Die Tür ist geschlossen, das Rollgitter heruntergelassen, und die Schaufensterpuppen stehen zum Verkauf. Nach 73 Jahren endet mit der Insolvenz der Meister GmbH die Geschichte eines weiteren alteingesessenen Geschäftes in der Innenstadt.
Im Jahre 1934 von Albert Meister gegründet, hatte der Berufsausstatter anfänglich weit mehr als nur Arbeitskleidung im Sortiment, nämlich auch Herrenmode und zahlreiche Wäsche-Artikel. Im Laufe der Jahrzehnte spezialisierte sich das Geschäft in der Manggasse 21, direkt an der Ecke zum Zeughaus gelegen, zunehmend auf den Bereich Berufsmode. 1976 übernahm Tochter Ellen Birk für ein Vierteljahrhundert die Leitung, die sie vor sechs Jahren wiederum an ihren Neffen Christian Birk als Alleingesellschafter übergab.
In der dritten Familiengeneration ist nun endgültig Schluss. Am 19. Juli wurde die vorläufige Insolvenzverwaltung über die Meister GmbH angeordnet. Zuständig hierfür ist die renommierte Würzburger Anwaltskanzlei Bruno Fraas und Partner. Dies bestätigten Rechtsanwalt Stefan Herrmann sowie der Inhaber auf Anfrage. Herrmann kündigte an, voraussichtlich noch am Montag das Insolvenzverfahren über die GmbH zu eröffnen. Ausschlaggebend hierfür seien Forderungen in Höhe von etwa 200 000 Euro, größtenteils von Lieferanten.
Betroffen hiervon ist nicht nur das Geschäft in der Manggasse, sondern zudem eine Filiale in Bad Kissingen. Diese wurde 1988 eröffnet. Sechs Mitarbeiter hatte die Meister GmbH beschäftigt. Diese hat nichts mit der ebenfalls auf Berufs- und Arbeitsschutzkleidung spezialisierte Birk GmbH eines Cousins in der Heinrichstraße in Schweinfurt zu tun.
Drei von ihnen haben nach Angaben des Insolvenzverwalters bereits einen neuen Job gefunden, darunter zwei bei einem neuen Mitbewerber wenige Meter vom Schweinfurter Geschäft entfernt. Dieses Unternehmen hatte zunächst auch wegen einer Übernahme angefragt, dann aber „recht schnell abgewunken“, so Rechtsanwalt Herrmann. Nach dem Räumungsverkauf in den vergangenen Wochen steht einhergehend mit der startenden Insolvenzeröffnung die Verwertung der Restmasse an. Da es sich größtenteils um nicht bezahlte Ware handelt, werden die Lieferanten diese wieder abholen dürfen. Gleichzeitig können Gläubiger ihre Forderungen geltend machen.
Nach deren Prüfung wird eine Quote für die Verteilung der Erlöse aus dem Abverkauf und der restlichen Masse ermittelt. Priorität hierbei genießen die Lohn-Forderungen der verbliebenen drei Verkäufer, denen am Montag mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens gekündigt werden soll, sowie die Ansprüche der beiden Vermieter.
Die Gründe für das Ende sieht der Alleingesellschafter unter anderem in dem „aggressiven Preiskampf der Discount-Märkte“, die mittlerweile auch gute Qualität anböten. Zudem gehe der Trend bei Berufskleidung immer mehr weg vom Einzel- hin in Richtung Großhandel, so Christian Birk.
„Es ist einfach schwierig heute für so ein spezialisiertes Geschäft am Markt zu bestehen“, meint auch die frühere Inhaberin Ellen Birk. Und sie fügt an. „Das ist traurig, aber so ist eben leider der Lauf der Zeit.“