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    Fototermin vor dem Theater, in dem der Liederkranz gerne auftritt: die junge Vorsitzende Christina Hellbach und der künstlerische Leiter Wolfgang Hocke.
    Fototermin vor dem Theater, in dem der Liederkranz gerne auftritt: die junge Vorsitzende Christina Hellbach und der künstlerische Leiter Wolfgang Hocke. Foto: FOTO Katharina Winterhalter

    Im letzten Satz der Publikation zum 175. Jubiläum des Liederkranz schreibt Erich Schneider, dass die junge Vorsitzende Christina Hellbach den Verein mit den anderen Funktionsträgern mit Elan in das 176. Jahr seines Bestehens führen wird. So sicher, wie der Kulturamtsleiter der Stadt dies formuliert hat, scheint die Angelegenheit freilich nicht. In einem Gespräch mit dieser Zeitung deutet die 33-Jährige an, dass ihre Zeit als Vorsitzende möglicherweise früher endet als geplant.

    Es sollte ein Gespräch über die Zukunft des traditionsreichen Chores sein, über musikalische Ziele und Nachwuchsarbeit. Beides ist auch Thema, vor allem der künstlerische Leiter Wolfgang Hocke spricht über bewältigte und unbewältigte Probleme, über Wünsche, Pläne und Erfolge. Überraschend war aber vor allem die Offenheit, mit der Christina Hellbach über ihre Schwierigkeiten spricht, Familie, Beruf und Verein unter einen Hut zu bringen.

    Die junge Rechtsanwältin war 2006 quasi über Nacht an die Spitze des Oratorienchores gekommen, obwohl sie erst kurz vorher Mitglied geworden war. In den vier Jahren davor, nach dem Rücktritt der langjährigen Vorsitzenden Isolde Schäffner, hatte sich niemand diesen Hut aufsetzen wollen. Sagte Wolfgang Hocke und betonte gleichzeitig, dass trotzdem alles funktioniert habe. Es sei eine ruhige Zeit gewesen, jeder habe seine Aufgabe gehabt.

    Trotzdem brauchte der Verein einen Nachfolger für „Frau Liederkranz“, wie Schäffner heute noch genannt wird. „Dann kam ein Glückskind“, sagt Hocke. Christina Hellbach hatte neben Jura auch Musik studiert und wollte schon immer Kulturmanagement machen. Alles schien gut, doch dann kamen viele Dinge zusammen: Die Rechtsanwältin, die mit ihrem Mann in Würzburg lebt, wechselte von einer Schweinfurter Kanzlei in eine Würzburger. Im Januar 2008 kam ihre Tochter zur Welt. War sie vorher in Schweinfurt quasi im Zentrum des Geschehens, bekommt sie nun viel weniger mit. Außerdem sei das Jubiläumsjahr mit Ausstellung, Stiftungsfest und Konzerten ein besonders arbeitsintensives und anstrengendes gewesen, sagt sie, abgesehen vom Umzug des Archivs.

    Auf die Frage, ob sie trotzdem Vorsitzende bleiben möchte, sagt Christina Hellbach, das werde man sehen. Ihr sei bewusst, wie wichtig eine gute Arbeit für den Verein sei. Für ihre Vorstandskollegen hat sie in diesem Zusammenhang nur großes Lob. Das Team arbeite selbstständig, professionell, mit viel Spaß und halte sie immer auf dem Laufenden. Ein Lob, das Wolfgang Hocke mit Nachdruck unterstreicht.

    Sein Thema ist aber naturgemäß die Arbeit mit dem Chor, den er seit elf Jahren leitet – in der Tradition der seit langem selbst gestellten Aufgabe eines Oratorienchores. „Sie wollen nichts anderes machen, als große Stücke aufführen“, sagt Hocke, und das komme ihm entgegen. „Inzwischen haben sie sich an mich gewöhnt, auch wenn ich streng bin, sonst kämen sie nicht jede Woche wieder zur Probe“, beschreibt er die Stimmung im Chor.

    Sein Ziel sei, bei allen Schwächen, die ein Laienchor nunmal habe, eine möglichst hohe Qualität zu erzielen und gleichzeitig alle bei der Stange zu halten. Womit ein sehr wichtiges Thema angeschnitten ist, das freilich so gut wie alle Chöre betrifft: die Altersstruktur. Das Foto in der Jubiläumsschrift zeigt es deutlich: die überwiegende Mehrheit der rund 90 Liederkranzsänger ist älter als 50, nicht wenige sind deutlich älter. Jeder darf und soll bleiben, solange er kann und will. Was Hocke Sorgen bereitet, ist der Nachwuchs. Einmal mehr zieht er die Erziehung in der DDR als Beispiel heran, verweist auf 30 Kinderkonzerte im Jahr, mit denen man den Nachwuchs herangezogen habe. Diese Arbeit fehle an den Schulen.

    Einen Lichtblick gibt es, seit der Liederkranz in den Räumen der Musikschule probt. Genauer gesagt zwei Lichtblicke: gute Kontakte zur Musikschulleiterin Andrea Schärringer und daraus resultierend eine Zusammenarbeit mit dem Kinderchor, der beim Jubiläumskonzert Ende Oktober dabei war. „Das ist die Zukunft“, sagte Hocke. Der zweite Lichtblick sei der perfekte Probenraum mit toller Atmosphäre, Platz, Licht, Akustik und Flügel. Er sei froh, dass er stur geblieben sei, sagt Hocke und spricht damit noch einmal das „Riesenproblem mit dem Ebracher Hof“ an. Der Raum dort mit seiner schlechten Akustik habe nicht funktioniert.

    Was er sich noch wünscht, ist eine Zusammenarbeit mit anderen Schweinfurter Chören, beispielsweise für ein großes Projekt wie das Verdi-Requiem, für das man mindestens 140 Sänger brauche. Beim Jubiläumskonzert kürzlich hatte er die Chorgemeinschaft Meiningen zur Unterstützung eingeladen. Das Programm für die nächsten beiden Jahre steht bereits: „Spielopern, Operetten und Musical“ im November 2009 im Theater der Stadt und die Johannespassion 2010 in der Kilianskirche. Die Proben beginnen gleich im Januar. Neue Sänger sind willkommen, können einfach zur Probe, Donnerstag, 20 Uhr, in der Musikschule kommen.

    Termine im Jubiläumsjahr: Stiftungsfest am 22. November, 17 Uhr, in der Rathausdiele. Weihnachtsoratorium am 22. Dezember, 18 Uhr, in St. Kilian.

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