Das Publikum spürte es vom ersten Akkord an – Reggae verbindet. Auch wenn die Zuschauer etwas Zeit brauchten, um sich auf die ruhigeren Klänge der „Vorband“ von Martin Jondo einzulassen, war das Eis sofort gebrochen, als der kleine Mann mit der großen Stimme zu einem Reamix seines bekannten Songs „Jah Gringo“ auf die Bühne sprang. Die „Vorband“ entpuppte sich übrigens als Jondos Backing Band „Feueralarm“.
Jondo, in Berlin geboren, ist einer der Hauptvertreter des Roots-Reggae, einer Musik, die vom Lebensgefühl und den spirituellen Inhalten der Rastafari-Bewegung geprägt ist. Der 33-jährige Sänger und Gitarrist verbindet diese klassische Variante des Reggae mit unterschiedlichsten Stilen. Seine Lieder spiegeln persönliche Erfahrungen wider, alle Texte und Kompositionen stammen aus seiner Feder. Seine erste Berührung mit dieser Musik hatte er mit 14, als er Jamaika-Platten seiner Freunde hörte. Er hatte das Gefühl, diese Musik würde ihm eine Vision von dem geben, was man im Leben anfangen kann.
Am Rande des Konzerts verriet Jondo, dass er nicht viel davon hält, Musik zu studieren. Viel wichtiger ist ihm, die Musik fühlen zu können. Genau das spürte man im Stattbahnhof. Selbst wer nur wenige Lieder kannte, wurde mitgerissen von seiner Leichtigkeit, seinem Rhythmus, seiner Musikalität. Jondo schafft es, aus Hip Hop Beats und Rockeinschlägen – vor allem beim Song „Skyrider“ – ein tanzbares Gesamtkunstwerk zu kreieren, das die musikalischen Wurzeln im Reggae nie verleugnet.
Die Nähe zu seinen Zuhörern scheint ihm sehr wichtig. Wenn Jondo in die Hände klatschte, machten alle mit. Seinem Charme erlag nicht nur das Mädchen in der ersten Reihe, der er seinen Song „Cherry“ widmete – eine tanzbare und sommerliche Nummer über das Verliebtsein. Highlight des Abends war sein wohl bekanntestes Lied „Rainbow Warrior“, das mit geradezu euphorischen Rufen begrüßt wurde.
Durch unzählige Live-Auftritte, solo oder im Vorprogramm von Gentleman, Mellow Mark oder Peter Fox, erspielte sich Martin Jondo eine europaweite Fangemeinde. Er hat auf zahlreichen namhaften Festivals wie dem Chiemsee-Reggae-Summer gespielt und vor kurzem sein viertes Album „Freedom Fighters“ veröffentlicht, aus dem er einige Lieder vorstellte.
Am Ende verließen alle den großen Saal mit einem Gefühl von Freude und Verbundenheit. Wie Martin Jondo zu Beginn erwähnt hatte, trennen Menschen oft tausende von Kilometern – er selbst hat koreanische Wurzeln, sein Keyboarder ist Jamaikaner. An diesem Abend vereinte alle die Musik. Katharina Deppisch