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SCHWEINFURT: Maininsel-Hotel: Eigentümer Arcadia setzt Mercure vor die Tür

SCHWEINFURT

Maininsel-Hotel: Eigentümer Arcadia setzt Mercure vor die Tür

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    Überklebt: Das Arcadia-Logo verdeckt das von Mercure.
    Überklebt: Das Arcadia-Logo verdeckt das von Mercure. Foto: Foto: starost

    Seit Dienstag ist im ehemaligen Mercure-Hotel auf der Maininsel nichts mehr so, wie es war. Am Telefon meldet sich die Rezeption mit „Hotel Arcadia Schweinfurt Maininsel, ehemals Mercure, was kann ich für Sie tun?“ So freundlich die junge Dame klingt, so heftig dürfte der Rosenkrieg zwischen zwei Geschäftspartnern sein, der schon seit Monaten hinter den Kulissen tobt. Und jetzt eskaliert.

    Die Hotelkette Arcadia, Eigentümer des Gebäudes, hat dem Betreiber Mercure und somit Accor, der größten Hotelkette der Welt, nach über zehn Jahren Geschäftsehe den Stuhl vor die Tür gesetzt. Fristlos, wie es heißt, und dafür bedarf es nach dem Gesetz eines wichtigen Grundes. Nur den will die Arcadia-Gruppe derzeit noch nicht bekanntgeben. Und beim gekündigten Betreiber herrscht auf Nachfrage betretenes Schweigen.

    Insider aus dem Hotel mutmaßen, dass Mercure als Betreiber immer wieder zu viel Geld aus dem Hotel gezogen habe und zu wenig bereit gewesen sei zu investieren. So harmlos wie die Pressemeldung in unserer gestrigen Ausgabe sich liest ist die Übernahme also anscheinend nicht über die Bühne gegangen.

    Drastische Bilder bei Übernahme

    Während man bei Accor (Inhaber der Ketten Mercure, Novotel, Sofitel, Pullmann, Etap und Ibis) von „Unstimmigkeiten“ spricht, die „geklärt werden müssen“, werden Mitarbeiter vor Ort deutlicher und zeichnen drastische Bilder: „Das war wie eine Invasion von Außerirdischen. Ein Hammer, wie schnell das ging. Die kamen rein, haben sofort alle Computer übernommen und alles, was mit Mercure zu tun hatte, wurde plattgemacht“, so ein Mitarbeiter. Mercure-Direktor Michael Plume, der Angestellter des Accor-Konzerns ist, sei nach Hause geschickt worden. Er habe fünf Minuten Zeit gehabt, seine persönlichen Habseligkeiten zusammenzusuchen und sei dann auf die Straße begleitet worden. Weiterer Zugang zum Hotel wurde ihm verwehrt. Gäste berichten, dass selbst die Seifestückchen mit dem Mercure-Emblem am Abend aus den Zimmern verschwunden waren.

    Hinter der Arcadia-Gruppe steht als Haupteigentümer der Investor Reinhard Baumhögger, der nun in Deutschland 25 Hotels betreibt. Der streitbare 64-Jährige gilt in der Branche als nicht unumstritten. Derzeit muss sich der Wahlhamburger in Dortmund wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 13 Millionen verantworten. Gleichzeitig wird gegen ihn ermittelt, weil er sich seinen Doktortitel gekauft haben soll.

    Zum Thema Schweinfurt sagt Baumhögger: „Accor und die betroffenen Mitarbeiter haben sich bei uns für ihr Verhalten entschuldigt. Ich habe das zur Kenntnis genommen und Accor eine Schamfrist von zehn Tagen gesetzt, sich weiter zu erklären. Wir sprechen ja hier nicht von einem Stück geklauter Seife“, so der Eigentümer. Bereits seit Mai hat Baumhögger, laut eigener Auskunft, immer wieder Accor abgemahnt.

    Gerüchte über einen Verkauf

    Seit Monaten habe es im Haus zudem Gerüchte über einen Verkauf gegeben, bestätigen Mitarbeiter. Einmal sei eine russische Delegation zu Besuch gewesen. Pikanterweise sind alle Mitarbeiter bei Baumhögger angestellt und nicht bei Accor. Die Unsicherheit beim Personal ist dennoch groß.

    Unsicher ist auch, wie es mit dem Konferenzzentrum weitergeht, da hier die Stadt der Eigentümer des Gebäudes ist, das eng an das Hotel gekoppelt ist. „Bislang ist von Seiten der Arcadia-Gruppe noch niemand an die Stadt herangetreten. Für uns ist wichtig, dass der Tagungsstandort Schweinfurt erhalten bleibt, und da müssen wir jetzt abwarten, wie sich die Dinge weiter entwickeln“, sagt Martin Baldauf, Pressesprecher und Finanzreferent der Stadt.

    Accor hat inzwischen bestätigt, dass der Management-Vertrag für das Hotel mit Arcadia „einseitig vorzeitig beendet wurde“. Accor-Sprecher Michael Kirsch bestätigt zudem, dass der Konzern keinerlei Berechtigung für die Kündigung sieht und die Angelegenheit vor Gericht klären lassen möchte.

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