Timeo Danaos et dona ferentes (Ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen). Das hat – laut Vergil – der trojanische Priester Laokoon gesagt, um seine Mitbürger davon abzubringen, das hölzerne Pferd der Griechen in die Stadt holen. Wie wir wissen, vergeblich.
Die Geschichte wirkt in zweierlei Hinsicht nach: Bis heute sind die ewigen Miesmacher – ob sie nun vor Staatsüberschuldung oder Klimakatastrophe warnen – nicht besonders beliebt. Und bis heute sprechen wir – besonders nach Weihnachten – von Danaer-Geschenken, wenn ein Geschenk mehr Belastung als Freude ist. Vermutlich sind die Folgen meist weniger unangenehm als im Falle Trojas, aber man hat schon von Kleiderschränken gehört, in denen mehrere Jahrgänge originalverpackter Nachthemden/Socken/Krawatten ruhen.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum viele Paare dieses Risiko scheuen – auffällig oft habe ich dieser Tage den Satz gehört, „wir schenken uns nichts mehr“.
Bei uns ist das anders. Meine Frau und ich beschenken einander oft und gerne. Zugegebenermaßen haben wir es dabei leichter als viele andere Menschen: Es gibt eine große Überschneidung unserer Vorlieben etwa bei Büchern oder Filmen. Was allerdings auch einen Nachteil hat: Die Wahrscheinlichkeit, dass an Heiligabend das eine oder andere Buch oder die eine oder andere DVD doppelt unter dem Christbaum liegt, ist hoch. Wir haben uns deshalb angewöhnt, alle Dinge, die uns beiden gut gefallen, schon vor Weihnachten – sozusagen anlassunabhängig – anzuschaffen. Was übrigens auch ein schöner Brauch ist.
Und doch bringen wir es immer wieder fertig, uns die gleichen Dinge zu schenken. Gibt es eine passendere Parabel auf die Ungerechtigkeit von Weihnachten? Die Einen kriegen gar nichts, die Anderen kriegen's gleich doppelt.