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GEROLZHOFEN: Marienkäfer bringen Winzern kein Glück

GEROLZHOFEN

Marienkäfer bringen Winzern kein Glück

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    Geschmacksverderber: Der Asiatische Marienkäfer kann Wein bitter machen, wenn er beim Keltern mit der Traube gepresst wird. Zu erkennen ist er an der W-förmigen Zeichnung im Halsschild.
    Geschmacksverderber: Der Asiatische Marienkäfer kann Wein bitter machen, wenn er beim Keltern mit der Traube gepresst wird. Zu erkennen ist er an der W-förmigen Zeichnung im Halsschild. Foto: Foto: LWG Heinrich Hofmann

    Als Nützling im Kampf gegen Blattläuse wurde er nach Europa geholt, jetzt ist er zwar nicht unbedingt ein Schädling, aber er kann dem Winzer hierzulande doch ziemlich das Geschäft verderben. Wenn nämlich der Asiatische Marienkäfer beim Keltern der Traube in größerer Zahl mit in die Maische gerät, dann wird der Wein bitter. Das kann im Extremfall so weit führen, dass der Wein nicht mehr vermarktet werden kann.

    Schuld daran sind bestimmte Inhaltsstoffe der Körperflüssigkeit beim Asiatischen Marienkäfer, die bis zu 100fach höher konzentriert sein können als bei einheimischen Arten des Käfers. Diese Pyrazine dienen normalerweise als Fraßschutz gegen Feinde und werden bei Gefahr abgegeben, erklärt Heinrich Hofmann von der Abteilung Rebschutz an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim. Der Käfer stößt die Bitterstoffe natürlich auch aus, wenn er in der Kelter gequetscht wird.

    Dorthin kann das Insekt leicht kommen, weil es besonders zur Zeit der Lese gerne im Träubel „übernachtet“. Denn hier besteht guter Schutz vor Wettereinflüssen.

    Der Dingolshäuser Winzer Armin Loos hat das Problem Asiatischer Marienkäfer zum ersten Mal vor drei Jahren bei sich im Betrieb gehabt, heuer allerdings kaum.

    Schon ein fester Begriff

    „In der Fachsprache der Winzer ist der Marienkäferton schon zu einem festen Begriff geworden“, sagt Loos. Der Wein-Sensoriker nimmt dagegen eher Wörter wie „bitter, Paprika, Erdnussbutter oder Spargel“ in den Mund, wenn er vom Einfluss des Marienkäfers auf die Qualität des Weins spricht. Auch wenn der Rebsaft nicht gleich wertlos sein muss, wirkt sich der Marienkäferton doch nachteilig auf die Qualität aus. Das kann sogar so weit führen, dass die Ernte nicht einmal mehr das Prädikat Qualitätswein erreicht.

    Armin Loos erklärt die Vorgeschichte des Asiatischen Marienkäfers: Das Tier kam Mitte der 80er Jahre erstmals nach Europa. Große Gärtnereien in Holland oder Belgien verwendeten es als Nützling in ihren Gewächshäusern. Denn der Marienkäfer ernährt sich wie auch schon seine Larve von großen Mengen von Blattläusen und wurde deshalb gerne als biologische Waffe gegen diesen Pflanzenschädling eingesetzt.

    Über Frankreich

    Doch die Geister, die der Gärtner rief, wird nun der Winzer nun nicht mehr los. Denn der Asiatische Marienkäfer büxte aus den Gewächshäusern aus und fand auch im Freien beste Lebensbedingungen. Über Frankreich breitete er sich auch nach Deutschland aus.

    Auch Käte König, eine Gerolzhöfer Kollegin von Loos, hat den Käfer schon aus nächster Nähe gesehen. Zwar noch nicht in den Reben selbst, aber immerhin schon massenhaft in den Fensterrillen des Weinbergshäuschens. „Beim letzten Mal habe ich sie mit Schaufel und Besen weggekehrt“, berichtet die Winzerin.

    Was tun gegen den Käfer? Heinrich Hofmann ist hier ziemlich ratlos. Zunächst einmal weiß man noch nicht einmal, warum der Käfer auch in Unterfranken punktuell so unterschiedlich stark auftritt. Vielleicht liegt das an der Begleitkultur im Weinberg, vermutet der Experte. Ein aktives Bekämpfen des Tierchens ist auch schlecht möglich. Einzelnes Auswaschen der Keltertrauben wäre zu viel Mehraufwand im ohnehin schon arbeitsreichen Winzerleben. Und die chemische Keule so kurz vor der Traubenernte auszupacken, ist schlechterdings nicht möglich.

    Wenn es so weitergeht, wird der Asiatische Marienkäfer zudem den heimischen Junikäfer, wie er auch genannt wird, verdrängen, befürchtet Hofmann. Denn er ist viel aggressiver im Kampf um die Nahrung, frisst viel mehr Blattläuse und lässt bei massenhaftem Auftreten dem heimischen Käfer kaum noch etwas übrig.

    Netze als Schutz

    Armin Loos hat für seinen Betrieb eine Lösung gefunden, die allerdings Mehrarbeit verursacht: Er bringt, wo nötig, an seinen Rebzeilen eine Seitenbespannung an. „Wenn das Netz straff gespannt ist, kommt der Käfer nicht durch.“ Loos hofft nun wie wahrscheinlich noch viele seiner Kollegen auf den Erfindergeist der Tüftler, die dabei sind, ein schnell aus- und einrollbares Netz zu entwickeln, das dem Winzer im Kampf gegen den Käfer zwar nicht Zusatzkosten, aber wenigstens Zeit erspart.

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