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OBERSPIESHEIM: Mit Abwärme Hackschnitzel trocknen

OBERSPIESHEIM

Mit Abwärme Hackschnitzel trocknen

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    „Es genügt nicht, eine Anlage hinzustellen, in Betrieb zu nehmen und dann laufen zu lassen. Wir müssen ständig versuchen, erstens die Effizienz zu verbessern und zweitens die Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren“, sagt Bernhard Bedenk, bei der Unterfränkischen Überlandzentrale (ÜZ) in Lülsfeld zuständig für den Bereich Energie und Umwelt und zusammen mit Tino Scheithauer Geschäftsführer der Bioenergie der Bioenergie Verwaltungs-GmbH Maschinenring-ÜZ.

    Ungenutzt ins Freie entwich bis jetzt die Strahlungswärme, die im Motorenraum entsteht. Nun führt eine Weiche die Wärme in ein Rohrsystem und eine Verteileranlage in einen Container, in der Holzhackschnitzel gelagert werden. Mit der zugeführten Abwärme werden die Schnitzel getrocknet. Rund 90 Kilogramm Wasser werden dabei einer Tonne Hackschnitzel entzogen, schätzt Bedenk. Damit steigt die Wärmeausbeute um bis zu 30 Prozent, da trockene Hackschnitzel eine deutlich verbesserte Wärmeabgabe aufweisen und wesentlich umweltfreundlicher verbrennen. Alleine durch diese verbesserte Nutzung könnten rechnerisch 25 Haushalte mit Wärme aus Oberspiesheim beheizt werden.

    Sauberere Abluft

    Grenzwertig war die Biogasanlage bisher beim Ausstoß von Formaldehyd. Dieser Stoff gilt als toxisch und auch krebserregend. Nicht mehr als 0,6 Milligramm sollen zum Beispiel im Büro in einem Kubikmeter Luft enthalten sei. In der Abluft des Kamins der Anlage haben unabhängige Kontrolleure bis zu 0,57 Milligramm gemessen. Freiwillig, wie Tino Scheithauer betont, hat der Anlagenbetreiber deshalb Selektivkatalysatoren eingebaut und die Reinigung des Biogases durch Aktivkohlefilter verbessert, um den Wert auf deutlich unter 0,4 Milligramm zu senken.

    Neu ist die Katalysatoren-Technik nicht, wohl aber ihr Einsatz in Motoren im Dauerbetrieb. „Wir fahren immer Vollgas, deshalb sind die Katalysatoren ständig Hitze und Vibrationen ausgesetzt“, erklärt Bernhard Bedenk. Er rechnet deshalb nicht damit, dass die Lebensdauer der Katalysatoren länger als ein Jahr beträgt. Deutschlandweit dürften nach Bedenk an kaum mehr als fünf Orten Katalysatoren unter diesen Bedingungen laufen, so dass die Oberspiesheimer Anlage durchaus als Pilotprojekt gesehen werden kann.

    Weil auch für den Hersteller der Einsatz dieser Technik unter Dauerbelastung Neuland ist, ist die Anlage in Oberspiesheim in ein ständiges Entwicklungs- und Überwachungsprogramm einbezogen. „Eine umweltfreundliche, dem Stand der Technik angepasste Betriebsweise kommt allen zugute und verbessert die Akzeptanz einer solchen Anlage“, beschreibt Bedenk die Haltung der Bioenergie Oberspiesheim.

    Weitere 80 000 Euro investiert

    60 000 Euro hat der Anlagenbetreiber in die Katalysatoren investiert, weitere 20 000 in die Trocknungsvorrichtung. Die ständigen Innovationen sorgen für Leben im Haus. Laut Bernhard Bedenk kommen ständig Besuchergruppen nach Oberspiesheim – Ingenieure oder andere Betreiber von Biogasanlagen – um sich die neue Technik zeigen zu lassen.

    Seit Dezember 2006 läuft die Oberspiesheimer Anlage. Der Betreiber kann auf beachtliche Ergebnisse bei der Erzeugung von regenerativer Energie verweisen. Bis heute flossen rund 22 Millionen Kilowattstunden Strom in das Versorgungsnetz der ÜZ. Das ist ausreichend für 7500 Einwohner, also eine Stadt wie Gerolzhofen. Gleichzeitig erzeugte die Anlage 15 Millionen Kilowattstunden Wärme. Das entspricht dem Jahresbedarf von 470 Haushalten. Um eine vergleichbare Heizwirkung zu erzielen, müssten 1,8 Millionen Liter Heizöl verfeuert werden. Die alternative Energie aus Oberspiesheim „erspart“ der Atmosphäre 16 000 Tonnen Kohlendioxid gegenüber konventioneller Erzeugung.

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