Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

Schweinfurt: Matti Linkes Gefühl des Zweifelns

Schweinfurt

Matti Linkes Gefühl des Zweifelns

    • |
    • |
    Gewinner des Poetry Slams: Literaturstudent Matti Linke aus Hannover.
    Gewinner des Poetry Slams: Literaturstudent Matti Linke aus Hannover. Foto: Natalia Mleczko

    "Poetry Slam in Schweinfurt wäre ohne Manfred Manger nicht denkbar", eröffnete Oberbürgermeister Sebastian Remelé den Abend vor einem fast ausverkauften Haus. Seit 2019 findet der Poetry Slam im Theater der Stadt Schweinfurt statt. Wegen des Umbaus des Theaters musste das Event diesmal im Evangelischen Gemeindehaus in der Friedensstraße steigen.

    Organisator Manfred Manger moderierte gekonnt durch den Abend, auch wenn zu Beginn die Punkteauszählung für manch Irritation sorgte. "Es geht am heutigen Abend um nichts weiter als um Ruhm", merkte Manger süffisant an. "Es geht auch um gute Laune", fügte er hinzu. Sieben junge Poeten und Poetinnen aus vielen Teilen Deutschlands wie Tübingen, Hannover, Erlangen, Würzburg und Bamberg hatten sich für den Abend angekündigt.

    Die Stimmung war ausgelassen. Der Eisbrecher des Abends war Rahel Behnisch. Sie schrieb über ihre Angststörung und ihre Liebe zum Meer. Maron Fuchs aus Bamberg eröffnete die Vorrunde und erzählte smart über die Skurrilität ihres Berufes als Lehrerin. Leitzkultur, Faxgeräte, Räume voller Overhead-Projektoren. "Erschrecken kann sie keiner mehr", betonte sie.

    Ein bescheidener Lauch aus Tübingen

    Der Tübinger Hank M. Fleming ist seit knapp zehn Jahren Poetry Slammer. Er bezeichnete sich auf der Bühne selbst als "Lauch" und kritisiert den Mangel an Bescheidenheit in der Gesellschaft. Für ihn ist "Bescheidenheit Trumpf". Das Publikum lachte bei seiner unterhaltsamen Performance ausgelassen.

    Der Text "Auf den Tischen dieser Welt", von Matti Linke aus Hannover handelte vom Gefühl des Zweifelns. Er kritisierte damit die Kirche. Denn dort werden Menschen wie er nicht respektiert. "So wie ich bin, bin ich genug", lautete seine Message am Ende seines Textes, der beim Publikum gut ankam.

    Hannah Haberberger aus Erlangen schrieb in ihrem Text über ihre chronische Nasennebenhöhlenentzündung und die daraus resultierenden Apothekenabenteuer. Sie kritisierte in ihrem sozialkritischen Beitrag, dass der Einsatz von Medikamenten wichtiger geworden sei als die dringend benötigte Zeit zur Kuration. "Es gibt keine Zeit, um wirklich gesund zu werden, sowohl psychisch als auch physisch".

    Wenn Teenager über Furzgeräusche lachen

    Oliver Walter las einen Brief an seinen Teenagersohn vor. Er beschrieb, dass die körperliche Entwicklung voranschreite, aber im Kopf ist der Teenager immer noch ein Kind, das lauthals über Furzgeräusche lache. Ironisch bestätigte Walter, dass dies ihn mit Mitte vierzig auch noch zum Lachen bringe. Sein Sohn solle aus Fehlern lernen: "Sein erster Sex wird definitiv scheiße" und "sein Penis gehöre nicht in jedes Loch – mit Verweis auf den Staubsauger".

    Unklar war vorab noch, ob Yanik Ambrusits den Weg nach Schweinfurt schaffen würde. Er hatte kurz vorm Auftritt einen schmerzhaften Mountain-Bike Unfall. Mit eingegipsten Armen betrat er dennoch die Bühne und scherzte sogleich: "Der Poetry Slam ist endlich eine inklusive Veranstaltung". Sein Text handelte von der gesellschaftlichen Schere zwischen der Boomer- und der jungen Klimageneration. Er watschte die Scheinheiligkeit der Boomer-Generation ab ("Engagement ist wichtig, aber bitte mit weniger Engagement") und kritisierte im gleichen Atemzug die kompromisslose Vorgehensweise der Klimajugend, denn "Aktivismus, der nur einen Teil erreicht, reiche nicht". Pascal Simon verfasste einen Text über das Deutschsein ("Kein Sommer ohne Malle, Dackel, Wiener Würstchen und die Goldsaft-Ejakulation."). Er ist selbst ziemlich "deutsch", sagt er zu Beginn seines Auftritts. Für ihn ist Deutschsein völlig okay.

    Als Sieger des rundum gelungenen Abends gingen nicht nur die glücklichen Zuschauer hervor, sondern auch der Hannoveraner Matti Linke als Erstplatzierter.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden