Die Chöre des Liederkranz Schweinfurt 1833 e. V. sind gegenwärtig in der letzten Probenphase zu Max Bruchs weltlichem Oratorium „Das Lied von der Glocke“. Aufgeführt wird das rund 90-minütige Werk am Samstag, 24. November, um 19.30 Uhr im Theater. Der Verein hat sich mit dieser Aufführung das Ziel gesetzt, ein Werk zu erarbeiten, das bisher nicht im Repertoire des Liederkranz zu finden war und auch im Schweinfurter Theater bisher nicht aufgeführt wurde.
Viele Menschen haben das Gedicht Friedrich von Schillers noch aus der Schule in Erinnerung und vielleicht damals noch nicht die allegorische Verknüpfung eines Glockengusses mit dem menschlichen Lebenslauf erfasst. Dem Zuhörer bleibt somit der Spaß, das meistzitierte Gedicht Stück für Stück wieder zu finden. Manche Textstellen wie „Wo rohe Kräfte sinnlos walten“ oder „Da werden Weiber zu Hyänen“ sind in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen und werden gern persifliert.
Max Bruch hat die einzelnen Phasen des Gedichts in überschwängliche Stimmungsbilder übersetzt, die durch Musik und Gesang dargestellt werden. Dies gelingt Bruch durch Arien und Chöre, wobei sich mehrfach Chor und Solistenquartett vereinen und dabei durch ein dramatisch aufspielendes Orchester in ihrem Ausdruck erhöht werden.
Der künstlerische Leiter der beiden Chöre des Vereins, Matthias Göttemann, tritt dafür ein, abseits vom gängigen Oratorienrepertoire, auch selten Gespieltes auszuwählen. Er stellte bei der Vorstellung und Einführung in das Werk die immer noch vorhandene Aktualität der Inhalte in unserem gesellschaftliches Leben heraus. Um all dies als Laienchor umzusetzen, hat es intensiver wöchentlicher Probenarbeit bedurft, die noch durch zwei ganztägige Probentage am Wochenende verstärkt wird.
Max Bruchs Oratorium wurde 1878 uraufgeführt und stand bis Mitte des 20. Jahrhundert auf dem Spielplan. Der Vorgang des Glockengießens wird mit verschiedenen Stationen und Situationen im Leben der Menschen in Verbindung gebracht. Der Komponist verklärt „die schöne Zeit der jungen Liebe“ und lässt die Freude am Neugeborenen, die Trauer beim Tod der Gattin, die Verehrung von Vaterland und Freiheit und schließlich die Beschwörung des Friedens erleben.
Gemeinsam mit den Solisten besingt der Chor die zerstörerische Wut des Brandes, berichtet vom Grauen des Erlebten und der Freude darüber, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Insgesamt eine Darstellung aller tiefsten menschlichen Empfindungen, auch wenn die Überhöhung bürgerlicher Werte, damals wie heute, nicht allzu sehr geschätzt wird. Der gegenwärtigen Gender-Bewegung entgegen stellen sich Texte wie „Im Hause waltet die züchtige Hausfrau“. Jedoch die Warnung: „Doch prüfe, wer sich ewig bindet“, hat nichts an Brisanz verloren.
Aufführende sind die beiden Chöre des Vereins, Philharmonischer Chor und KonzertChor Schweinfurt. Spielen wird das Orchester der „Philharmonie Vogtland“ und ein profiliertes Solistenquartett, das in Schweinfurt nicht unbekannt ist. Solisten sind Renate Kaschmieder (Alt), Christina Roterberg (Sopran), Martin Nyvall (Tenor) und Heiko Trinsinger (Bass), von dem das eigentliche Glockengießerlied zu hören ist. Die musikalische Leitung von Chor, Orchester und Solisten obliegt Matthias Göttemann, der dieses Werk bereits einmal in Würzburg aufführte.
Karten an der Theaterkasse, Tel. (0 97 21) 51 49 55 oder 5 10. Kontakt und Infos bei Liederkranz, Tel. (0 97 23) 6 17 98 41.