Die zuletzt unrühmliche Geschichte des Hotels und seines Betreibers Horst Seuffert findet jetzt, so hofft zumindest Wasserlosens Bürgermeister Günther Jakob, ein Ende. Seine Gemeinde ist einer von etwa 60 Gläubigern, die vom Hotelbesitzer, der K + S Bauverwaltungs GmbH Niederwerrn, noch Geld zu bekommen hätten. Was allerdings im Insolvenzverfahren der K + S eher unwahrscheinlich ist, denn der Erlös aus der Zwangsversteigerung der überschuldeten Immobilie fließt nach einer gewissen Rangordnung vor allem der Bank zu, in diesem Fall dem Hauptgläubiger Euro Hypo AG.
Beim vierten Zwangsversteigerungstermin am 5. Juni vor dem Amtsgericht Schweinfurt fand sich mit dem italienischen Gastronom endlich ein Bieter für das Hotel mit seinen 25 Zimmern. Scarpello hat sich am 1. Juli von Horst Seuffert die Geschäfte in seinem Haus übergeben lassen. Seuffert hatte, nachdem das Hotel in den ersten Zwangsversteigerungsterminen nicht an den Mann zu bringen gewesen war, über einen Nutzungsvertrag mit dem Zwangsverwalter des Hotels den Betrieb weiter geleitet.
Für die Gemeinde Wasserlosen, die in ihren acht Ortsteilen kaum Gaststätten und überhaupt keine Übernachtungsmöglichkeiten bietet, ist das Hotel an der A 7 ein wichtiger Standortfaktor. Daher ist auch Bürgermeister Jakob „stark daran interessiert, dass der Geschäftsbetrieb läuft“. Dafür will sich der neue Besitzer mächtig ins Zeug legen, hat sich auch eine Schweizer Beratungsgesellschaft für Hotellerie und Tourismus an die Seite geholt.
Gerlando Scarpello führt derzeit noch ein italienisches Restaurant in Waldshut am Hochrhein. Das Hotel in Rütschenhausen reizt den 49-Jährigen, der ursprünglich aus Sizilien stammt, allerdings schon 47 Jahre in Deutschland lebt und in seiner 30-jährigen Gastronomieerfahrung nach eigenem Bekunden Erfahrung unter anderem in Paris oder Mallorca sammelte und einige Objekte aufbaute. „Ich will beweisen, dass ich dieses Geschäft wieder hochbringen kann“, sagt er bei einem Treffen vor Ort.
Der Name „Frankentor“ wird nicht ganz verschwinden: La Casa Frankentor heißt das Haus mit einem mediterranen Anklang, der auf den Stil des Hauses hinweist. Den beschreibt Scarpello mit „Service, Qualität, Herzlichkeit“, langen Öffnungszeiten, durchgehend warmer Küche, die sowohl fränkisch-deutsche Gerichte, als auch frisches mediterranes Essen bieten wird. Was aber auch heißt, dass die Einheimischen weiterhin ihren Stammtisch hier halten können, betont der Gastronom.
Das Innere des Hauses wird bei laufendem Betrieb bis zur offiziellen Neueröffnung am 1. September abschnittsweise modernisiert und im italienischen Stil eingerichtet, der Saal für Seminare und Tagungen, aber auch für Feiern aller Art hergerichtet werden. Auch 21 Doppel- und zwei Familienzimmer werden laut Scarpello erneuert. Schließlich sollen sowohl für Firmen in der Region Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, als auch für Fernfahrer und schließlich ebenso für Touristen, die das Hotel etwa als Ausgangspunkt für Radtouren im Oberen Werntal nutzen wollen. So wurde es zumindest im Gutachten gefordert, das die gleichnamige Gemeindeallianz, bei der auch Wasserlosen Mitglied ist, vor ihrer Gründung erstellen ließ.
Regionalmanager Ulfert Frey wies bei dem Treffen auf das Besucherpotenzial der Sömmersdorfer Passionsspiele im nächsten Jahr hin. Außerdem sollen Künstler aus der Region eine Ausstellungsmöglichkeit im Hotel finden, so die Geschäftsführerin der Beratungsgesellschaft, Evelyn Jennewein.
Pläne und konkrete Vorstellungen hat der italienische Gastronom auch, wenn es um die Beschilderung an der Autobahn, um eine Terrasse oder um sein Personal geht. „Da wird einiges umstrukturiert“, sagt er. Einen Chefkoch bringt er mit, er selbst will sich um die Gäste kümmern. Gerlando Scarpello ist überzeugt, dass sein Haus florieren kann. Und dass er es in die 3-Sterne-Kategorie hieven kann.
Daten und Fakten
Vor 40 Jahren wurde mit der Eröffnung der Autobahn Würzburg-Kassel (A 7) das Hotel vom Rütschenhäuser Gastwirt Eugen Wischer gebaut, und sein bisheriger Gasthof zum Stern aufgelassen. 1990 verkaufte er das Haus, mehrere Besitzer folgten. Der Name des „Motels Wischer“ wurde in „Postillion“ geändert, dann hieß es „Hotel Frankentor“. 1996 ersteigerte Horst Seufferts K + S die Immobilie, die jetzt wiederum in einer Zwangsversteigerung unter den Hammer kam.