabe von 2500 gesammelten Pro-Bahn-Unterschriften zugesagt, dass sich bis zur Erstellung der Studie am Status der Strecke nichts ändern wird (sie ist momentan stillgelegt und auf einem kurzen Teilstück im Stadtgebiet von Kitzingen bereits entwidmet). Das bedeutete einen Zeitgewinn. Eck habe außerdem betont, dass er sich bei Vorlage eines vernünftigen Konzepts einer Reaktivierung der Strecke nicht verschließen werde.
Und: Neben dem Kitzinger Investor Markus Blum gibt es laut Vizl auch noch andere, die an Kauf oder Pacht der Strecke interessiert sind. Gleiches gilt für Eisenbahnbetriebsgesellschaften, die als Betreiber auftreten müssten.
Ein wichtiger Partner im Bereich Güterverkehr könnte die Firma Schaeffler sein, die sowohl in Schweinfurt als auch in Kitzingen einen Betrieb hat. An beiden Standorten gebe es gute Voraussetzungen für einen direkten Gütertransport zwischen diesen beiden Städten, sagt Vizl. Deshalb werde man mit den verantwortlichen des Unternehmens das Gespräch suchen.
Ein Transport auf der Straße würde Gemeinden wie Kolitzheim, Gaibach und Volkach weiter belasten, ist sich Vizl sicher. „Die fahren ja nicht nur ein- bis zweimal am Tag.“
Beim Personenverkehr verweist Vizl auch auf den volkswirtschaftlichen Aspekt. Er meint damit, dass beim Autofahren viel Zeit ungenutzt liegen bleibt.
Ob die Haltepunkte bei einer Reaktivierung der Strecke alle so bleiben können, wie sie früher waren, bezweifelt Vizl. Für Gerolzhofen beispielsweise wäre es sinnvoll, einen Haltepunkt auf Höhe der Firma St. Gobain/Schulzentrum sowie einen südlich des jetzigen Bahnhofs im einwohnerstarken Gebiet am Hochhaus einzurichten.
Die Überlegungen der Bahn-Verfechter beziehen sich grundsätzlich auf die ganze, fast 50 Kilometer lange Steigerwaldbahn. Dazu gehört auch der Lückenschluss von Kitzingen-Etwashausen über den Main auf die Hauptstrecke Nürnberg-Würzburg.
Jetzt wird es also erst einmal darum gehen, Überzeugungsarbeit in den Kreistagen und in den Städten Schweinfurt und Kitzingen zu leisten. Natürlich sollten auch die Kommunen mitziehen. Dazu wurden die Bürgermeister schon einmal angeschrieben. Auf dieses Schreiben gab es allerdings weder positive noch negative, sondern überhaupt keine Reaktionen, berichtet Vizl.