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Werneck: Marktkrankenhaus Werneck: Wie eine OP am offenen Herzen

Werneck

Marktkrankenhaus Werneck: Wie eine OP am offenen Herzen

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    Wolfhard Walde, Vorstand des Kommunalunternehmens Krankenhaus Markt Werneck, fungiert derzeit auch als eine Art Bauleiter. Aus dem anfänglichen Nachrüsten in Sachen Brandschutz wurde "fast eine Generalsanierung".
    Wolfhard Walde, Vorstand des Kommunalunternehmens Krankenhaus Markt Werneck, fungiert derzeit auch als eine Art Bauleiter. Aus dem anfänglichen Nachrüsten in Sachen Brandschutz wurde "fast eine Generalsanierung". Foto: Anand Anders

    Bei laufendem Betrieb ein Krankenhaus umzubauen, ist eine Herausforderung. Schließlich sollen Patienten nicht mit Lärm und Staub belastet werden, die Handwerker aber schnell und sorgfältig arbeiten. Dieser Aufgabe stellt sich der Markt Werneck, der seit einem Jahr sein Belegkrankenhaus erneuern lässt, damit es eine Zukunft hat. Aber Überraschungen bleiben beim Umbau eines Hauses mit 75-jähriger Geschichte natürlich nicht aus.

    Über dem Foyer im Erdgeschoss wölbt sich ein Segeltuch mit blauem Himmel- und Wolkenmotiv von der Decke. Es verbirgt offen liegende Versorgungsrohre und Leitungen vor den Blicken der Besucher und soll Staub abhalten. Gleichwohl werden die offenen Decken und Wände immer wieder abgesaugt. "Die Idee mit dem Segeltuch habe ich aus meiner norddeutschen Heimat mitgebracht", meint Wolfhard Walde, Vorstand des Kommunalunternehmens. Er ist aktuell zum Bauleiter avanciert und dauernd im Haus unterwegs.

    Ursprünglich lautete die Aufgabe für die Gemeinde, vor allem den Brandschutz zu verbessern, um das Haus erhalten zu können. "Wir sind hier Gesundheitsstandort und wir nehmen das ernst", sagt Wernecks Bürgermeister Sebastian Hauck zur Entscheidung für die Gemeindeklinik, die der Gemeinderat noch unter seiner Vorgängerin Edeltraud Baumgartl traf. Die ursprüngliche Planung lautete, mit 1,65 Millionen Euro Zuschuss 4,9 Millionen Euro in das Haus zu investieren. Es wird wohl mehr werden.

    Die Tendenz gehe bei den Entscheidungsträgern heute "leider" zur Zentralisierung und zu großen Standorten, meint Hauck. Aber auch kleinere Häuser – das Marktkrankenhaus hat 40 Planbetten für die Bereiche Chirurgie, Innere Medizin und Gynäkologie – hätten ihre Berechtigung. Und das Konzept des Belegarztsystems spreche für sich, denn etliche bekannte Koryphäen operieren hier ihre Patienten, sagt Hauck.

    Vom Brandschutz zu einer Art Generalsanierung

    Der Auftrag lautete also, eine Fluchttreppe außen am Gebäude und eine neue Feuerwehrzufahrt zu bauen, weitere Brandschutzabschnitte im Innern zu bilden, einen zweiten Personenaufzug im zentralen Verkehrsbereich zu installieren sowie eine neue Brandmelde- und Entrauchungsanlage einzubauen. Darüber hinaus werden auch Patientenzimmer  – vor allem im ältesten Gebäudeteil –größer und komfortabler gestaltet. Einige Dreibettzimmer werden zu Zweibettzimmern, Wände werden durchgebrochen, neue Nasszellen eingebaut. Zudem sollen auch die Pflegebereiche im ganzen Haus neu strukturiert werden.

    Von der Decke im Flur des Krankenhauses Markt Werneck hängen noch die neuen Leitungen, die bald hinter einer wartungsfreundlichen Metallraster verschwinden werden.
    Von der Decke im Flur des Krankenhauses Markt Werneck hängen noch die neuen Leitungen, die bald hinter einer wartungsfreundlichen Metallraster verschwinden werden. Foto: Anand Anders

    "Jetzt ist fast eine Generalssanierung daraus geworden", konstatiert Walde am Ende des ersten Bauabschnitts. Denn beim Öffnen der Decken und Wände zum Verlegen der neuen Technik kam ein altes Leitungsnetz zum Vorschein, das extrem sanierungsbedürftig war. Etliche andere Bausünden verbargen sich ebenfalls in den geschlossenen Wänden. Die Versorgungsleitungen – Wasser, Abwasser, Strom, Heizung – mussten abschnittsweise herausgeschnitten und erneuert werden. 

    Der Umgang mit der "eingenwilligen" Installation kostet Zeit

    Dazu kam, dass viele Leitungen gar nicht oder nicht so dokumentiert waren, wie sie tatsächlich verlegt waren. Das Haus ist im Laufe seiner 75-jährigen Geschichte mehrmals an- und umgebaut worden. "Zum Beispiel verliefen im Dienstzimmer alte Heizungsrohre schräg über den Boden", erzählt Walde. Auch unter der Türschwelle fand sich so eine Leitung. Beim Abbrechen der Wände kann daher nicht mit den ganz großen Maschinen gearbeitet werden, die Bauarbeiter müssen vorsichtiger vorgehen. Der Umgang mit der "eigenwilligen Installation", so Walde, kostet also mehr Zeit als veranschlagt.

    Über dem Foyer verdeckt eine Plane einen Teil der offen liegenden Decke.
    Über dem Foyer verdeckt eine Plane einen Teil der offen liegenden Decke. Foto: Anand Anders

    Hinzu kommt, dass coronabedingt die Handwerker nur in kleinen, festen Teams auf der Baustelle arbeiten dürfen. "Das macht das Bauen auch nicht schneller", hält der Vorstand fest. Zudem sind bei den Bauarbeiten auch Ruhefenster für die Patienten einzuhalten.

    Zu erkennen ist im Erdgeschoss das neue Farbkonzept und damit auch die neue Einteilung der Pflegebereiche: von Ebene Null für den Keller bis 4 für den Spitzboden. "Das neue Raum-Ebenen-Buch ist fertig, das bedeutet, dass alle Zimmer nach dem gleichen Schema durchsortiert sind, was auch für die laufende Wartung und die Feuerwehrpläne wichtig ist", unterstreicht Walde. In der neuen Ebene 0, dem Keller, wo die Röntgenabteilung, die Heizungstechnik und die Küche untergebracht sind, zeigen offene Wanddurchbrüche, dass hier noch Brandschutztüren eingebaut werden müssen. In den Technikräumen sind die Arbeiten fast fertig. Mit OSB-Platten ist im Treppenhaus zudem ein Bereich eingehaust, hinter dem Wände durchbrochen werden. "Für den zweiten Aufzug", erklärt Walde.

    "Die Gemeinde steht hinter dem Haus."

    Sebastian Hauck, Bürgermeister der Marktgemeinde Werneck

    Runderneuert wurde im Untergeschoss auch die Küche, die von einer Produktions- zu einer Regenerationsküche umgebaut wurde. Schon seit einigen Jahren ersetzt tiefgekühltes Essen vom Caterer, das hygienisch im Wärmewagen erwärmt wird, das hauseigene Kochen – aus wirtschaftlichen Gründen, wie Walde betont. Nur frische Speisen, Salate oder Obst, werden hier noch zubereitet. Noch immer waren aber die großen Kochgeräte eingebaut. Auch die alte, jetzt ausgebaute Ablufttechnik von 1965 musste gewartet werden.

    Links ist die Tür zum fertigen Patientenzimmer geöffnet, im Flur rechts ist ein Teil des Altbaues eingehaust für weitere Bauarbeiten.
    Links ist die Tür zum fertigen Patientenzimmer geöffnet, im Flur rechts ist ein Teil des Altbaues eingehaust für weitere Bauarbeiten. Foto: Anand Anders

    Großzügig und modern möbliert: die neuen Patientenzimmer

    Im der Ebene 2 zeigt der Krankenhausvorstand im Altbau einige fertige Patientenzimmer – großzügig und modern möbliert mit geräumiger, innen liegender Nasszelle. Hinter der eingehausten Flurhälfte beginnt derzeit der zweite Bauabschnitt mit dem Abbruch von weiteren Wänden. Über den OSB-Platten vermittelt eine abwaschbare Plane mit aufgedrucktem Laubwald sommerliche Frische.

    Neue innenliegende Nasszellen wurden an die Patientenzimmer angebaut.
    Neue innenliegende Nasszellen wurden an die Patientenzimmer angebaut. Foto: Anand Anders

    Erschwerend kam während der Bauzeit hinzu, dass ebenfalls in der Ebene 2 bei einem Starkregenereignis im Sommer Wasser in Wände und Decken drang, wegen "alter Bausünden", wie es Bürgermeister Hauck formuliert. Ungeplant müssen daher auch hier einige Zimmer saniert werden. "Das ist ein Versicherungsfall", erklärt Walde. Angesichts der andauernden Bauarbeiten – nach seiner Schätzung etwa noch ein halbes Jahr – sei es für ihn "erstaunlich, dass die Patienten mit viel Verständnis" die Bauzeit tolerieren würden. Sie wüssten, dass der Erhalt des Krankenhauses wichtig für den Ort sei. Das sieht auch Bürgermeister Hauck so. Angesichts wohl höherer Baukosten sichert er zu: "Die Gemeinde steht hinter dem Haus."

    Runderneuert wurde die Küche im Untergeschoss des Marktkrankenhauses.
    Runderneuert wurde die Küche im Untergeschoss des Marktkrankenhauses. Foto: Anand Anders
    Eine große Bautafel kündet außen am Krankenhaus Markt Werneck von den Umbauarbeiten.
    Eine große Bautafel kündet außen am Krankenhaus Markt Werneck von den Umbauarbeiten. Foto: Anand Anders
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