Den ersten Versuch um Schulstandort für den 1950 in Bayern neu eingeführten Schultyp der Mittelschule zu werden, unternimmt der Stadtrat von Gerolzhofen schon 1950 - ohne Erfolg. Der kommt zwei Jahre später: Als Gebäude stellt die Stadt das ehemalige Reichsarbeitsdienst-Gebäude in der Pestalozzi-Straße zur Verfügung. Die Gerolzhöfer waren damit laut Regierung von Unterfranken unter den ersten fünf Kommunen - nach Ochsenfurt, Gemünden und Obernburg -, in denen Kinder und Jugendliche eine Realschule besuchen konnten.
Die Anfänge sind bescheiden. Los geht es mit zwei Klassen, in die 50 Mädchen und 37 Jungen gehen. In den folgenden Jahren werden die Schüler immer mehr, so dass die vorhandenen Räume nicht ausreichen. Daraufhin wird das Gebäude in der Pestalozzi-Straße ausgebaut. Alsbald herrscht schon wieder Raumnot. Einige Klassen ziehen in die Grabenschule in der Spitalstraße und ins evangelischen Gemeindehaus.
1962 werden die Mittelschulen in Realschulen umbenannt. Als die Stadt 1970 den 100. Geburtstag des gebürtigen Gerolzhöfers Ludwig Derleth feiert, bekommt die Schule ihren Namen. Fortan heißt sie Ludwig-Derleth-Realschule. Seit 1995 gibt es auch ein Schul-Emblem, das ein Schüler entworfen hat. Es zeigt die beiden markanten Türme der Stadtpfarrkirche und das Stadtwappen. Die Umschrift lauter: Ludwig-Derleth-Realschule.
Einzug der Moderne: Computer
1972 übernimmt der Landkreis Schweinfurt im Zuge der Gebietsreform die Sachträgerschaft. 1974 ziehen wieder einmal Klassen um - dieses Mal in die ehemalige Berufsschule in der Dr. Georg-Schäfer-Straße. Zwei Jahre später sind die neue Sporthalle und die Sportanlagen fertig, und sechs Jahre später wird im Erweiterungsbau in der Dr.-Georg-Schäfer-Straße Richtfest gefeiert. 1983 ist die Wanderschaft zwischen den verschiedenen Schulgebäuden endlich beendet. Nach den Osterferien haben dort alle Klassen ein neue Heimat gefunden.
Ein Jahr später läutet der Computer ein neues Zeitalter an der Ludwig-Derleth-Realschule ein. Heute verfügt sie über zwei komplett ausgestattete Unterrichtsräume mit jeweils 16 Arbeitsplätzen, die vernetzt sind und Internet-Zugang haben. Hinzu kommen Computer in Fachräumen. Mit Laptops und Beamern können die Lehrer ihren Unterricht modern gestalten. 1999 richtet Studienrat Ernst-Dieter Richter eine von ihm betreute Homepage für die Schule ein. Und auch im Ruhestand sorgt er dafür, dass dort aktuelle Ereignisse veröffentlicht zu findne sind.
Ein Meilenstein in der Schulgeschichte ist die Einführung der sechsstufigen Realschule 1999. "Inzwischen sind diese Schüler in der achten Klasse angekommen. Gleichzeitig gibt es dort noch eine Klasse der vierstufigen Realschule. Im Jahre 2005 werden die letzten Schüler der R4 die Schule verlassen", sagt Rektor Wolfram Milde. Und weist darauf hin, dass alle Ausbildungsrichtungen, die an einer Realschule möglich sind, angeboten werden. Bemerkenswert sei die erfolgreiche Einrichtung des sozialen Zweigs.
Während der vergangenen 50 Jahre errangen die Schülermannschaften viele sportliche Erfolge im Fußball, Handball, Schwimmen und in der Leichtathletik. Feste Bestandteile des Schullebens waren und sind regelmäßige Theateraufführungen und Dichterlesungen sowie die musischen Abende. Außerdem ist die Schule seit 1959 Ausbildungsschule für Referendare.
Schon lange keine Platznot mehr
Heute besuchen 515 Schüler in 18 Klassen die Ludwig-Derleth-Realschule. Ein Fünftel der Mädchen und Jungen kommt dabei aus dem Landkreis Kitzingen. "Die Entwicklung scheint auch so weiter zu gehen. Raumnot gibt es nicht. Alle Klassen können ohne Einschränkungen untergebracht werden", erläutert der Schulleiter, der der Schule seit 1994 vorsteht. Seine Vorgänger waren Dr. Ludwig Wolf (1955 bis 1959), Dr. Anton Gally (1959 bis 1968), Gerhard Zechel (1968 bis 1983) und Josef Schlögl (1983 bis 1993).
Am Wochenende feiert die Lud- wig-Derleth Realschule Gerolzho- fen ihr 50-jähriges Bestehen. Zum Festakt am Freitag, 23. Mai, kom- men geladene Gäste. Am Samstag, 24. Mai, geht es mit einem Tag der offenen Tür weiter. Beginn ist um 9 Uhr in der Sporthalle. Nach- mittags haben jetzige und ehe- malige Lehrer und Schüler Ge- legenheit, sich in der "alten Schule" zu treffen und bei Kaffee und Kuchen zu plaudern.